Es ist paradox: Dort, wo die wenigsten Ausländer leben, ist der Fremdenhass am größten. Das wissen wir aus zahlreichen Studien zur Ausländerfeindlichkeit. Die Untersuchung der Universität Münster bestätigt dieses Phänomen erneut. Die Deutschen sind auch deshalb dramatisch intoleranter gegenüber dem Islam, weil sie kaum Kontakte zu Muslimen haben. In Frankreich, das Land mit dem positivsten Islambild der befragten Länder, ist das ganz anders.
Sind wir nun ein unbelehrbares Volk, das sich vor fremden Kulturen und Religionen abschottet und sie ablehnt? Immerhin, die Deutschen wollen nicht unfair sein, die Mehrheit will fremde Kulturen durchaus anerkennen. Doch das Gefühl der Bedrohung ist groß. Vor diesem Hintergrund wird die Aufregung um den Präsidenten-Satz „Der Islam gehört zu unserer Kultur“ begreifbar. Die Sarrazin-Debatte macht die vorhandene Stimmung deutlich obwohl – wohlgemerkt – die Befragung kurz zuvor stattfand.
Man muss nun geduldig sein, mit Aufklärung und im Dialog auf die Vorurteile einwirken. Wir haben einen langen Lernprozess vor uns. Muss uns die Studie erschrecken? Vielleicht. Besser wäre es, wenn sie uns aufschreckt.