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Blitz-Marathon – „Schleicher“ statt Raser auf den Straßen

Blitz-Marathon – „Schleicher“ statt Raser auf den Straßen

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Blitzer-Marathon Lünen Moltkestraße
Zum zweiten Mal geht die Polizei seit Dienstagfrüh um 6 Uhr mit einem Blitz-Marathon in NRW gegen Raser vor. 3300 Polizisten kontrollieren 24 Stunden lang an mehr als 3100 Gefahrenstellen mit Radarfallen die Geschwindigkeit. Zur Halbzeit wurden verhältnismäßig wenige Raser erwischt. Die Chronik des Dienstags.

Essen. 

Autofahrer aufgepasst: Wieder nimmt die Polizei in NRW mit dem zweiten Blitz-Marathon Raser ins Visier. An 3100 Punkten stellen die Beamten bis Mittwoch, 6 Uhr, Radarfallen auf. 3300 Polizisten überprüfen die Geschwindigkeit. NRW-Bürger hatten auf Bitten der Polizei in den vergangenen Tagen rund 15.000 Wutpunkte gemeldet, an denen regelmäßig gerast werde.

Beim Blitzmarathon werden Raser nicht zur Kasse sondern auch zum Gespräch gegeben, und es werden Schockvideos gezeigt. „Die Botschaft lautet: Jeder muss jederzeit und überall mit einer Kontrolle rechnen“, so Innenminister Jäger, der selbst bei einer Radarkontrolle in Essen-Borbek Stellung beziehen will.

An diesen Gefahrenpunkten kontrolliert die Polizei beim NRW-Blitz-Marathon die Geschwindigkeit. Reaktionen, Raser und erste Bilanzen der Polizeidienststellen in der Rückschau des Tages.

Der NRW-Blitz-Marathon in der Chronik

20:45 Uhr: Auch wenn vielerorts schon erste Resümees zum Blitzer-Marathon gezogen werden: Vorbei ist die Aktion noch nicht. Die ganze Nacht hindurch überwacht die Polizei weiter den Verkehr in Nordrhein-Westfalen. Erst um 6 Uhr in der Frühe wird die 24-Stunden-Aktion beendet.

18:59 Uhr: Positive Zwischenbilanz auch aus Dortmund: Bis zum Nachmittag kontrollierten die Beamten dort 27.014 Autofahrer – 707 von ihnen waren zu schnell. 26 Gurtmuffel wurden außerdem angehalten. Ein Autofahrer musste unter Verdacht auf Drogenkonsum zur Wache.

17:50 Uhr: Die Zahlen zum zweiten Blitzmarathon hat die Essener Polizei erst am Mittwoch auf dem Tisch liegen. Eine erste Bilanz traute sich Polizeisprecher Ulrich Faßbender schon nach Ende des Einsatzes der Frühschicht zu: „Alles fährt defensiv und entspannt. Die Kampagne zeigt Wirkung.“ Nicht bei allen, denn einigen Autofahrern ist offenbar nicht zu helfen. Trotz des einwöchigen Medien-Trommelfeuers nach der Ankündigung der Wiederholung des Polizei-Großeinsatzes fuhr auf der Alfredstraße in Höhe der Moritzstraße ein Autofahrer mit 91 km/h netto, also nach Abzug der Toleranz, in einen der Dutzenden von Blitzern. Erlaubt sind an dieser Stele 50 km/h. Macht nach dem aktuellen Flensburger Katalog 200 Euro, vier Punkte im noch geltenden 18-Punkte-System und einen Monat Fahrverbot.

17:29 Uhr: In Oberhausen hielt sich am Dienstag ein Großteil der Verkehrsteilnehmer an die Regeln: An 16 Kontrollstellen wurden insgesamt 660 Fahrzeuge gemessen, davon waren 37 zu schnell. Der schnellste Autofahrer in der 30er-Zone war mit 55 km/h unterwegs. In einer 50er-Zone war der schnellste mit 63 Stundenkilometern unterwegs. „Ich hätte mir gewünscht, dass noch mehr Autofahrer die Regeln einhalten. Die sind kein Selbstzweck. Jeder sollte sich bewusst machen, dass ein paar Stundenkilometer zuviel entscheidend sind“, sagte der Leiter der Oberhausener Verkehrsdirektion Jürgen Fix.

16:50 Uhr: Auch Innenminister Ralf Jäger hat eine erste positive Zwischenbilanz gezogen. Die öffentliche Diskussion habe dazu geführt, dass die Autofahrer verantwortungsbewusster fahren. Mehr als 15.000 Bürger seien dem Aufruf der Polizei gefolgt, „Wutpunkte“ zu melden. Landesweit kontrollieren 3.300 Polizistinnen und Polizisten an 3.142 Messstellen. Die Polizei setzt dabei 120 Radargeräte und 670 Lasergeräte ein. Hinzu kommen mehr als 500 Kontrollstellen an denen etwa 200 Mitarbeiter von 75 Kommunen die Geschwindigkeit messen. „Damit handelt es sich um die größte Geschwindigkeitskontrollaktion in NRW“, sagte Jäger.

Mülheimerin würde gerne selbst einen Blitzer bauen

16:22 Uhr: Nach dem ersten Drittel des Blitzmarathons hat die Duisburger Polizei eine positive Bilanz gezogen. Zwischen 6 und 14 Uhr kontrollierten die Beamten rund 350 Fahrzeuge, von denen 100 zu schnell unterwegs waren. Auf der Werthauser Straße in Hochfeld und auf der Kardinal-Galen-Straße in Duissern waren zwei Autofahrer bei erlaubten 50 km/h jeweils 25 km/h zu schnell. Noch bis 6 Uhr am Mittwochmorgen ist die Polizei mit sämtlichen Radargeräten und Laserpistolen im Einsatz.

15:26 Uhr: Mit sechs Teams ist die Mülheimer Polizei beim Blitzer-Marathon unterwegs. Die großen Ankündigungen im Vorfeld der Aktion haben aber zumindest den Kontrollstellen Schilsberg und an der Brüsseler Allee in Saarn dazu beigetragen, dass die Autofahrer sich zumindest heute gebremst haben. Die Anwohner dieser beiden Straßen sind aber recht dankbar, dass die Polizei an diesen Stellen Präsenz zeigt. Und so bekommen die Polizisten gleich weitere Stellen genannt, auf die sie mal ein Auge haben sollen. Eine Mülheimerin wollte gar wissen, ob man sich nicht selbst einen Blitzer bauen kann, um die Autofahrer zum langsameren Fahren zu animieren. Zumindest ein Beispiel aus Moers, das im Sommer 2011 bundesweit für Medien-Interesse gesorgt hat, zeigt, dass dies eine Grauzone ist, die aber durchaus funktioniert.

14:40 Uhr: An 24 Messstellen in Dortmund und Lünen wollten Messpaten den Beamten über die Schulter schauen, wobei manch einer auch nicht zur verabredeten Stelle erschien. Den Messpaten sind die Beamten dankbar für die Hinweise zu „Wutpunkten“, die sie mit den eigenen Erfahrungen zu der langen 24-Stunden-Liste zusammenbastelten. Wobei sie diese Messpaten nicht als „Petzen“ sehen, sondern sich auch für diese einen Lerneffekt ausrechnen. „Manch einer muss womöglich seinen subjektiven Eindruck korrigieren, dass an einer bestimmten Stelle doch nicht so schnell gefahren wird wie vermutet“, meint May.

Polizei-Behörden ziehen positive Zwischenbilanz 

14:17 Uhr: Auch einige unserer Facebook-Nutzer scheinen das Schleicher-Phänomen beobachtet zu haben: „Nervig sind die Autofahrer, die heute die gesamte Zeit 30 km/h fahren nur weil die Angst haben, geblitzt zu werden!“ schreibt etwa Karsten Stepniak.

14:03 Uhr: 420 sogenannte „Wutpunkte“ hatten Bürger aus Dortmund und Lünen bei den Polizeiwachen eingereicht. Gemeinsam mit der Stadt sind am 3. Juli nun mehr als 250 Mitarbeiter und Beamte unterwegs, um auf 90 Straßen vor allem in Dortmunder Schul- und Kindergartennähe sowie in Wohngebieten die Geschwindigkeiten zu kontrollieren. „Das Thema Rasen beschäftigt ganz offensichtlich die Leute“, berichtet Frank May von der Polizeiinspektion 1, der sonst auf der Wache in Hörde Dienst schiebt. „Schon vor dem Start der offiziellen Meldeaktion teilten uns Bürger viele Messpunkte mit, tagelang war dies immer wieder Thema in persönlichen Gesprächen und am Telefon.“

13:47 Uhr: An 68 Stellen blitzt die Polizei im Hochsauerlandkreis. Eine Station – das Oberdorf in Olsberg-Antfeld. Ein 66-jähriger Rentner, der namentlich nicht genannt werden möchte, hatte den Punkt vorgeschlagen, weil dort morgens zu Schulbeginn zu schnell gefahren werde. Eine Anwohnerin erwischte es dann auch. 15 Euro musste sie zahlen. „Und dabei wollte ich doch bloß zum Blumengießen auf den Friedhof. Hättest Du Dich nicht mit einer Fahne hinstellen und mich warnen können?“, fragte sie den Dorfbewohner.

13:35 Uhr: Die Hagener Polizei hat eine Bilanz der ersten vier Stunden gezogen – also bis 10 Uhr. Insgesamt wurden 35 Verwarnungsgelder (sprich: bis zu 20 km/h zu viel) und eine Ordnungswidrigkeit (mehr als 20 Km/h zu viel) ausgesprochen. „Die Zahlen sind erfreulich niedrig“, sagt Pressesprecher Ulrich Hanki.

13:30 Uhr: In Moers gibt es fünf Kontrollpunkte im Rahmen des Blitzermarathons. Nach den Einsätzen an der Filder Straße / Venloer Straße und an der Düsseldorfer Straße wurden bis kurz nach 12 Uhr elf Autofahrer geblitzt. Sie waren alle nur geringfügig zu schnell gefahren.

13:23 Uhr: In Düsseldorf war es bis 12 Uhr laut Polizei „relativ ruhig“. Am Messpunkt Universitätsstraße gab es am Vormittag sogar keine einzige Geschwindigkeitsübertretung. Am Morgen stoppte die Polizei ein paar Autofahrer, die auf dem Weg zur Arbeit zu schnell unterwegs waren. Die übliche Ausrede lautete: „Ich bin zu spät.“ Die Polizei in Düsseldorf riet den Fahrern, fünf Minuten früher loszufahren. Die Polizei Düsseldorf kontrolliert an mehr als 120 Stellen.

13:09 Uhr: „Ach ja, ist ja Blitzmarathon“, diese Worte hören die beiden Duisburger Polizisten Andresa Diersch und Andreas Dahnel heute von vielen der Temposünder, die bei beiden rausgewunken haben. Zuletzt waren sie an der Hansastraße in Duissern im Einsatz. Dort hatten sich Anwohner drüber beschwert, dass hier viele Autofahrer zum Innenhafen häufig zu schnell unterwegs sind. Drei Fahrer erwischten die beiden Streifenbeamten an dieser Stelle, an Tempo 30 gilt. Im Gegensatz zu Kontrollen an anderen Tagen zeigen sich die meisten Autofahrer auch einsichtig. Diskussionen gibt es kaum. Auch böse Wort nicht. Aber das sei sowieso selten geworden, so die Erfahrung der beiden Beamten. Ergiebiger war dagegen ihr Einsatz am Karrenweg in Rumeln-Kaldenhausen, wo die beiden Beamten direkt um 6 Uhr blitzten. Auch hier gilt Tempo 30. Die Reaktionen vieler Autofahrer: Och, wir hätten nicht gedacht dass Sie wirklich so früh unterwegs sind.“

12:57 Uhr: An 71 Stellen stehen die Radargeräte beim 2. Blitzermarathon im Kreis Soest. Rund 50 Polizeibeamte sind im Einsatz. Auch dort halten sich die meisten Verkehrsteilnehmer an die Geschwindigkeitsregeln. Einige Raser mussten aber schon das Portemonnaie zücken. Polizeisprecher Winfried Schnieders: „Entscheidend ist nicht die Masse der Kontrollen, sondern der Lerneffekt für die zu schnellen Autofahrer.“

12:38 Uhr: Die Duisburger Polizei will alle Stadtbereiche gleichmäßig abdecken. Deshalb werden die Blitz-Standorte im Zwei-Stunden-Takt gewechselt. Für eine ist es laut Polizei-Sprecher Stefan Hausch noch zu früh.

12:15 Uhr: Zwischenbilanz für den Dortmunder Süden: Es ist ruhig, die Polizei und die Autofahrer sind dem Wetter angepasst entspannt. Die Bürger reagieren freundlich auf die Kontrollen und loben die Aktion.

11:58 Uhr: Sieben in einer Stunde: Das ist die Ergebnis der Kontrolle der Polizei Bochum am Werner Hellweg am Vormittag. Sieben Fahrer waren zu flott unterwegs und wurden herausgewunken. Der Schnellste wurde mit 73 km/h gemessen, erlaubt sind höchstens 50. Das bleibt auch nach Abzug der Toleranz immer noch ein teurer Spaß. 95 Euro plus Verwaltungsgebühren sowie ein Punkt in Flensburg kommen auf den Raser zu. Polizeihauptkommissar Bodo Klettke zieht insgesamt aber eine positive Bilanz: „Für das Verkehrsaufkommen hier sind sieben erwischte Autofahrer recht wenig. Dafür, dass es groß angekündigt wurde, sind es aber immer noch relativ viele“. Ein Fahrlehrer, der an einer roten Ampel gleich neben Kommissarin Sonja Peretz hält, merkt an: „Vor ein paar Tagen ist hier ein Motorradfahrer mit 140 km/h an mir vorbei gerast. Da hätten Sie mal hier stehen müssen.“ Nach gut einer Stunde packen Bodo Klettke und Sonja Peretz ihr Lasergerät wieder ein. Der Blitz-Marathon geht im Bochumer Südwesten weiter.

Menden wurde bei Blitz-Marathon fast vergessen 

11.41 Uhr: Am Donnerberg in Ober-Frintrop an der Grenze zu Oberhausen sind die Anwohner wütend: Ihre Anliegerstraße wird häufig als Schleichweg genutzt – wobei Schleichen der falsche Begriff ist. Tempo 30 sollte hier die Regel sein, ist aber oft leider die Ausnahme. Am Dienstag kontrolliert die Polizei dort deswegen verstärkt. Mit dem Berufsverkehr komme auch der Schwerlastverkehr, haben sich die Anwohner bei der Polizei beschwert. Das soll am Nachmittag überprüft werden.

11:26 Uhr: In Essen ist mit Wolfgang Lingenau einer der „Blitz-Paten“ ebenfalls zur Schlossschule gekommen. „Mir ist erst kürzlich passiert, dass mich jemand in der Tempo-30-Zone überholt hat“, empört sich Lingenau. Die Polizei ist mit dem Verlauf heute zufrieden: „Bislang verlief für die Kollegen der Morgen recht ruhig. Die Autofahrer halten sich größtenteils an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten. Dies ist sicher auch Resultat der Berichterstattung im Vorfeld; jeder weiß halt, das heute allerorts mit verstärkten Kontrollen zu rechnen ist“, sagte Polizeisprecher Raymund Sandach.

11:11 Uhr: In Oberhausen steht Polizeisprecherin Monika Frische hinter einer Radarpistole an der Josefstraße in Styrum, eine Tempo-30-Zone: Für ein Fazit sei es noch ein bisschen zu früh sagt sie. „Obwohl warten Sie, da sind grad zwei Autos direkt gelasert worden. Das eine mit 44 km/h, das andere mit 45 km/h. In Sicherheit wiegen kann sich hier keine“, sagt Monika Frische am Telefon.

11:06 Uhr: Peinlich: Menden wäre beim Blitzmarathon fast vergessen worden: Aus Versehen war die Hönnestadt von der Kreispolizeibehörde zunächst nicht berücksichtigt worden – seit heute Morgen steht in der Innenstadt im Bereich Südwall aber eine Radarkontrolle.

10:51 Uhr: Zwei Geschichten aus Dortmund zeigen exemplarisch, wie ärgerlich so eine konzentrierte Radarkontrolle sein kann: Am Ostwall fischen drei Beamte einen Autofahrer mit 63 bei erlaubten 50 km/h aus dem Verkehr. Einsichtig nimmt er den Zahlschein über 15 Euro in seinem schwarzen Geländelimousine entgegen. Um dann zu sagen: „Das ist einfach ärgerlich. Heute morgen habe ich auf der Arbeit die Kündigung erhalten, und jetzt das noch…“ Auch die zweite Episode ein paar Minuten später an gleicher Stelle ist nicht ohne. Ein Familienvater will seine Tochter im silbernen Sportwagen zum Kindergarten bringen und ist – nach eigener Aussage – spät dran. Moderate 11 km/h zu schnell. „Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich zu schnell bin“, sagt er und will einsichtig zahlen. Doch als die Modalitäten beendet sind, kracht es, und zwar heftig: Beim Zurücksetzen fuhr der Mann gegen einen Hydranten, der wohl im toten Winkel lag. Das Heck rund um das zerstörte Rücklicht ist stark beschädigt. Der Polizist schätzt den Schaden auf rund 4000 bis 5000 Euro. Ein weiterer Streifenwagen wird herbeigerufen, nimmt dies auf, auch Stadt und Feuerwehr müssen verständigt werden. Da fällt einem nur der Spruch von Fußball-Philosoph Andreas Brehme ein: Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“

Innenminister Ralf Jäger besucht Blitz-Marathon in Essen 

10:40 Uhr: In einer Tempo-30-Zone im Dortmunder Osten unterhalten sich zwei Frauen auf dem Bürgersteig: „Wollten die hier bei uns nicht auch blitzen?“ – „Ja, aber die stehen hinten, am anderen Ende.“ Grinsend gehen beide zu ihren Autos.

10:27 Uhr: In Hagen wird heute an 20 Messstellen geblitzt. Eine erste Bilanz könne man zwar noch nicht ziehen, sagte Polizeipressesprecher Ulrich Hanki: „Es war nichts Dolles dabei, aber darüber sind wir froh. Wir wollen ja nicht die Geldeinahme erhöhen, sondern das Geschwindigkeitsniveau senken. Und das funktioniert bislang gut.“ Eine Autofahrerin, die gegen 7 Uhr angehalten wurde, war nur ein wenig zu schnell, telefonierte aber gerade mit dem Handy. Das war auch schon der Höhepunkt des Morgens.

10:11 Uhr: Der Besuch von Innenminister Ralf Jäger beim Blitzmarathon an der Schlossschule in Essen-Borbeck wird von Blitzlichtgewitter begleitet – das ist aber eher dem riesigen Medienrummel geschuldet. Jäger sagte, der Blitz-Marathon könne nur ein Mosaikstein in der Unfallprävention sein. Auf seinem Weg von Düsseldorf nach Essen habe er beobachtet, dass heute entspannt gefahren werde. Jäger selbst konnte das Geschehen vom Beifahrersitz aus beobachten, er wurde gefahren.

9:45 Uhr: Mit den Blitzern machte heute Morgen auch Silvia „Bekanntschaft“. Auf Facebook schreibt sie: „Ich musste eben einen Schulbus durch eine Spielstraße kutschieren… 10 km/h war wohl Schrittgeschwindigkeit… langsamer ging bei bestem Willen nicht. War wohl in Ordnung. Die netten Herren in Blau standen praktisch in Warstein mitten in einem Blumenkübel.“

9:24 Uhr: In Duisburg steht die Polizei aktuell unter anderem auf der Singstraße, der Eschenstraße, der Bürgermeister-Pütz-Straße, der Hermann-Grothe-Straße, der Gerhart-Hauptmann-Straße und der Winkelhauser Straße. Allerdings, so kündigt ein Sprecher an, werden die Blitzpunkte in der nächsten halben Stunde schon wieder geändert.

9 Uhr: Innenminister Ralf Jäger ist in Essen vor der Schule an der Borbecker Schlossstraße 192 eingetroffen. Am Morgen, zu Beginn der Aktion, hatte der Minister nocheinmal betont: „Auf unseren Straßen sterben zu viele Menschen. Zu hohe Geschwindigkeit ist der Killer Nr.1 “.

8:53 Uhr: Claudia Patz schreibt uns auf Facebook, dass sie lieber sehen würde, wenn dauerhaft in Spielstraßen und 30er Zonen mehr Polizeipräsenz wäre.

8:51 Uhr: An der Messstelle Benninghofer Straße in Dortmund-Benninghofen hatte die Polizei einen ruhigen Morgen. In der 30-Zone vor einer Grundschule winkten die Beamten acht Autos aus dem Verkehr. Der schnellste Wagen wurde mit 49 „Sachen“ gemessen. Einige Fahrzeuge wurden nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit, sondern weil die Fahrer nicht angeschnallt waren. Spannend könnte noch ein Fall werden, bei dem die Polizisten feststellten, dass etwas mit der Tüv-Plakette nicht stimmte. Der Verdacht: Der Fahrer hat sein stillgelegtes Auto auf eigene Faust wieder in Betrieb genommen. Das wäre Urkundenfälschung.

„Wer dennoch geblitzt wird, ist einfach zu blöd“ 

8:28 Uhr: In Dortmund wird später noch am Max-Planck-Gymnasium auf der Ardey-Straße geblitzt. Dort hatte sich ein Busfahrer beschwert, dass rücksichtslos von dem Schulgelände herunter gerast wird.

8:15 Uhr: Wie gerade das NRW-Innenmisterium gemeldet hat, funktioniert die Service-Seite wieder.

8:10 Uhr: Da wird die Autofahrerin Post von der Staatsanwaltschaft bekommen: Mit 59 km/h raste sie durch die 30-Zone „Am Heisterbach“ in Dortmund. Dabei ist die Straße sogar mit Verkehrshügeln und Fahrbahnverengungen angelegt. Die meisten Autofahrer wurden mit 39 bis 42 Stundenkilometern geblitzt – und zeigten sich in der Regel einsichtig.

8:01 Uhr: Heidi Schaefers spricht auf unserer Facebook-Seite Klartext: „Boah, dieses alberne Geheule über Abzocke!!! Haltet euch an die Regeln, dann kann keiner abgezockt werden. Ihr Heulsusen seid echt peinlich!!! Im Übrigen sind die Blitzstationen kaum zu übersehen. Eigentlich fehlt nur noch das riesengroße Schild „Hier wird geblitzt!“ Und wer dennoch geblitzt wird, ist einfach zu blöd!!!“

7:51 Uhr: Die Polizei versichert, dass sie die Wutpunkte der Bürger ernst nimmt: „Es geht kein Vorschlag verloren“, hat Innenminister Ralf Jäger versprochen, der sich am Dienstagmorgen an einer Kontrollstelle vor der Schule an der Borbecker Schlossstraße 192 einfinden wird.

7:35 Uhr: Das NRW-Innenminsterium räumt jetzt offiziell technische Probleme bei ihrer Übersichtsseite zum NRW-Blitz-Marathon ein – gehackt sei die Seite aber nicht, versicherte ein Sprecher. Gestern habe die Seite noch funktioniert. Heute gebe es Probleme mit dem externen Server: Jetzt werde mit Hochdruck an der Live-Schaltung gearbeitet. Wer wissen will, wo die Radarfallen stehen, kann in unserer ausführlichen Blitzer-Liste nachschauen.

7:18 Uhr: Twitterer Rainer Kluthe nimmt die Aktion mit Humor: „Ich hoffe seit Jahren vergebens, endlich mal mit dem Rennrad‬ geblitzt zu werden. Vielleicht klappt’s ja heute!“

Service-Seite der NRW-Polizei zum Blitz-Marathon funktioniert nicht

7:09 Uhr: Da scheint etwas richtig schief gegangen zu sein: In einer Pressemitteilung von vor wenigen Minuten verweist das NRW-Innenministerium auf die eben erwähnte Internetseite: „Eine landesweite Liste mit Kontrollstellen für den 24 -Stunden-Blitz- Marathon ist im Internet unter www.24h-Blitz-Marathon.de zu finden.“ Wir bleiben dran.

6:59 Uhr: Wer übrigens nach dem Blitz-Marathon googelt und sich auf dem offensichtlichen Angebot der Polizei NRW als einem der obersten angebotenen Links informieren will, landet auf einer Internet-Seite, die nichts mit der Aktion zu tun hat. Darauf weist Twitterer Nils hin.

6:45 Uhr: Die Meinungen zum Blitz-Marathon gehen sehr auseinander: Via Twitter schreibt uns „DerBastard„: „Ich find’s gut. In unserer Straße (30-Zone) wird auch immer geheizt wie am Nürburgring.“ Stefan pe Esel meint bei Facebook ironisch: „Ist doch beruhigend zu wissen, dass 90% der Polizisten auf der Straße sind und mit Radar-Pistolen spielen … Dann haben Gangster/Diebe/Gauner ja heute freie Bahn, solange sie nicht mit dem Auto fahren…“

Essener Bürger melden die meisten Gefahrenpunkte in NRW 

6:32 Uhr: Beim Blitz-Marathon ist Essens Polizeibehörde schon jetzt Sieger in NRW: 1229 Bürger meldeten Gefahrenpunkte. Das sind die meisten Radar-Wünsche landesweit. Am Ende stehen 141 Wutpunkte auf der Liste der Polizei, von denen 116 bei der 24-Stunden-Aktion abgearbeitet werden.

6:20 Uhr: Beim ersten Blitz-Marathon im Februar wurde laut Polizei nur halb so viel gerast wie an anderen Tagen. Während der 24 Stunden in der ersten Runde kontrollierten die Beamten in NRW rund 456.000 Verkehrsteilnehmer. 17.169 fuhren zu schnell.

6:09 Uhr: In NRW werden in den nächsten 24 Stunden 3300 Polizisten an 3100 Standorten die Radarfallen zuschnappen lassen. Dazu kommen weitere 200 kommunale Mitarbeiter, die an mehr als 500 Kontrollstellen die Geschwindigkeit messen. „Uns ist es wichtig, dass wieder 75 Kommunen beim Blitz-Marathon mitmachen“, so Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Vorfeld.

6:00 Uhr: Der zweite Blitz-Marathon der Polizei in NRW ist gestartet. Als erstes wird der Berufsverkehr ins Visier genommen.

(Ingmar Kreienbrink, Steffen Gerber, Marc Wolko, Stefan Reinke, Tobias Appelt, Jasmin Kleemann, Sina Heilmann, Hartwig Sellmann, Frank Tischhart, Jennifer Schumacher, Andreas Bartel)

Hier stehen die Radarfallen