Eigentlich wollte FDP-Chef Christian Lindner am Dienstag bei den „Wirtschaftspolitischen Gesprächen“ vor Studenten an der Uni Leipzig sprechen. Dann sprach er auf einmal mit einer Gruppe Schüler – die ihrerseits aber nicht mit ihm reden wollten.
„Fridays for Future“: Was war passiert? Gruppe stürmt Vortrag
Ein Video des Vorfalls zeigt es: Während des Gesprächs auf dem Podium an der Uni stürmte plötzlich eine Gruppe von „Fridays for Future“-Aktivisten den Saal, hielt Transparente in die Höhe: „Klimaschutz nur von Profiteur*innen umweltzerstörender Politik? Nur über unsere Leichen.“
Christian Lindner reagiert prompt auf „Fridays for Future“
Der FDP-Mann reagierte prompt, zitierte den Soziologen Jürgen Habermas und hatte ein Angebot an die Demonstranten: „Heute ist der 90. Geburtstag von Jürgen Habermas. Der hat einmal gesagt: In der Demokratie muss es herrschaftsfreien Diskurs geben und den zwanglosen Zwang des besseren Arguments. Deswegen: Hier stehen dürft ihr. Hier liegen und schlafen dürft ihr. Stören dürft ihr nicht. Euch zu Wort melden und diskutieren ist herzlich willkommen.“
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Die „Fridays for Future“-Aktivisten gingen auf das Angebot allerdings nicht ein. Sie skandierten lautstark: „Climate Justice now!“ Dann war ihr Protestakt auch schon vorbei.
Dass es inzwischen Gräben gibt, wird an einem Ausruf aus dem Plenum deutlich: „Verpisst euch, ihr Kommunisten“, rief einer.
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Lindner: „Moment, Sie wollen doch jetzt nicht gehen?“
Christian Lindner, der Profi ist, wenn es um öffentliche Auftritte geht, richtete sich an die augenscheinliche Organisatorin der Aktion: „Moment, Sie wollen doch jetzt nicht wirklich gehen?“ Sein Gegenüber nickte nur. Lindner legte nach: „Aber sie können doch nicht einfach stummen Protest machen und brüllen und das Gespräch zu suchen.“
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Die junge Frau wiegelt ab, will das Mikrofon von Christian Lindner. Der bittet um Geduld: „Sie bekommen das Mikrofon sofort“, doch die junge Frau wiegelte ab, las etwas von ihrem Smartphone-Bildschirm ab, was leider im Video kaum zu verstehen ist.
Kritik wegen des „Profi“-Satzes
Also sprach Christian Lindner weiter: „Es kommen hier Aktivisten mit einem berechtigten Anliegen. Die junge Frau beklagt, dass in der Politik zu wenig über Klimapolitik gesprochen wird. Und wenn die Gelegenheit dazu heute hier besteht, verpassen sie die Möglichkeit, das zu nutzen. Ich halte das für falsch und undemokratisch.“
Christian Lindner war im Zusammenhang mit der Diskussion um die „Fridays for Future“-Bewegung zuletzt immer wieder in die Kritik geraten. Unter anderem hatte er gesagt, man solle das Thema Klimawandel nicht Schülern, sondern lieber Profis überlassen.
„Fridays for Future“ reagieren
Viele hatten ihm das als Arroganz ausgelegt. Andere wiederum kritisierten den FDP-Chef dafür, weil er im Wahlkampf noch mit dem Slogan „Schulranzen verändern die Welt. Nicht Aktenkoffer“ geworben hatte. Widerspricht sich Lindner damit selbst?
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Im Interview mit DERWESTEN hatte Lindner vor der Europawahl allerdings betont, er sei missverstanden worden: „Ich bin einer der wenigen, der diese Bewegung ernst nimmt, denn ich setze mich mit den Inhalten tatsächlich auseinander.“
Inzwischen hat „Fridays for Future“-Leipzig via Facebook reagiert. Demnach haben auch Aktivisten der Gruppe „Ende Gelände“ und „Extinction Rebellion“ an der Aktion teilgenommen.
Das Argument der Aktivisten: „Auf eine darauffolgende Diskussion wurde bewusst verzichtet, da zum einen die Forderungen von Fridays for Future öffentlich bekannt sind und alle wichtigen Fakten seit einigen Jahrzehnten auf dem Tisch liegen. Über diese muss nicht mehr diskutiert werden. Wenn Sie, Herr Lindner, jedoch darüber diskutieren wollen, wie die Klimakrise konkret gelöst werden soll, können Sie gerne in einen Dialog mit den Scientists 4 Future treten.“