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Putin: Kreml-Kritiker sicher – Das ist seine „ernsthafte Schwachstelle“

Auch zur kommenden Russland-Wahl gelte ein Sieg von Putin als sicher. Doch Kreml-Kritiker Chodorkowski sieht noch eine große Schwachstelle.

Laut Kreml-Kritiker Chodorkowski hat Wladimir Putin eine besondere Schwachstelle.
© IMAGO / SNA

Julia Nawalnaja: Putin nimmt Alexejs Leichnam als Geisel

Die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, den Leichnam ihres in der Haft gestorbenen Mannes als "Geisel" genommen zu haben. Putin wolle damit Nawalnys Mutter Ljudmila "zwingen, einer geheimen Beerdigung zuzustimmen", sagte Julia Nawalnaja in einem Online-Video."You tortured him alive, now you torture him while he is dead. You're mocking the remains of a dead man" she says in a video posted on Alexei Navalny's YouTube channel.

Im März 2024 finden in Russland die Präsidentschaftswahlen statt. Dabei dürfte der Sieger schon feststehen: Kreml-Herrscher Wladimir Putin. Denn in Russland kontrolliere der Präsident für die Wahlen dort das Rechtssystem und die russische Opposition.

Doch gibt es noch eine Chance, den Russen-Diktator zu Fall zu bringen? Laut Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski hat Putin nämlich eine Schwachstelle. Mit dieser könnte sich das Spiel noch wenden.

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Putins „ernsthafte Schwachstelle“

Der ehemalige Oligarch Michael Chodorkowski gilt als einer der größten Kritiker von Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Zehn Jahre saß er dafür bis 2013 im Straflager. In einem Gast-Artikel für die „Bild“-Zeitung packt Chodorkowski jetzt über eine entscheidende Schwachstelle des Despoten aus: nationale und internationale Anerkennung. „Es ist die formale Legitimität, die er braucht, um seinen Machtanspruch durchzusetzen.“

Demnach setzt sich diese Legitimität aus zwei Komponenten zusammen. Einen sicheren Wahlsieg und die Anerkennung durch die internationale Gemeinschaft – „vor allem durch die westlichen Demokratien.“ In Hinsicht auf den Wahlsieg geht Chodorkowski davon aus, dass Putin das Wahlsystem und die Ergebnisse zu seinen Gunsten manipuliert. Auf den russischen Wahlzettel dürfen beispielsweise nur Kandidaten, die sehr geringe Akzeptanz haben. Die eigentliche Unterstützung in der Bevölkerung für Putin hält der Kreml-Kritiker hingegen aber für deutlich geringer, „etwa 30 bis 40 Prozent.“

Gegner planen Wahl-Protest

Zum Protest gegen den Präsidenten und sein System habe die Opposition aber einen Plan entwickelt, der auf den Namen „Mittags gegen Putin“ hört. So sollen seine Gegner zu einer abgesprochenen Uhrzeit in die Wahllokale eilen. Mit der Aktion solle die Vielzahl der Menschen, die koordiniert in die Wahllokale kamen, nicht übersehen oder anders interpretiert werden.

Laut Chodorkowski spiele auch die äußere Anerkennung Putins durch den Westen, also externe Legitimität, eine große Rolle. In Russland verkaufe er sich der Bevölkerung als wichtiger internationaler Akteur. Bisher hat der Westen ihn auch als Präsident stets anerkannt. Zu seinen vier Amtszeiten haben ihm westliche Staatsoberhäupter treu für eine weitere gratuliert, schreibt Chodorkowski. Und das trotz der Annexion der Krim.


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Nun hat Chodorkowski dafür einen Rat. Putin werde seine neue Amtszeit mit erheblichem Ballast beginnen. Zum einen wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Verbrechen an ukrainischen Kindern, aber auch durch die mutmaßliche Ermordung des Oppositionellen Alexej Nawalny. „Die demokratischen Regierungen der westlichen Länder haben allen Grund, die Legitimität der neuen Amtszeit Putins nicht anzuerkennen“, macht der Kritiker in seinem „Bild“-Artikel klar.