In der Plattenbau-Siedlung von Rostock Groß Klein leben viele Bürgergeld-Empfänger und Rentner mit geringem Einkommen. In dem sozialen Brennpunkt müssen viele Bewohner am Rande des Existenzminimums leben.
Die Sozialdoku „Hartz und herzlich – Tag für Tag Rostock“ gewährt Einblicke in den Alltag einiger Bewohner des Problembezirks im Nordwesten der Hansestadt.
Rentnerin Regina reist mit „Molli“ zurück in ihre Kindheit
Regina aus dem Blockmacherring hat Besuch von Freundin Pam. Normalerweise verbringen die Rentnerin und die Bürgergeld-Empfängerin die gemeinsame Zeit in der Wohnung von Regina, die zusätzlich Grundsicherung bezieht. Heute planen die beiden einen Ausflug: „Wir fahren jetzt nach Doberan und da ist die Molli“, erzählt Regina aufgeregt. Sie meint die sogenannte „Bäderbahn“, eine historische Zugstrecke mit einer Dampflok entlang der Ostseeküste.
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Seit 1886 fährt der „Molli“ gemächlich durch das Zentrum von Bad Doberan, vorbei an Heiligendamm bis zum Seebad Kühlungsborn. Regina freut sich schon sehr auf die Fahrt mit der ältesten Schmalspurbahn Ostdeutschlands. Sie verbindet damit Erinnerungen an ihre unbeschwerte Kindheit in der DDR. Früher fuhr sie oft mit ihrem Bruder mit der historischen Dampflokomotive. Von ihren gesundheitlichen Problemen lässt sich Regina nicht einschüchtern. Das Laufen fällt ihr schwer, mit dem Rollator geht es zur Bushaltestelle, denn Bad Doberan ist rund 60 Minuten entfernt.
Ausflug für Bürgergeld-Empfängerin: Mehr als Kaffee ist nicht drin
Beide Frauen leben unterhalb der Armutsgrenze: Pamela bezieht 502 Euro Bürgergeld, Regina hat durch Rente und Grundsicherung insgesamt 130 Euro im Monat zum Leben. Solche Ausflüge sind daher für die Freundinnen eine Seltenheit und ein Grund zur Freude. 17,50 Euro pro Person kostet die Fahrt mit der Dampfeisenbahn. Da ist höchstens noch ein Kaffee drin. „Jetzt fahren wir los, herrlich“ ruft die Rentnerin laut. „Ich fass es nicht!“ Jede Minute der Reise wird per Handy auf Video dokumentiert. Plötzlich bricht sie in Tränen aus, aber es sind Tränen der Freude: „Endlich ist mein Traum in Erfüllung gegangen.“
Ihr größter Wunsch wäre es, einmal mit einem Hubschrauber zu fliegen. „Auch wenn ich Angst davor habe“, gibt die Rostocker Rentnerin aus „Hartz und Herzlich“ zu.