Bundesaußenminister Westerwelle sieht die Sicherheitslage in Afghanistan stabilisiert. Grund für die Einschätzung ist die Bundeswehr-Bilanz des Isaf-Einsatzes für das vergangene Jahr. Erstmals seit Jahren hatte 2012 kein deutscher Soldat in Afghanistan sein Leben verloren.
Berlin.
Erstmals seit Jahren ist in Afghanistan im abgelaufenen Jahr kein deutscher Soldat ums Leben gekommen. Allerdings wurden 2012 drei Bundeswehrsoldaten im Gefecht mit Aufständischen verwundet, wie ein Sprecher der Bundeswehr am Dienstag in Berlin sagte. Hinzu kamen 15 Verletzte, die bei Unfällen zu Schaden kamen.
2011 hatte die Truppe am Hindukusch noch sieben Tote zu beklagen. Seit Beginn des Bundeswehreinsatzes unter dem Dach der Nato-Truppe Isaf im Jahr 2002 sind 52 Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen, davon 34 durch „Fremdeinwirkung“.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, die Statistik belege, dass sich die Sicherheitslage trotz Rückschlägen weiter stabilisiert habe. Der Einsatz bleibe aber gefährlich. „Wir müssen weiterhin auf Rückschläge gefasst sein“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochausgabe).
Dem Isaf-Kontingent gehören rund 130.000 Soldaten aus gut 50 Ländern an. Es soll im Auftrag der Vereinten Nationen einen Beitrag zur Stabilisierung und zum Aufbau des Landes leisten. Der Kampfeinsatz soll 2014 enden. Die deutschen Soldaten sind vor allem im Norden Afghanistans, in der Hauptstadt Kabul und im usbekischen Termez eingesetzt. Die Obergrenze beträgt zurzeit 4900, soll aber zum Jahresbeginn auf 4400 Soldaten sinken. Zu Spitzenzeiten waren bis zu 5350 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch.
Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus rechnet damit, dass auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 noch mindestens 1000 deutsche Soldaten in Afghanistan bleiben. „Das ist eine Entscheidung des Deutschen Bundestages auf Grundlage eines Antrages der Bundesregierung. Die genannte Zahl erscheint mir jedoch nicht zu groß“. Er pochte darauf, dass die ab 2015 geplante Ausbildungsmission ausreichend geschützt wird. Dafür schließt er auch den Verbleib deutscher Kampfhubschrauber nicht aus.
Wehrbeauftragter sieht Trendwende in Afghanistan
Die Nachfolgemission soll sich auf Ausbildung und Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte konzentrieren. Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf für Nordafghanistan, Bundeswehr-General Erich Pfeffer, hält trotzdem auch dann noch deutsche Opfer für möglich. „Beim Einsatz von Streitkräften können Sie das Risiko von Tod und Verwundung nie ausschließen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Aber ich bin sicher, dass alle notwendigen Maßnahmen des Eigenschutzes und der Rettungskette vorbereitend getroffen werden.“
Königshaus und Pfeffer werteten die Entwicklung der Sicherheitslage in Afghanistan im vergangenen Jahr als Erfolg. Beide sprachen von einer Trendwende. 2012 hatte die Bundeswehr erstmals seit Beginn des Einsatzes vor elf Jahren keine Toten zu beklagen. Zuletzt war am 2. Juni 2011 ein deutscher Soldat getötet worden. Seit Beginn des Afghanistan-Engagements starben 52 Bundeswehr-Soldaten, 34 von ihnen bei Angriffen und Anschlägen. (dapd/dpa)