Es sind Szenen, die an Staatsversagen erinnern! Wer die deutsche Staatsbürgerschaft in Bochum beantragen will, muss persönlich zur Stadt. Und wie überall im Ruhrgebiet sind auch in der Ausländerbehörde in Bochum Termine rar gesät. Entsprechend lang sind die Wartezeiten – und das wird gnadenlos ausgenutzt! Denn einige verhökern ihre Termine tatsächlich über den Messenger-Dienst Telegram.
Wie der WDR berichtet, ist es einem Reporter-Team gelungen, sich einen Termin in Bochum für satte 250 Euro zu kaufen! Eine arabisch sprechende Frau bot demnach an, den Kontakt zu einem Terminverkäufer herzustellen. Sie habe nach der Anzahl der Personen gefragt und nach Namen – und zack, nach zwei Tagen stehe der Termin bereit. Vorher traf sich der WDR mit einer Person, die die vereinbarte Summe von 250 Euro entgegennahm.
Bochum: Miese Tricks bei Einbürgerung
Ist es ein offenes Geheimnis, dass man Termine bei der Stadt kaufen kann? Der WDR zitiert eine Syrerin, die seit 2015 in Deutschland lebt. Und jetzt deutsche Staatsbürgerin werden will. Auch sie habe Probleme gehabt, an einen Termin für eine Einbürgerung zu kommen. Die Termine werden auf der Webseite der Stadt Bochum in Kontingenten freigegeben und sind meist nach wenigen Minuten ausgebucht.
Der Öffentlich-Rechtliche Sender konfrontierte die Stadt Bochum mit den Ergebnissen der Recherche. Der Leiter des Einbürgerungsbüros, Marvin-Alexander Dupke, erklärt über Terminverkäufe: „Ja, wir haben davon gehört.“ Man würde am Problem arbeiten, er könne aber nicht verstehen, warum das noch immer möglich sei: „Wir haben unser gesamtes System überprüft, aber wir sind nicht schlau daraus geworden.“ Die Behörde suche nach einer „undichten Stelle“.
Mehr News:
Üble Details kommen ans Licht
Die Stadt rechnet mit etwa 40.000 potenziellen Antragstellern. Am 27. Juni tritt das neue Einbürgerungsgesetz in Kraft, damit können allein in Bochum Zehntausende Menschen, die erst seit der großen Flüchtlingswelle 2015 in Deutschland sind, plötzlich Staatsbürger werden. Um die Terminknappheit zu beseitigen und so das Dealen mit Terminen zu unterbinden, habe man die Zahl der Mitarbeiter drastisch erhöht. Und: Man arbeite daran, dass man noch 2024 Einbürgerungsanträge online stellen könnte.