Drei Frauen, drei Schicksale. Elisa, Anna und Melanie haben Missbrauch oder Vergewaltigung erfahren.
Jahre später entscheiden sie sich zur Anzeige. Und machen vor Gericht alle eine ähnliche Erfahrung. In „Stern TV“ berichteten sie über ihr Schicksal und darüber, wie ihnen im Prozess das Leben schwer gemacht wurde.
„Stern TV“: So wird Missbrauchsopfern vor Gericht das Leben schwer gemacht
„Kurz nachdem die Richterin angefangen hat mit mir zu sprechen, habe ich gemerkt, dass sie gegen mich ist. Dass sie schon ein Urteil über mich gefällt hat“, sagt Anna bei „Stern TV“. „Und egal wie viele Beweise man hat, egal wie sicher man sich ist – im Prinzip kommt es darauf an, wer da vorne sitzt. Das macht einen tatsächlich machtlos. Man kann nicht drauf vertrauen.“
Kein Einzelfall. Auch Elisa machte eine ähnliche Erfahrung: „Verdammt, ich bin hilflos und kann mich nicht wehren. Und das ist erneut traumatisierend.“
Schwester erlebte ähnliches
Bei ihr dauerte es fünf Jahre bis nach der Anzeige ein Verfahren eröffnet wurde. „Das liegt einfach an der Überlastung der Gerichte. Und das ist eine schwierige Situation für Betroffene“, sagt Elisas Anwältin Claudia Willger. Ihre Mandantin wurde als Kind von einem Freund der Familie missbraucht, mit 18 entschloss sie sich, ihn anzuzeigen. Der Mann baute mit ihr Baumhäuser und kümmerte sich um das Mädchen. Irgendwann ließ er sie im Auto auf seinem Schoss sitzen und lenken. Und wurde dabei er übergriffig. Später stellt sich heraus: ihrer Schwester passierte das Gleiche.
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Auch Missbrauchsopfer Anna fühlte sich vor Gericht schnell abgestempelt. „Die Richterin hatte wohl schon ein Urteil über mich gefällt: Warum ich denn überhaupt liegen geblieben wäre, ich hätte ja sofort aufstehen können. Warum ich nicht sofort zur Polizei gegangen bin? Dass sie das anders gemacht hätte. Das hat sie mir alles um die Ohren gehauen.“ Da Aussage gegen Aussage steht, gibt es im ersten Prozess einen Freispruch. Mittlerweile wurde der Täter aber von einem Richter verurteilt.
18-Jährige von Fahrlehrer vergewaltigt
Melanie wurde als 18-Jährige von ihrem Fahrlehrer vergewaltigt. Er hatte die junge Frau nach bestandener Prüfung auf einen Drink zu sich nach Hause eingeladen. Mit K.o.-Tropfen setzte er das Mädchen außer Gefecht. Ihre Erinnerungen sind lückenhaft, sie erzählte erstmal niemandem von dem Vorfall. Erst Jahre später, als ihre Schwester in der gleichen Fahrschule ihren Führerschein machen wollte, entschied sie sich zur Anzeige.
Der Prozess wurde für Melanie zur Zerreißprobe. Der Verteidiger griff Melanie scharf an: „Dieses Plädoyer ging über eine Stunde und darin hat er mich fertiggemacht“, erzählt Melanie. „Der Verteidiger hat gesagt, dass sein Mandant seit Monaten nicht mehr richtig schlafen könne. Ich sei eine Lügnerin, wolle sein Leben zerstören, seine Existenz zerstören.“
Missbrauchsopfer: „Was bringt es mir, wenn er in Haft sitzt“
Letztlich gestand der Fahrlehrer die Tat. Für Melanie eine große Erleichterung: „Denn was bringt es mir, wenn er in Haft sitzt und das Umfeld oder Öffentlichkeit denkt: Vielleicht sagt sie doch nicht die Wahrheit.“ (ms)