Nick Hantschke (30) stöhnt. Anfang April hatte das extrem milde Wetter in NRW dem Landwirt aus Wegberg noch in die Karten gespielt. Seine Kirschbäume standen in voller Blüte. Doch dann machte dem jungen Bauern vom Niederrhein das Wetter plötzlich einen Strich durch die Rechnung.
„Die Kirschen stehen fünf Tage im Jahr in Vollblüte. Genau an diesen fünf Tagen im Jahr hatten wir ständig Hagel und Schauer“, berichtet Hantschke. Er rechnet mit einem Ernteausfall und einem Verlust in fünfstelliger Höhe. Das Kirsch-Desaster sei nur ein Beispiel für den Einfluss des Wetters auf seinen Ertrag – und am Ende auch auf die Kosten für die Kunden.
Wetter in NRW: Bauer zieht Konsequenzen
800 Euro. So viel blätterte der 30-Jährige kurz vor dem Hagel noch für Hummeln hin, die seine Kirschen bestäuben sollten. Eine Investition für die Tonne. Denn die Blüten wurden durch das Unwetter weitgehend zerstört. Noch viel schlimmer: „Die Hummeln werden vermutlich alle verhungern, weil sie nicht genug zu Fressen finden“, klagt der Landwirt.
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Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Kirschernte ausbleibt. Im letzten Jahr litten die Blüten unter Frost, davor unter einer Ungeziefer-Plage. Seiner Erfahrung nach seien die Unwetter in den letzten Jahren immer ungleichmäßiger aufgetreten – und heftiger geworden. Nick Hantschke hat aus dem unberechenbaren Wetter seine Schlüsse gezogen. Er will deshalb jetzt in eine Plane investieren, um seine Kirschbäume zu schützen. Andere Obstsorten wie Himbeeren oder Blaubeeren schütze er bereits mit Glasdächern.
Wetter beeinflusst Preise
Es ist nicht die einzige Investition, die nötig ist, um die Ernten zu schützen. In der zweiten Aprilhälfte macht auch der Frost den Landwirten zu schaffen. Sie müssen Erdbeeren, Kartoffelpflänzchen und Co. nun mit Vlies abdecken, um sie vor dem Erfrieren zu schützen. Dafür müssen die Bauern nicht nur in das Material investieren. „Mein Kumpel hat 60 Hektar Erdbeeren. In den letzten zwei Tagen waren 40 Leute damit beschäftigt, die mit Vlies abzudecken“, erklärt Hantschke am Montag (22. April). Nach dem Frost müsse die ganze Abdeckung wieder entfernt werden. „Das sind 450 Arbeitsstunden“, rechnet der 30-Jährige vor.
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Es sind Kosten, die am Ende auch die Kunden mittragen müssen – zumindest teilweise. Zwar können die Landwirte beim Verkauf an große Handelsketten keine höheren Preise aufrufen. „Du bestimmst den Preis ja nicht selber“, so Hantschke. Der Wiederverkäufe lege die Preise fest. Große Supermärkte greifen im Zweifel auf Produkte aus dem sonnigen Süden zurück. Wer lokales Obst und Gemüse bevorzugt, der muss aufgrund des Wetters zum Teil tiefer in die Tasche greifen. Denn wenn die Ernte gering ausfällt, bleibt den Bauern auf den Wochenmärkten nichts anderes übrig, als höhere Preise zu verlangen.