Veröffentlicht inPanorama

Was Sie über die Massage wissen müssen

Was Sie über die Massage wissen müssen

147662539--656x240.jpg
Massage hilft: Die Wohltat mit den Händen kann Körper und Geist in Einklang bringen, körperliche und seelische Leiden lindern. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums Thema sowie Tipps, Techniken und Öle zum Selbermachen.

Essen. 

Hinlegen und sich sanften Händen hingeben – so wünscht man sich eine Massage. Im Altertum sollten die Athleten auf diese Weise ihre sportlichen Leistungen steigern, heute schwören geplagte „Schreibtischtäter“ auf diese Wohltat für verspannten Nackenmuskeln. Die Essener Physiotherapeutin Annett Prey kennt sich mit den Feinheiten aus.

Woher kommt die Massage?
Der Ausdruck „Massage“ ist von dem griechischen Wort „massein“ (dt.: kneten) abgeleitet. Sie gilt als eine der ältesten physiotherapeutischen Methoden – wahrscheinlich hat sie ihren Ursprung in China und Ägypten. Die ersten Aufzeichnungen in Europa stammen von dem griechischen Arzt Hippokrates (460–375 v. Chr.). Später geriet das Beeinflussen der Haut, des Bindegewebes und der Muskulatur durch Drücken, Dehnen und Ziehen in Vergessenheit. Erst der französische Arzt Ambroise Paré verwendete die Massage im 16. Jahrhundert ähnlich wie heute.

Welche Methode ist am häufigsten?
Masseure, Physiotherapeuten und Ärzte wenden weltweit meist die klassische oder auch schwedische Massage an. Sie wird auch zur Regeneration nach Operationen oder bei bestimmten Krankheitsbildern verordnet. Doch diese „Kunst der Berührung“ kann noch mehr, wie kanadische und US-amerikanische Forscher herausgefunden haben: Es ist möglich, dass sie den Heilungsprozess verletzter Muskelfasern ankurbelt, etwa nach einem anstrengenden Training. Außerdem kann sie die Entzündungsreaktion abschwächen – und somit wie ein Schmerzmittel wirken. „Auch bei psychischen Erkrankungen wirkt die Berührung während einer Massage wohltuend“, sagt Annett Prey.

Gibt es besondere Griffe dabei?
Ja, insgesamt fünf, die in verschiedenen Phasen eingesetzt werden. Bei der Effleurage streicht der Therapeut über die Haut – um sie an seine Hand zu gewöhnen und das Öl zu verteilen. Petrissage bedeutet, dass Haut und Muskulatur geknetet werden. Dafür kann ein Masseur schon mal mit beiden Händen zupacken. Die Friktion wendet man meist an, um Verhärtungen in den Muskeln zu lockern. Dabei führen Handballen oder Fingerspitzen kreisende Bewegungen auf den betroffenen Muskeln aus. Das Tapotement ist auch als Klopfmassage bekannt und sorgt für eine bessere Durchblutung. Mithilfe von Vibrationen, auch Muskelzittern (verursacht durch die flach aufgelegte Hand) genannt, will der Therapeut Verkrampfungen lösen.

Wie wirken andere Formen?
Zu den medizinischen Massagen gehört die Bindegewebsmassage, die bei Kopfschmerzen, Erkrankungen des Nervensystems sowie der Wirbelsäule eingesetzt wird. Man nutzt sie auch während der Geburtsvorbereitung. Häufig verordnet werden zudem Lymphdrainagen, vor allem dann, wenn der Patient unter Ödemen, Rheuma oder chronischen Entzündungen leidet. Es geht darum, Stauungen im Lymphsystem zu beseitigen und so die Beschwerden zu lindern. „Wir wenden solche Drainagen ebenfalls bei Brustkrebspatientinnen an, deren Lymphe entfernt wurde“, erläutert Spezialistin Annett Prey. Mit einer sogenannten Kolon-Massage kann sie die Darmtätigkeit anregen. Dabei wird der Bauch im Darmverlauf massiert, ergänzt die Expertin.

Was ist von sogenannten Wellness-Massagen zu halten?
Die vielen Arten der Massage, die inzwischen angeboten werden, haben alle ein Ziel: Der Massierte sollte dabei abschalten, seine Verspannungen sollten sich lösen, Wie auch die medizinischen Massagen werden die Durchblutung und der Stoffwechsel angeregt, das Immunsystem gestärkt und die Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin angekurbelt. Das Hormon hellt übrigens nicht nur die Stimmung auf, sondern wirkt obendrein der Bildung des Stresshormons Adrenalin entgegen. Öle und Düfte, Farben und Licht, Klang und Steine sollen diesen Effekt unterstützen. „Natürlich können diese Massagen helfen. Es kommt darauf an, ob der Einzelne sich dabei wohl fühlt“, sagt Physiotherapeutin Prey.

Wann sollte man aufpassen?
Bei Gefäßproblemen wie Thrombosen oder auch bei bestimmten Herzerkrankungen sind Massagen nicht ratsam. Das gleiche gilt bei manchen Tumorerkrankungen. „Man befürchtet, dass der Tumor sich verbreiten könnte, wenn das Gewebe durch eine Massage mobilisiert wird“, erklärt Annett Prey. Im Zweifelsfall gilt: erst den behandelnden Arzt fragen.

Kann jeder massieren?
Im Prinzip ja – aber nicht jeder weiß, worauf er achten muss. Insofern ist es für Erkrankte besser, sich den Händen von Fachleuten anzuvertrauen, die während ihrer physiotherapeutischen Ausbildung rund anderthalb Jahre lang das Massieren von der Pike auf erlernt haben. So vermeidet man etwa, dass sich ein Bandscheibenvorfall durch eine laienhafte Massage noch verschlimmert.

Was kostet eine Profi-Massage?
Da immer weniger Massagen verschrieben werden, muss man dafür häufig selbst in die Tasche greifen. Ein Teil des Körpers wird für etwa 20 Euro behandelt, eine Ganzkörpermassage kostet rund 60 Euro.

Sind die Beschwerden anschließend verschwunden?
„Wer bei einer akuten Verspannung zwei bis drei Mal die Woche eine Massage genießt, kann schon eine deutliche Linderung verspüren“, erklärt die Essener Physiotherapeutin Annett Prey. „Sollte eine stundenlange falsche Sitzhaltung bei der Arbeit aber der Grund für die Verspannung sein, dann muss man grundsätzlich etwas daran ändern. Sonst kehrt der Schmerz schneller zurück, als einem lieb ist.“

Massage-Öle zum Selbermachen
Basis können Jojobaöl, Mandelöl, Sesamöl, Olivenöl oder Avocadoöl sein. Für den Duft sorgen naturbelassene, ätherische Öle aus dem Reformhaus oder Apotheke.
Drei Rezepte für den passenden Moment:
1. Entspannend – 100 ml Mandelöl mit 5 Tropfen Melissenöl und 5 Tropfen Lavendelöl vermischen.
2. Revitalisierend – 100 ml Mandelöl und mit jeweils 1 Tropfen Zitronenöl, Grapefruitöl, Latschenkieferöl und Rosmarinöl vermischen.
3. Anti-Stress-Massageöl – 100 ml Avocadoöl mit je 1 Tropfen Lavendelöl und Pfefferminzöl vermischen.

Tipps für Zuhause
Für eine gemütliche und entspannte Atmosphäre sorgen: ruhiger, wohlig warmer Raum, Duftkerze, gedimmtes Licht.
Eine weiche Unterlage (Decke oder Matratze) auf Boden legen. Der Masseur muss ringsherum Platz haben.
Zum Massieren kann man auch ein Hautpflege-Öl (z. B. Baby-Öl) nehmen.
Der Druck, den der Massierende ausübt, sollt immer als angenehm empfunden werden.
Handtücher oder Papier bereit legen, um das Massage-Öl zu entfernen. Decken oder Handtücher sollten parat sein, um denjenigen, der die Massage genießt, anschließend zu wärmen.
Nach Massage noch rasch zu einem Termin? Besser nicht! Zeitdruck, Terminstress etc. vermeiden, sonst ist die Entspannung dahin!

Infos online
Fachkundige Therapeuten in der Nähe seines Wohnortes findet man über Empfehlungen seiner Krankenkasse oder seines Hausarztes und beispielsweise über die Homepage des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK): www.physio-deutschland.de.