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Olympia 2024: Star zerpflückt Mentalität in Deutschland – „Wer sagt das denn heute noch?“

Kurz vor dem Start von Olympia 2024 geht ein früherer Sportstar hart mit der deutschen Sportförderung ins Gericht.

Olympia-Star Robert Harting.
© imago/Camera 4

Olympia 2024 in Paris: Das sind die Sportstätten

Die Olympischen Spiele finden 2024 in Paris statt. Aber nicht alle Wettkampfstätten befinden sich in der Stadt der Liebe. Eine Gruppe Athleten muss sogar auf einen anderen Kontinent reisen.

Wie wird der Medaillenspiegel aus deutscher Sicht bei Olympia 2024 in Paris ausfallen? Seit über 20 Jahren geht es tendenziell abwärts für Deutschlands Sportler. Noch bei den Spielen in Atlanta 1996 sicherte man sich Platz 3, seitdem rutscht man im Ländervergleich ab.

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Der sportliche Abstieg steht für viele sinnbildlich für die allgemeine Lage im Land. Zwar ist Deutschland immer noch die drittstärkste Wirtschaftsnation der Erde, doch Untergangspropheten sehen schwarz für die ökonomische und allgemeine Zukunft des Landes.

Ex-Medaillengewinner kritisiert deutsche Mentalität: „Man muss sich schämen“

Die Bilanz bei den Sommerspielen ist für Deutschland tatsächlich nicht mehr so berauschend wie noch nach der Wiedervereinigung. In Tokio landete Deutschland am Ende nur auf Platz 9, hinter Frankreich und den Niederlanden. Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2024 in Rom war sogar nur noch Platz 12 drin. Zwar holte man elf Medaillen, aber nur eine goldene.

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Einer, der weiß wie es geht, ist Robert Harting. Der 39-jährige gebürtige Cottbuser gewann bei den Olympischen Spielen 2012 in London Gold im Diskuswurf. Außerdem wurde er dreimal Weltmeister und zweimal Europameister.

In der neuen deutschen Ausgabe der „Sports Illustrated“ nimmt er die deutsche Mentalität auseinander und kritisiert die Lage der Leichtatletik hierzulande scharf

„Leistung ist bei uns schon fast zu etwas verkommen, für das man sich schämen muss, wenn man darüber auf der Straße spricht. Wer sagt denn heute noch, dass man der Beste sein will?“

Robert Harting in seinem Gastkommentar in „Sports Illustrated“

Kritik vor Olympia 2024: „Sehr stark an Minderheiten orientiert“

Steht das maue Abschneiden bei Olympia also stellvertretend für eine leistungsfeindliche Haltung in Deutschland? Harting glaubt nicht an eine plötzliche Medaillenflut bei den Leichtathleten in Paris. Den endgültige „Talsohle“ aber erwartet er erst 2028 bei den Spielen in Los Angeles.


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Harting wirft der Nachwuchsförderung im Sport vor, sich vom Leistungsprinzip verabschiedet zu haben, beispielsweise mit den jüngsten Anpassungen bei den Bundesjugendspielen. Das gehe „in die falsche Richtung“.

„Mir fehlt die Selbsterkenntnis, dass wir eine Politik der Ideologie betreiben, die sich sehr stark an Minderheiten, an den Schwächen orientiert. Das ist zwar moralisch begrüßenswert und grundsätzlich zu würdigen – aber sich um die Schwachen zu kümmern darf dabei auch nicht ausschließen, dass wir ebenso die Stärksten fördern.“

Robert Harting

Harting bietet am Schluss seines Gastkommentars an, an Veränderungsprozessen mitzuarbeiten. „Auch im Sport ist es Zeit für eine Zeitenwende“, so der frühere Olympia-Star.