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Tod auf der Landstraße in Lüdenscheid ist aufgeklärt

Tod auf Landstraße ist aufgeklärt

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Foto: WR/Büdenbender

Lüdenscheid. 

Der mysteriöse Tod eines 21-jährigen Lüdenscheiders, der am 7. Mai mitten in der Nacht tot auf der Talstraße lag, ist aufgeklärt. Die Polizei ermittelte eine 69 Jahre alte Frau. Sie soll den betrunken auf der Straße liegenden Mann in der Dunkelheit nicht gesehen und überfahren haben. Die Rentnerin aus Lüdenscheid will es allerdings nicht bemerkt haben.

Selten hat eine Fahndung so viel öffentliche Aufmerksamkeit im Märkischen Kreis erregt. 150 Hinweise aus der Bevölkerung gingen bei der Polizei ein. „Die Spurenlage war schlecht“, sagt Oliver Petrosch, der bei der Kreispolizei die Ermittlungen leitete und das Ergebnis bekannt gab.

Und dennoch brachten zwei Spuren die Ermittler auf die richtige Fährte: Ein winziger Lacksplitter und ein Blindstopfen der inneren Kotflügelverkleidung des Autos, das den Mann überrollt hatte. Die wurden auf der Straße am Unfallort gefunden. An dem Kunststoffstopfen fanden die Fachleute des Landeskriminalamtes zudem DNA-Spuren des Opfers. Die beiden Funde zeigen, dass es sich bei dem gesuchten Auto um einen roten Citroen Xantia handelt.

Zur minutiösen Rekonstruktion des tragischen Unfalls trugen Bilder aus der Überwachungskamera einer Tankstelle in der Nähe bei. Sie zeigen neben dem Citroen zwei weitere Autos, die die Talstraße zur Unfallzeit befahren haben. Einer der Fahrer fand den Körper des 21-Jährigen am rechten Fahrbahnrand. „Die Bilder zeigen nur schemenhaft den Verkehr im Bereich der Tankstelle“, erläutert Oliver Petrosch. Das reichte aber aus, um die Ermittler weiter zu bringen – vor allem, weil die Überwachungskamera die aktuelle Uhrzeit mit aufnahm.

40 Citreon Xantia im Märkischen Kreis überprüft

40 Citroen Xantia sind im Märkischen Kreis gemeldet – „und wir haben alle Halter überprüft“. Unter anderem auch mit Hilfe von Leichenspürhunden, die selbst minimale Spuren toten menschlichen Gewebes entdecken können. Zunächst ohne Erfolg. Bundesweit gibt es 40 000 Autos dieses Typs. Die 25 Ermittler in Lüdenscheid sahen sich schon genötigt, sie alle zu überprüfen, als ein Anruf aus Düsseldorf die heiße Spur brachte. Dort hatte die Polizei einen roten Xantia mit verkratzter Frontschürze entdeckt. Die Besitzerin war erst vor kurzem in die Landeshauptstadt zugezogen – aus Lüdenscheid. Eine mehrtägige kriminaltechnische Untersuchung des Wagens („Unsere Spezialisten haben den ganzen Vorderwagen auseinander genommen“) ergab, dass mit diesem Auto der Mann überfahren worden war.

Als die Ermittler die fast 70-Jährige mit diesen Fakten konfrontierte, verlor die Frau die Fassung. „Sie war entsetzt, bekreuzigte sich und sagte immer wieder, dass sie nicht bemerkt hätte, einen Menschen überfahren zu haben“, berichtet Petrosch. Die Frau war an dem Wochenende, als der Unfall passierte, von Lüdenscheid nach Düsseldorf umgezogen. Ihr Mann und ihre erwachsenen Kinder sind pflegebedürftig, ihre Rente bessert sie als Aushilfe in einem auswärtigen Restaurant auf. Sie kam von der Arbeit, als das Unglück passierte. Der alkoholisierte 21-Jährige, der von einer Party kam, lag um 2.30 Uhr kurz hinter einer Kurve auf der rechten Fahrbahn. Der Xantia erfasste ihn mit der rechten vorderen Frontschürze und schleuderte den Körper zur Seite. Wenig später entdeckte ihn ein in dieselbe Richtung fahrender Mann.

25 Ermittler haben drei Wochen lang Spuren gesichtet

„Wir sind äußerst erleichtert, dass wir das Geschehen rekonstruieren konnten“, erklärt Oliver Petrosch, der mit 25 Ermittlern drei Wochen lang hunderten Spuren und Hinweisen nachgegangen war. Erleichtert wohl auch wegen der Tatsache, dass es sich „nur“ um einen tragischen Unglücksfall handelt: „Unter den Hinweisen waren auch übelste Verdächtigungen.“ Die Familie des Opfers ist jedenfalls froh, nun Gewissheit über die Todesumstände zu haben, wie Opferschutzbeauftragter Frank-Uwe Beenß berichtet. Nun ist der Staatsanwalt am Zug.