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Wie Schauspielerin Anja Kruse ihren Weg zu Buddha fand

Wie Schauspielerin Anja Kruse ihren Weg zu Buddha fand

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Foto: WAZ FotoPool
Seit ein „Traumschiff“-Produzent Anja Kruse Reisen auf den asiatischen Kontinent ermöglicht hat, wandelt die Schauspielerin immer mehr auf Buddhas Spuren. Im Gespräch spricht sie über ihr Buch, Lotus-Sutra und ihre Ansicht zum Missionieren anderer Menschen.

Düsseldorf. 

Früher, sagt die Schauspielerin Anja Kruse, war sie ihr eigenes Universum. Ließ sich nur ungern stören. Heute, mit mit 56 Jahren, redet sie gern. In der U-Bahn mit dem zufälligen Nachbarn oder im Düsseldorfer Steigenberger Hotel mit Angelika Wölke. Die gebürtige Essenerin hat ihre Wahlheimat Südfranreich verlassen, ist auf Lesetour in Deutschland und stellt ihr Buch „Mein Weg mit Buddha“ vor.

Mein Bild einer Buddhistin treffen Sie nicht. Sie tragen kein oranges Tuch und in ihrer Biografie steht: Sie kochen gern. Wie steht‘s denn da mit der Askese?

Anja Kruse: Askese hat mit der Form des Buddhismus, den ich praktiziere, nichts zu tun. Er basiert auf dem Lotus-Sutra: Der Weg der Mitte ist der Richtige. Alles annehmen, was zu einem menschlichen Leben dazugehört, aber mit Bewusstsein. Mit Liebe und Dankbarkeit.

Also muss ein gläubiger Buddhist kein Vegetarier sein?

Kruse: Ich bin kein Vegetarier, weil das für mich vom Stoffwechsel her nicht passt. Ich lebe in Frankreich, trinke Rotwein.

Sie praktizieren den Buddhismus seit 20 Jahren. Was war der ausschlaggebende Moment, sich diesem Glauben zu nähern?

Kruse: Einen richtigen Auslöser gab es nicht. Ich war ein Teenager in der Aufbruchphase. Hatte Hermann Hesses „Siddharta“ gelesen, im Religionsunterricht „Jesus Christ Superstar“ einstudiert. Dann fängt man an, sich Fragen zu stellen.

Fragen, die Ihre evangelische Kirche nicht beantworten konnte?

Kruse: Meine Fragen waren damit nicht kompartibel.

Das klingt sehr theoretisch.

Kruse: Tiefer eingetaucht bin ich erst durch meine Reisen in Asien, die mir der liebe Wolfgang Rademann, der „Traumschiff“-Produzent, ermöglicht hat.

Und dort erlebt man praktizierende Buddhisten…

Kruse: Ich habe dort Menschen getroffen, die zufrieden waren, mit dem, was sie hatten. Vielleicht auch, weil sie ihr Glück nicht über Wünsche definieren, die sie gar nicht kennen. Mich hat erst kürzlich berührt, mit welchem Gleichmut die Menschen in Japan mit der Katastrophe in Fukushima umgegangen sind.

Aber die Menschen dort haben doch unter dem furchtbaren Tsunami gelitten.

Kruse: Das tut natürlich weh. Und dass jemand herumläuft und weint, weil er seinen liebsten verloren hat, ist klar. Aber das Schicksal anzunehmen als Tatsache des Lebens, die Ärmel aufzukrempeln und wegzuräumen, mit dieser Haltung ist man schon ein großes Stück weiter.

Nochmal zurück zum Protestantismus. Nennen Sie mir mal einen konkreten Punkt der Abgrenzung.

Kruse: Die größte Abgrenzung ist natürlich das Thema Gott. Eine heilige, personifizierte Kraft, irgendwo da oben. Da hab ich jemanden, den ich verantwortlich machen kann. Diese Fremdschuldzuweisung gibt es im Buddhismus nicht gibt. Wenn ich die loslasse in meinem Leben, wenn ich weiß, dass ich selber alles verursache, ist das ein großer Schritt.

Das bedeutet, ich übernehme mehr Verantwortung für mein Leben?

Kruse: Wenn mir meine Umgebung nicht gefällt, muss ich mich ändern. Wenn ich das tue, ändert sich die Umgebung automatisch.Bei sich selber anfangen, da grenzt sich der Buddhismus vom Christentum ab.

Aber es gibt doch Situationen, die kann ich nicht beeinflussen. Die Umweltpolitik, wenn Weltkonzerne zum Beispiel die Weltmeere zerstören.

Kruse: Das ist natürlich auch eine menschliche Eigenschaft, gerne die Schuld auf andere zu verweisen. Natürlich kann ich selber keinen Krieg mit meinen beiden Händen stoppen. Aber ich muss bei mir anfangen. Wenn ich den Weltfrieden will, muss ich in meinem winzig kleinen Mini-Universum anfangen.

Das reicht mir nicht. Meine Freunde, mein Makrokosmos, denkt wie ich. Wie überzeuge ich Ölmultis und Kriegsgeneräle?

Kruse: Das Einzige, was ich dagegen tun kann, ist, diese Menschen, die an wichtigen Positionen sind, die Umweltzerstörung und Kriege unterstützen, in meine Gebete einzuschließen. Dass sie aufwachen und etwas in sich verändern. Das ist wie Samenpflanzen. Es geht immer weiter. Wichtig ist die Bewusstseinsänderung.

Sind sie missionarisch unterwegs?

Kruse: Nein. Ich will nicht missionieren. Das liegt mir fern. Ich möchte Menschen Mut machen, über ihre Handlungen nachzudenken. Ich habe das Buch geschrieben, und vielleicht sagen ein paar Leute: „Da hat sie Recht. Ich sollte auch mal bei mir anfangen.“ Dann geht es weiter und weiter und weiter.

Ist das nicht ein bisschen naiv?

Kruse: Nein, es ist kein spintuöse Idee, es ist mein Lebensprinzip. Irgendwann, wenn wir uns alle am Wickel packen, dann wird‘s funktionieren. Ich wünsch mir das.

Sind Sie ein optimistischer Mensch?

Kruse: Ich habe mich dahin entwickelt. Ich war früher eher einer aus der Fraktion: Das Glas ist halb leer.

Das Fazit: Alles wird gut?

Kruse: Wenn man durch Krisen geht und lernt, was Glauben einem auch geben kann, lernt man die Hoffnung in seinem Leben zu verankern. Hoffnung heißt dabei nicht, dass man davon überzeugt ist, dass alles gut ausgeht, sondern so wie es ausgeht, macht es Sinn.

Eine kleine Krise gab‘s auch bei ihrer filmischen Arbeit. Aber sie kehren zurück zum Fernsehen.

Kruse:

Ja, ich drehe im Mai wieder. Spiel die Böse in dem neuen Fernsehspiel „Wir haben gar kein‘ Trauschein“ von und mit Jutta Speidel und Bruno Maccallini.