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Evangelische Lehrer an katholischen Schulen

Evangelische Lehrer an katholischen Schulen

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Foto: WP
Mit der leichteren Umwandlung von Bekenntnisschulen in städtische Gemeinschaftsschulen ohne konfessionelle Bindung ändert sich in NRW auch einiges beim Unterricht – und bei der Religionszugehörigkeit der Lehrer.

Düsseldorf. 

SPD und Grüne ebnen heute im Landtag den Weg für eine leichtere Umwandlung so genannter Bekenntnisgrundschulen in städtische Gemeinschaftsschulen ohne konfessionelle Bindung. NRW ist das letzte Bundesland, in dem es noch flächendeckend staatliche Bekenntnisgrundschulen gibt – 876 mit katholischer und 73 mit evangelischer Prägung. Insgesamt gibt es in NRW knapp 3000 Grundschulen.

Ab dem Schuljahr 2016/17 können sich Grundschulen von ihrem traditionellen konfessionellen Bekenntnis lösen, wenn mehr als die Hälfte der Eltern das wünscht. Bislang waren für die Umwandlung in eine „normale“ Gemeinschaftsgrundschule zwei Drittel der Eltern notwendig. Bekenntnisgrundschulen werden vollständig vom Staat bezahlt und sind als Privileg der Kirchen historisch gewachsen.

An Bekenntnisgrundschulen dürfen künftig auch Lehrer unterrichten, die selbst nicht die entsprechende Religionszugehörigkeit haben. Das war bislang nicht möglich. Nur der Schulleiter muss weiterhin entsprechend getauft sein.

Gestern legten die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen zudem fest, dass mit der Reform in den verbliebenen Bekenntnisschulen der Besuch von Schulgottesdiensten nicht mehr verpflichtend sein soll. Auch muss wahlweise ein anderer Religionsunterricht angeboten werden, wenn mindestens zwölf Eltern dies wünschen. In katholischen Grundschulen könnte demnächst also auch evangelische Religion gelehrt werden – und umgekehrt.

Schulpolitiker von SPD und Grünen begründeten ihre Reform mit einer „veränderten gesellschaftlichen Realität“. Aus den Kirchen selbst kam kein nennenswerter Widerstand. Die sinkende Zahl von katholisch oder evangelisch getauften Kindern sei nicht zu bestreiten, hieß es. In den vergangenen Jahren waren bei Zusammenlegungen von Standorten schon etliche Bekenntnisschulen verschwunden.

Zu Erleichterungen bei Stellenbesetzungen dürfte die gelockerte Konfessionspflicht für Lehrer führen. Mancherorts fiel zuletzt Unterricht aus, weil kein katholischer Pädagoge zu finden war. Die ausschließliche Anstellung von „richtig“ getauften Lehrern gilt als Anachronismus. Selbst die Bistümer stellen an ihren bischöflichen Schulen vereinzelt etwa evangelische Pädagogen ein.

Inzwischen sind nur noch rund 36 Prozent der Grundschüler in NRW katholisch, knapp 25 Prozent evangelisch, aber rund 17 Prozent konfessionslos. Die Zahl der muslimischen Schüler wächst.