Die AfD könnte auf der politischen Wolke sieben schweben. Das Rekord-Ergebnis bei der Europawahl und die Prognosen für die anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland, wonach die Partei in allen drei Ländern über 25 Prozent ergattern wird, zeichnen ein positives Bild. Doch vor dem Bundesparteitag in Essen rumort es.
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Am Wochenende (28. bis 30. Juni) trifft sich die AfD in Essen zum „ordentlichen Bundesparteitag“. Am Rande der Veranstaltung in der Grugahalle wird mit heftigen Gegendemonstrationen gerechnet – und auch innerhalb der Partei drohen Eskapaden. Im Mittelpunkt stehen Alice Weidel und Tino Chrupalla.
AfD-Parteitag in Essen könnte in Chaos münden
Auf dem Programm steht unter anderem die Wahl des Bundesvorstandes, Weidel und Chrupalla stellen ihre Dienste erneut zur Verfügung. Doch das Antragsbuch der AfD verrät, dass es ein Ungleichgewicht innerhalb der Führungsriege gibt. Die inhaltlichen Differenzen münden im Satzungsänderungsantrag Nummer 8. Dieser fordert, dass die Partei künftig nur noch von einem Parteichef oder einer Parteichefin geführt werden soll.
In einem solchen Fall würde Tino Chrupalla „hinten runter“ fallen. Da sei man sich unter den Antragstellern einig, berichtet die Bild-Zeitung. Vor allem innerhalb der West-Verbände der AfD hätte der Rückhalt für den 49-Jährigen rapide abgenommen. So soll er jüngst sein „Go“ für das kommunale Bündnis zwischen AfD-Abgeordneten und Mitgliedern von „Die Heimat“ in Brandenburg gegeben haben. „Dieser Schritt wurde auch durch die klaren Worte von AfD-Chef Tino Chrupalla ermöglicht, der kürzlich betonte, dass es auf kommunaler Ebene keine Brandmauern zu anderen Parteien geben werde“, heißt es in einer Pressemitteilung des NPD-Nachfolgers.
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Seine Abwahl soll zudem eine Revanche für die Ausbootung von EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah sein. Weidel, die ebenfalls Verantwortung für jene Ausbootung trägt, würde hingegen über genügend Rückendeckung verfügen. Chrupallas AfD-Kompagnon Björn Höcke dürfte ihm in Essen keine wirkliche Unterstützung mehr sein. Der 52-Jährige verlor mächtig an Einfluss und machte in Thüringen lediglich mit internen Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam.
Tino Chrupalla vor dem Aus?
Doch das ist noch nicht alles: vor der Wahl macht ihm Sebastian Münzenmaier (34) ordentlich Konkurrenz. Der Vizechef der Bundestagsfraktion hat sich laut Bild ein stabiles AfD-Netzwerk aufgebaut. Dazu zählen mit René Aust, dem neuen AfD-Chef im Europaparlament, Markus Frohnmaier (33), einem engen Vertrauten von Alice Weidel und René Springer (44), AfD-Chef in Brandenburg, einflussreiche Gesichter.
Es scheint, als wäre die „Waage“, welche Chrupalla zusammen mit Weidel in den nächsten Jahren ausbalancieren wollte, längst aus dem Gleichgewicht geraten. Sämtliche Skandale werden zulasten von Chrupalla aufgearbeitet und könnten ihm daher am Wochenende sein Amt kosten.