RAF-Terroristin Gudrun Ensslin hat sich vor 35 Jahren in ihrer Zelle in Stammheim erhängt. Ihr Bruder Gottfried bezweifelt die offizielle Version. Er beantragte bei der Staatsanwalt Stuttgart, den Todesfall erneut zu untersuchen.
Berlin.
35 Jahre nach dem Tod der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin in der Haftanstalt von Stammheim hat ihr Bruder am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft in Stuttgart beantragt, die Umstände neu zu untersuchen, unter denen Ensslin und zwei weitere Gefangene damals in Stammheim ums Leben kamen.
„Die Schlussfolgerung, dass hier Selbstmord vorliegt, kann so nicht stimmen“, sagte Gottfried Ensslin in Berlin und verwies auf „Ungereimtheiten“ in den Ermittlungsakten, die der Autor und Computerexperte Helge Lehmann in einem kürzlich erschienenen Buch über „Die Todesnacht in Stammheim“ zusammengetragen hat.
Autor zweifelt Selbstmord an
Am Morgen des 18. Oktober 1977 waren Gudrun Ensslin sowie ihre Komplizen Andreas Baader und Jan Carl Raspe tot, sowie die Mitgefangene Irmgard Möller schwer verletzt in ihren Zellen aufgefunden worden. Baader und Raspe hatten sich den Ermittlungen zufolge erschossen, Ensslin hatte sich am Gitter des Fensters ihrer Zelle erhängt.
In einer Liste von 31 Punkten, die Autor Lehmann zusammengestellt hat, findet sich unter anderen der Hinweis, dass an den Händen Baaders und Raspes keine Schmauchspuren entdeckt worden seien und auf den Waffen ihre Fingerabdrücke fehlten.
Zudem gebe es laut Gottfried Ensslin Obduktionsbefunde bei Gudrun Ensslin, die die Vermutung nahelegten, sie könnte schon tot gewesen sein, bevor ihr die Schlinge um den Hals gelegt worden sei.