Das Rheinland ist nach Auffassung des Genealogen Markus Weidenbach ein Paradies für Ahnenforscher. „Wir sind hier schon ein bisschen wie die Made im Speck“, sagte das Mitglied der Westdeutschen Gemeinschaft für Familienkunde (WGfF) im dapd-Interview in Ochtendung. Das gehe darauf zurück, dass die linksrheinischen Gebiete Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen besetzt worden seien.
Ochtendung (dapd-nrw). Das Rheinland ist nach Auffassung des Genealogen Markus Weidenbach ein Paradies für Ahnenforscher. „Wir sind hier schon ein bisschen wie die Made im Speck“, sagte das Mitglied der Westdeutschen Gemeinschaft für Familienkunde (WGfF) im dapd-Interview in Ochtendung. Das gehe darauf zurück, dass die linksrheinischen Gebiete Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen besetzt worden seien. Diese führten das Personenstandswesen ein, was mit der Errichtung von Standesämtern und der Dokumentation von Lebensdaten einherging.
Dieses System habe der König von Preußen ab 1815 für das Rheinland beibehalten. „Dadurch ist die Arbeit hier heute schon ein bisschen einfacher“, sagte Weidenbach, der für den WDR Prominente bei der Suche nach ihren Wurzeln unterstützt hat. Die rheinländische WGfF ist seinen Angaben zufolge heute mit 2.000 Mitgliedern die größte Vereinigung im deutschen Dachverband für genealogische Vereine. „Jeder 15. Ahnenforscher in Deutschland kommt aus dem Rheinland.“
Schwieriger ist die Familienforschung außerhalb des Rheinlandes: Weidenbach zufolge wurden Standesämter in den anderen preußischen Provinzen erst 1875 eingeführt. So beispielsweise in Königsberg, wo Personendaten bis dahin verteilt auf 20 bis 25 Pfarreien gesammelt worden seien. „Und Sie wissen heute nicht, welche davon Sie brauchen“, berichtete Weidenbach. Adressbücher aus der damaligen Zeit gebe es auch keine. „Da hangeln Sie sich von Pfarrei zu Pfarrei, das ist eine Mordsarbeit“, sagte der Genealoge.
Trotz der oft langwierigen und teuren Recherchen wird die Suche nach den eigenen Wurzeln zusehends beliebter. Manche Forscher sprechen sogar von einem Boom der Familiengeschichtsforschung. Eine repräsentative Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab 2007, dass jeder zweite Deutsche gerne mehr über seine Vorfahren wissen würde. In 44 Prozent aller Familien hat sich bereits jemand mit den eigenen Ahnen befasst, 1981 waren es noch 38 Prozent.
dapd
2012-08-06 06:26:37.0