Bochum.
In der ehemaligen Martini-Kirche in Bielefeld werden Cocktails gereicht, in Gladbeck hat ein Elektroladen in der einstigen St.-Pius-Kirche eröffnet und in Soest hat Künstler Fritz Risken sein Atelier in der Brunsteinkapelle eingerichtet.
Unter dem Titel „Gotteshäuser zu verkaufen“ hat die Volkskundliche Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gestern in Bochum die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu Kirchenumnutzungen vorgestellt. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale bezeichnete die Resultate der Studie als „zukunftsweisend“. Angesichts der Veränderungen der Kirchenstrukturen, die leergeräumte Gotteshäuser oder sogar den Abriss einer Kirche nach sich ziehen, treten Umnutzungskonzepte in den Fokus. Dabei geht es um nachhaltige, Denkmalschutz verträgliche Lösungen.
Kirche mit neuem Leben füllen
In den Räumen der Christ-König-Kirche in Bochum, die sich als Kunstkirche etabliert hat und Ausstellungen zeigt, berichtete Hausherr Probst Michael Ludwig von seinen Erfahrungen. „An die neue kirchliche Situation muss ich mich erst gewöhnen, aber ich finde das spannend.“ Er trauere nicht um die Vergangenheit, sondern sehe, dass die Chance nach vorn groß ist. „Die Kirche wird mit neuem Leben gefüllt“, sagte der Probst auch mit Blick auf andere Umnutzungsbeispiele, wie das Breakdance-Projekt in der Bochumer Marienkirche.
Die Ergebnisse ihrer Studie präsentiert Projektleiterin Dr. Katrin Bauer aber nicht nur in ihrem Buch. Ein 45-minütiger Film des LWL-Medienzentrums sowie die Ausstellung des Fotografen Stephan Sagurna in der Christ-König-Kirche zeigen die Facetten eines Prozesses, der zunächst vor allem in den Städten voranschreitet, sich aber auch im ländlichen Raum abzeichnet.
Emotionaler Prozess
Da die Schließung von Kirchen ein emotionaler und schmerzlicher Prozess ist, „müssen die Menschen auf diesem Weg mitgenommen werden“, formulierte Dr. Katrin Bauer ein wichtiges Fazit ihrer Arbeit.