Cem Özdemir geht in die Offensive: Er schlägt eine Tierwohlabgabe oder auch „Tierwohlcent“ für Fleischprodukte vor. Mit der neuen Verbraucher-Steuer soll die Landwirtschaft dabei unterstützt werden, Ställe tiergerechter umzubauen. Das ist an sich ein redliches Vorhaben.
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Doch die Idee hat eine große Schwachstelle: Geringverdiener würden die Hauptlast tragen müssen. Dabei ist für sie der Supermarkt-Einkauf im Verhältnis zu ihrem Einkommen sowieso schon eine stärkere Belastung. Ein Kommentar.
Fleisch-Steuer: Bis zu 40 Cent je Kilo in der Diskussion
Wurst und Fleisch sollen nach Vorstellung von Cem Özdemir „wenige Cent pro Kilo“ teurer werden. Eine Kommission unter dem früheren Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) hielt Anfang 2020 eine Tierwohlabgabe von bis 40 Cent je Kilo für denkbar.
Die neue Steuer soll es laut dem Özdemir-Plan aber nicht auf Milchprodukte geben. Vegetarier, die keine Bratwurst essen, dafür aber Joghurt und Käse, wären fein raus. Und das wäre vor allem für Besserverdiener eine erfreuliche Nachricht. 48 Prozent der Menschen mit mehr als 3.500 Monatseinkommen brutto verzichten weitgehend auf Fleisch oder sind sogar Vegetarier. Das ergab eine Allensbach-Erhebung von 2023.
Grünen-Klientel wäre fein raus – warum eigentlich?
Bei Beschäftigten, die weniger als 2.500 Euro brutto monatlich verdienen, sind es nur 11 Prozent. Bei Menschen mit weniger als 1.500 Euro sogar nur 7 Prozent.
Es sind vor allem die Besserverdiener, oft auch Akademiker, die sich bewusster mit Ernährungsfragen auseinandersetzen. Sie verzichten häufiger auf Fleisch. Es ist insbesondere auch das Wählerklientel der Grünen.
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Man kann nun einwenden: Wieso sollten diese Verbraucher eine zusätzliche Steuer zahlen, wenn sie kein Fleisch essen? Aber zum einen geht es auch um die Haltung von Milchkühen oder Hühnern in der Eierproduktion. Es wäre also sinnvoller, die Abgabe auf alle tierischen Produkte aus der Landwirtschaft zu erheben.
Zum anderen ist die Frage, ob es bei mehr Tierwohl nicht auch um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe geht, die man nicht allein auf die Fleischesser abschieben kann, sondern über allgemeine Steuereinnahmen finanzieren sollte.