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Hugo Egon Balder: „Es gibt einfach Dinge, die macht man nicht“

Seit über zwanzig Jahren moderiert Hugo Egon Balder bereits „Genial daneben“. Ein Interview über die Show, die Rente und die heutige Zeit.

Hugo Egon Balder
© RTLZWEI, Constantin Entertainmen

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Der Spartensender RTL Zwei ist für seine bunten Unterhaltungs-Sendungen bekannt. Wir zeigen dir die Highlights im Programm des TV-Senders.

Diese Show ist ein echter Dauerbrenner: Bereits seit 2003 raten die besten Komikerinnen und Komiker Deutschlands bei „Genial daneben“ um die Wette. Seit über zwanzig Jahren schon ist Hugo Egon Balder der Herr hinter den Fragekarten. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht der 73-Jährige über den Erfolg der Show, die Rente und den Wahnsinn auf der Welt.

„Genial daneben“ gibt es mit Unterbrechungen seit 2003. Für eine TV-Show ist das eine unglaublich lange Zeit. Wie erklären Sie sich den Erfolg des Formats?

Das Ding ist zeitlos. Es hat sich ja seit 2003 nichts geändert. Dort sitzen fünf Humoristen, die Blödsinn erzählen. Der Witz bei „Genial daneben“ war immer, keine Antwort zu finden, sondern eine Antwort zu erfinden. Es gibt nur einen Maßstab bei dieser Sendung, die Leute sollen sich amüsieren. Mehr nicht. Das ist alles.

Sie haben es über die Jahre geschafft, die größten Namen der deutschen Comedy-Szene zu vereinen. Gibt es eine Person, vor der Sie Angst haben, weil sie die Lösung zu schnell finden könnte?

Nein, die gibt es nicht. Selbst wenn es jemand weiß, dann wird er das so lange herauszögern, bis ich es verraten will. Das haben wir schon oft genug erlebt. Die Jungs und Mädels, die dort sitzen, wissen, worum es geht – die Leute wollen unterhalten werden. Und dann gibt es ja auch Fragen, die kann man einfach nicht beantworten. Die kann man gar nicht wissen.

Also glauben Sie nicht, dass bei manchen auch mal der Ehrgeiz durchkommt?

(lacht) Vielleicht manchmal, aber das ist nicht die Regel.

Hugo Egon Balder: „Das gibt ein schlechtes Bild

Haben Sie Einfluss auf die Auswahl der Fragen?

Nein, das macht die Redaktion. Aber ich bekomme die Fragen vorab und lege die Reihenfolge fest.

Haben Sie schon Fragen rausgeworfen, weil sie zu leicht waren?

Nein, wir haben nur schon Fragen rausgeworfen, weil wir der Meinung waren: Die hatten wir schonmal.

Hand aufs Herz: Haben Sie schonmal eine eigene Frage reingeschmuggelt?

Nein! Ich sage auch allen Bekannten, dass sie das nicht machen sollen. Das gibt ein schlechtes Bild.

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Inwiefern?

Das ist doch doof, wenn es am Ende heißt: Ach so, das war ein Freund von dem Herrn Balder, der bekommt jetzt 500 Euro. Das möchte ich nicht, und das haben wir auch noch nie gehabt.

Gibt es eine Frage, die Sie als absolutes Highlight bezeichnen würden?

Da gibt es mehrere. Schauen Sie mal, ich habe das auch alles irgendwie vergessen (lacht). Ich bin schon ein bisschen älter und zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Wenn wir drei Sendungen am Tag aufzeichnen, weiß ich in der dritten Sendung nicht mehr, wer in der ersten war. Das vergisst man. Ich weiß nur, vor zwei Wochen hatten wir eine Folge, die war so ein Highlight. Da wurde nach der „Potsdamer Kartoffel“ gefragt und Oliver Pocher sagte „Günther Jauch“. Da war erst mal zehn Minuten Feierabend. Da ging nichts mehr. Wir konnten vor Lachen nicht mehr sitzen und laufen.

Sie sind 73 Jahre alt. Kommen da langsam die Gedanken an die Rente?

Das kommt automatisch. Je älter man wird, desto weniger Angebote bekommt man. Das ist auch völlig in Ordnung. Ich spiele seit 13 Jahren fast nur noch Theater, das ist eine schöne Sache, das ist der Beruf, den ich mal gelernt habe. Und ich bin ehrlich, das Einzige, was ich im TV noch weitermachen würde, solange es mir gesundheitlich gut geht und ich geistig auf der Höhe bin, ist ‚Genial daneben‘.

Wieso?
‚Genial daneben‘ benötigt keine Vorbereitung. Es gibt keine Proben. Man geht dahin und macht einfach.

Also das genaue Gegenteil zum Theater, wo sehr viel geprobt wird, oder?

Na ja gut, wenn man ein neues Stück hat, dann probt man drei Wochen und spielt das dann über 1000 Mal, und dann kann man den Text irgendwann. Bei mir klappt das alles noch. Es macht einfach einen Heidenspaß. Ich spiele jetzt wieder in Bielefeld und dann geht es auf Tournee.

Also hat Ihnen ihre Frau noch nicht die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt: Zu diesem Zeitpunkt will ich dich für mich?

Das haben wir ja. Wenn ich auf Tournee bin, ist meine Frau immer dabei. Dann ist es egal, ob wir hier sind, oder dort. Außerdem habe ich zwischendurch frei. Ich kann aber nicht nur rumsitzen.

Sie leben mittlerweile auf dem Land.

Ja, es ist ruhig (lacht). Ich bin eigentlich ein Stadtmensch, komme aus Berlin, bin dort aufgewachsen. Aber heute brauche ich meine Ruhe. Wenn ich noch mitten in der Stadt wohnen würde, wäre das nichts. Das wäre mir alles zu laut.

Wie lange wollen Sie denn ‚Genial daneben‘ noch machen?

Solange es der Sender will (lacht). Das weiß man nie, dann sind die Quoten wieder nicht so, das ist immer ein Auf und Ab. Und bislang läuft das alles wunderbar mit RTL Zwei.

Lassen Sie sich von Quoten unter Druck setzen?

Nein, habe ich auch noch nie. Das ist auch völlig wurscht. Mir ist es egal, dem Sender natürlich nicht.

Woran messen Sie dann Erfolg?

Erfolg ist immer dann, wenn man darauf angesprochen wird. Ich werde ziemlich oft auf ‚Genial daneben‘ angesprochen. Die Leute sagen ‚Menschenskind, mach doch weiter‘. Ich habe noch keinen erlebt, der gesagt hat, ‚Mir gefällt das nicht‘. Noch nicht einen.

Das ist doch eine schöne Bestätigung.

Vor allem in der heutigen Zeit. Die Welt ist verrückt geworden. Die Menschen wollen lachen. Ich merke das auch im Theater, wir spielen fast nur noch Komödien. Es ist herrlich, wenn man nach zwei Stunden aufhört und sieht, dass sich die Leute amüsiert haben. Das braucht man auch.

Beschäftigt es Sie sehr, was gerade auf der Welt vor sich geht?

Man weiß irgendwann nicht mehr weiter. Man sucht nach Auswegen und denkt sich: Wie jetzt? Aber bei all den Menschen, die momentan etwas zu sagen haben, verzweifelt man.

Können Sie das konkretisieren?

(lacht) Das muss ich gar nicht konkretisieren. Wenn ich sehe, was in Amerika passiert, was in anderen Ländern passiert, was bei uns passiert, was in der Ukraine passiert, in Israel, im Gazastreifen… Die Welt ist verrückt geworden. Gibt es denn nicht irgendwelche Menschen, die sich zusammensetzen und sagen: Leute, es reicht jetzt. Wir machen hier alles kaputt?



Darf man darüber noch Witze machen?

Eigentlich nicht. Natürlich sollte man über alles lachen können, es gibt aber auch einige Sachen, über die man nicht lachen sollte. Das habe ich damals auch bei ‚RTL Samstag Nacht’ so gehalten. Es gibt einfach Dinge, die macht man nicht.

Wo liegt die Grenze?

Wenn es ins Persönliche geht, und wenn es um Leben, Tod und Rechts geht.

RTL Zwei zeigt die neuen Folgen „Genial daneben“ immer donnerstags um 20.15 Uhr.