Die EM 2024 steht unmittelbar vor der Tür und damit wird es auch für die übertragenden Sender wie das ZDF ernst. Das Zweite Deutsche Fernsehen vertraut beim Heim-Turnier einmal mehr auf seine langjährige Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein.
Die 58-Jährige hat in ihrer Fernsehkarriere schon alles erlebt und jedes große Event mitgemacht. Im Interview mit unserer Redaktion spricht sie über ihren größten Moment mit der deutschen Nationalmannschaft, was sie Julian Nagelsmann und Co. zutraut und vor allem, was sie ganz Deutschland wünscht.
EM 2024 im ZDF: Keine Nervosität, nur Vorfreude
Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften – Sie haben bereits zahlreiche große Events begleitet. Hand aufs Herz: Ist man vor einer Heim-EM trotz aller Erfahrung noch nervös?
Katrin Müller-Hohenstein: Nein (lacht). Nervös bin ich nicht. Ich freue mich einfach nur total. Ich freue mich, dass wir im Sommer ein Turnier in Deutschland haben, dass das Zeug dazu hat, zu einer großen Party zu werden. Deshalb wünsche ich uns allen, dass das funktioniert, der Plan aufgeht und wir ein Sommermärchen „reloaded“ erleben. Die letzten paar Jahre waren aus unterschiedlichsten Gründen nicht ganz so witzig – deshalb fände ich es großartig, wenn wir hier einfach vier Wochen Party haben.
Auch spannend: DFB trifft wichtige Entscheidung – vor allem SIE dürfen sich freuen
Wie gehen Sie die EM-Vorbereitung an und seit wann läuft diese schon?
Der Startschuss ist der 14. Juni, da haben wir unsere Eröffnungssendung. Diese ist aus zwei Gründen besonders. Zum einen spielt die deutsche Mannschaft, zum anderen ist es der Beginn des Turniers. Hinter den Kulissen wird schon länger hart daran gearbeitet, wie wir für die beste Übertragung sorgen können. Dabei geht es um inhaltliche Fragen, aber auch darum, wie die Übertragung optisch gut rüberkommt oder wo wir sind und was wir machen. Da sind wir mit der sportlichen Leitung im regen Austausch und spinnen Ideen und das macht richtig Spaß.
So arbeitet das ZDF bei der EM
Wie viel und welche Themen kann man überhaupt vorplanen und was entscheidet sich dann von Tag zu Tag, wenn das Turnier begonnen hat?
Bei Länderspielen kann man immer sehr gut den Vorlauf planen. Dort kann man die Ausgangsposition immer klar definieren. Nach dem Spiel ist das anders. Man weiß vorher eben nicht, was passiert, wie das Spiel ausgeht und was die Themen sein werden. Das macht es aber auch so spannend. Bei der EM ist das nicht anders. Was machen wir vor dem Eröffnungsspiel Deutschland – Schottland? Natürlich müssen wir die Mannschaften vorstellen – das rein Sportliche wird inhaltlich von uns erwartet und das liefern wir auch. Aber wir haben eben eine EM in Deutschland. Das heißt: Außen rum passiert wahnsinnig viel. Wir müssen beispielsweise gucken: Wo sind die Schotten, wo machen die Party? Was ist los auf den deutschen Fanmeilen? Das sind die Fragen, die wir uns momentan stellen. Und aus all diesen Themen wollen wir dann eine möglichst schöne Übertragung stricken.
Sie stehen als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unter strenger Beobachtung. Gibt es bei der Übertragung mehr oder andere Fallhöhen, als wenn die Europameisterschaft woanders stattfinden würde?
Nein, ganz im Gegenteil. Dass die EM in Deutschland stattfindet, ist für uns ein großer Vorteil. Die Erwartungshaltung ist rein sportlich bei einem Turnier in Deutschland höher, aber ansonsten macht es uns das Arbeiten sogar eher einfacher. Die Themen liegen auch direkt vor der Tür. Wenn Deutschland den Auftakt gegen Schottland gewinnt, herrscht in diesem Land – und das kann man irre finden, aber es ist nun mal so – sofort ein ganz anderer Spirit.
Das war so groß, dass mir dafür sogar heute noch die Worte fehlen.
Katrin Müller-Hohenstein über das WM-Final 2014.
Welcher Live-Moment kommt ihnen sofort in den Kopf, wenn sie an die Nationalmannschaft denken?
2014, Maracanã, Deutschland gegen Argentinien. Das war so groß, dass mir dafür sogar heute noch die Worte fehlen. Ich bin so demütig, wenn ich daran denke, dass ich das erleben durfte. Das war ein Privileg und so außergewöhnlich. Schon damals war mir klar, dass ich etwas Vergleichbares beruflich nie mehr erleben werde. Da kommt nichts mehr ran.
Hat Deutschland bei der EM 2024 eine Chance?
Mal angenommen, Deutschland würde im eigenen Land die EM gewinnen – könnte das dieses Erlebnis doch toppen?
Ach, ich weiß gar nicht, ob es das überhaupt toppen muss. Der Triumph in Brasilien war an sich einfach etwas Historisches. Zuvor hatte es noch nie eine europäische Mannschaft geschafft, eine Weltmeisterschaft in Südamerika zu gewinnen. Es gab so viele Superlative und Rekorde, die gleichzeitig fielen. Deswegen kann man das nicht miteinander vergleichen. Und eine EM ist eben auch immer noch etwas anderes als eine WM.
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Aber ich glaube, dass diese EM die Chance hat, unheimlich viel in Deutschland zu bewegen. Nicht nur im Fußball, sondern auch gesellschaftlich. Wie gesagt: Das würde ich uns allen wünschen.
Was trauen sie der Nationalmannschaft und Bundestrainer Julian Nagelsmann konkret zu?
Im vergangenen Jahr hätte ich auf diese Frage vermutlich noch eine andere Antwort gegeben – aber da war Julian Nagelsmann auch noch nicht Trainer. Ich würde mich über ein Halbfinale sehr freuen und traue ihnen das auch zu. Aber ich traue der deutschen Mannschaft auch den Titel zu. Ich finde, man muss die Spieler immer mit dem Gefühl auf die Reise schicken, dass die Unterstützung da ist.
Müller-Hohenstein will Hatern keine Bühne geben
Sie haben das Scheitern der Nationalmannschaft bei den letzten Turnieren hautnah miterlebt. Ist es demotivierend für die eigene Arbeit, wenn die deutsche Mannschaft früh ausscheidet, aber noch viel Turnier-Zeit bevorsteht?
Aus Fan-Sicht ist das frustrierend. Die tun mir auch leid, weil sie sich das natürlich auch anders vorstellen. Aber Fußball arbeiten ist etwas völlig anderes als nur so Fußball schauen. In dem Moment, wo ich Fußball arbeite, ist das Thema so abstrakt, dass ich da relativ nüchtern zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehe und das nicht emotional an mich ranlasse.
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TV-Moderatoren und -Kommentatoren polarisieren seit jeher. Besonders im Netz muss man sich heutzutage viel anhören. Wie gehen Sie damit um? Berührt Sie das? Können Sie unsachliche Kritik und Shitstorms ausblenden?
Ich muss ehrlich sagen, ich gehe damit gar nicht um – weil ich da nicht bin. Ich bekomme da nichts mit. In jedem Moment, in dem man drüber spricht, gibt man denen, die sich da austoben, eine besondere Bühne. Deswegen will ich dazu gar nicht viel sagen.