Veröffentlicht inPolitik

Auschwitz-Überlebende warnt im Bundestag vor Antisemitismus

Auschwitz-Überlebende warnt im Bundestag vor Antisemitismus

2018-01-31T121956Z_1335744162_RC13A371D5D0_RTRMADP_3_HOLOCAUST-MEMORIAL-GERMANY.JPG
Holocaust survivor Anita Lasker-Wallfisch and German President Frank-Walter Steinmeier arrive for a commemoration service for the victims of the Nazi dictatorship at the Reichstag, seat of the German lower house of parliament, Bundestag, in Berlin, Germany, January 31, 2018. REUTERS/Hannibal Hanschke Foto: REUTERS
Bewegende Worte im Bundestag: Eine Überlebende des KZ Auschwitz sprach zum Gedenken an den Holocaust. Sie warnte vor Antisemitismus.

Berlin. 

Die Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch hat bei der Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag vor neu aufkeimender Judenfeindlichkeit gewarnt. „Antisemitismus ist ein 2000 Jahre alter Virus, anscheinend unheilbar“, sagte sie am Mittwoch in Berlin. „Nur sagt man heute nicht mehr unbedingt Juden. Heute sind es die Israelis.“

Dabei fehle es häufig am Verständnis der Zusammenhänge. „Was für ein Skandal, dass jüdische Schulen, sogar jüdische Kindergärten, polizeilich bewacht werden müssen“, sagte die 92-Jährige.

Für die KZ-Aufseher Cello gespielt

Lasker-Wallfisch überlebte das Vernichtungslager Auschwitz als Cellistin im Mädchenorchester des Lagers. Die Mitglieder mussten unter anderem für das Lagerpersonal spielen. Im Frühjahr 1945 wurde sie gemeinsam mit ihrer Schwester Renate von britischen Truppen aus dem Lager Bergen-Belsen befreit. „Wer hätte gedacht, dass wir Auschwitz lebendig und nicht als Rauch verlassen würden“, sagte sie mit Bezug auf die Verbrennungsöfen des Lagers.

Nach dem Krieg habe Deutschland sich „exemplarisch“ verhalten, sagte Lasker-Wallfisch, die auch an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnerte. „Nichts wurde geleugnet.“

Schäuble mahnt zu Engagement

„Wir glauben ja zu wissen, was gut und böse ist“, sagte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in seiner Ansprache. „Musikalische Empfindsamkeit und bestialische Grausamkeit; diesen Tätern war beides möglich.“ Schäuble warnte davor, sich allein auf die Beständigkeit demokratischer Institutionen zu verlassen. „Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Demokratie brauchen unser Engagement.“ (dpa)