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Günther Oettinger macht Witze über Chinesen und Frauen

Günther Oettinger macht Witze über Chinesen und Frauen

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1492B80058906E2B.jpg Foto: dpa
In einem Video spricht Günther Oettinger von der „Pflicht-Homoehe“ und zieht über Chinesen her. Nun wird ihm Rassismus vorgeworfen.

Hamburg. 

Es ging ein Raunen durchs Netz: Als am Freitag bekannt wurde, dass Günther Oettinger nicht länger EU-Digitalkommissar ist, waren viele Netzaktivisten erfreut. Als Experte für digitale Themen hatte sich der Politiker nie präsentiert.

Viele Nutzer machten ihrer Freude über die Personalie auf Twitter kund und machten sich über Oettingers fehlendes Netzwissen und mangelnde Englischkenntnisse lustig.

Verbreitet wurde auch ein aktueller Videoclip, der am Mittwoch beim 27. „EuropAbend“ des AGA Unternehmensverbands in Hamburg aufgenommen worden war. In dem YouTube-Video hält der designierte EU-Haushaltskommissar vor etwa 200 Gästen eine Rede. Und Oettinger teilt aus – gegen Frauen, Homosexuelle, Chinesen, Gerhard Schröder und Horst Seehofer. Einige Äußerungen werden im Netz jetzt als rassistisch bewertet.

Bloggerin findet Äußerung rassistisch

Diese Meinung teilt der Verleger Sebastian Marquardt, der das Video hochgeladen hat. Zu Beginn des Clips kommt der Vermerk, Günther Oettinger habe von „Schlitzohren und Schlitzaugen“ gesprochen. Danach habe er sich entschieden, die Rede aufzuzeichnen, schreibt Marquardt.

Die Bloggerin Journelle bestätigt Oettingers Wortwahl. Sie berichtete auf Twitter bereits am 26. Oktober von dem Vorfall. Günther Oettinger habe von „Schlitzaugen“ gesprochen. „So einen Rassismus halte ich ja für absolut unmöglich“, kommentiert sie seinen Auftritt. In einem weiteren Tweet schreibt sie: „Oh jetzt spricht @GOettingerEU von „Pflichthomoehe“. Ich brauche mehr Wein.“

Oettinger lästert über Ehe-Aus von Gerhard Schröder

So sagt Oettinger in dem Video: „Die deutsche Tagesordnung mit Mütterrente, Mindestrente, Rente mit 63, Betreuungsgeld, der komischen Maut – die aber nicht kommen wird –, bald noch mit der Pflichthomo-Ehe – wenn sie dann eingeführt wird. Die deutsche Tagesordnung genügt meiner Erwartung an deutsche Verantwortung in keiner Form.“ Zuschauer lachen.

Auch diese Äußerung wird inzwischen kritisiert. Oettinger erklärt: „Letzte Woche waren die chinesischen Minister bei uns, zum Jahresgipfel China-EU. Neun Männer, eine Partei. Keine Demokratie, keine Frauenquote, keine Frau – folgerichtig.“ Dann sagt er weiter: „Alle: Anzug, Einreiher dunkelblau, alle Haare von links nach rechts mit schwarzer Schuhcreme gekämmt.“ Gelächter.

Kritik in den sozialen Netzwerken

Aber auch Politiker-Kollegen bleiben nicht verschont. Horst Seehofer (CSU) bezeichnet der CDU-Politiker als „Populist light“ und zu Gerhard Schröder (SPD) sagt Oettinger: „Der hat ja nun Zeit, Vermittler im Fall Tengelmann Kaiser’s zu werden. Die von ihm unterstützte Pipeline Nord Stream 2 werde schließlich nicht gebaut, und die Frau ist ihm weggelaufen.“

In den sozialen Netzwerken gibt es viel Kritik für diesen Auftritt. Moderator Jan Böhmermann teilte auf Twitter das Video: „Günther Oettinger ist atemberaubend doof, eine rhetorische Niete, fachlich inkompetent und unser Mann für Europa!“

Volker Beck: Oettinger hat letzten Jahrzehnte verschlafen

Grünen-Politiker Volker Beck twitterte: „Seine Herabwürdigungen gegenüber Frauen, Chinesen und Homosexuellen sollte #Oettinger schleunigst wieder einsammeln.“ Und weiter: „Ein Wahnwichtel fürchtet sich vor der homosexuellen Zwangsverheiratung: Der homophobe Spruch von der drohenden Pflicht-Homoehe zeugt davon, dass der Herr Kommissar die letzten Jahrzehnte verschlafen hat.“

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley stellte Oettingers Eignung als künftiger EU-Haushaltskommissar in Frage. „Jemand, der offene rassistische und homophobe Ressentiments bedient, disqualifiziert sich für politische Spitzenposten“, sagte sie „Spiegel Online“. „Günther Oettinger sollte mal dringend sein Weltbild überprüfen. Ein EU-Haushaltskommissar mit solchem Gedankengut könnte der ganzen EU Schaden zufügen.“