Es ist Montagabend (15. Januar) in Essen. Temperaturen um den Gefrierpunkt. Doch die Stimmung am Siedepunkt. Was an diesem Abend in Rüttenscheid geschieht, überraschte sogar die Polizei Essen.
Mit nur wenigen Tagen Vorlauf hat das Bündnis „Essen stellt sich quer“ eine Demo auf die Beine gestellt, die die Erwartungen aller Beteiligten um ein Vielfaches übersteigen sollte. Die Organisatoren hatten im Vorfeld 500 Demonstranten zu einer Anti-AfD-Demo in Rüttenscheid angemeldet. Eine Zahl, die die Polizei am Ende weit nach oben korrigieren musste.
Essen: Riesen-Andrang bei Anti-AfD-Demo
Schon seit Jahren warnt „Essen stellt sich quer“ vor einem schleichenden Rechtsruck in Deutschland. Der kürzlich vom Recherche-Netzwerk „Correctiv“ veröffentlichte Bericht über einen menschenverachtenden „Remigrations“-Geheimplan führender AfD-Funktionäre mit Neonazis aus November 2023 (mehr dazu hier >>>) brachte nun das Fass zum Überlaufen.
Auch interessant: Bauern-Protest: Landwirt mit düsterer Prognose in Essen – „Dann wird einfach alles teurer“
Dadurch sei „einmal mehr klar geworden, dass die AfD auch im Kern eine faschistische Partei ist, die millionenfache Deportationen von in Deutschland Lebenden unverhohlen diskutiert“, hieß es in einem Aufruf zur Demo unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ am Montag. Weiter hieß es, dass die AfD „auf allen Ebenen und mit allen Mitteln bekämpft werden“ müss. Ein wichtiger Teil sei ein lauter Protest auf den Straßen, „um nicht länger eine schweigende Mehrheit zu sein.“ Und das Ergebnis sollte laut werden. Nach Angaben der Polizei Essen strömten 6.700 Menschen zur Anti-AfD-Demo nach Rüttenscheid.
Jetzt kostenlos die wichtigsten News von DER WESTEN auf dein Handy.
Essener AfD reagiert
Die Demonstranten zogen bis zur Grugahalle. Demonstranten forderten ein Verbot der AfD. Auf Aufschriften war zu lesen: „Lasst Nazis nicht marschieren und auch nicht mitregieren“ oder „Bunt statt kackbraun“. Unter den Rednern war auch David Schraven, der laut „WAZ“ Correctiv“-Chef forderte „dass wir die Mauer sind, von der die Nazis der AfD abprallen“.
Die Zeitung veröffentlichte auch eine Stellungnahme der Essener AfD, in dem sich die Partei von dem Geheimtreffen in Potsdam abgrenzte (mehr dazu hier in der „WAZ“).
Mehr Themen:
Doch das kaufen viele Menschen in dem von Zuwanderungsgeschichten durchmischten Ruhrgebiet der AfD nicht ab. Nicht nur in Essen, sondern auch in Duisburg protestierten beim Neujahrsempfang der AfD Tausende auf den Straßen. Bundesweit gab es in den letzten Tagen zahlreiche Anti-AfD-Demos, etwa in Berlin, Potsdam und Leipzig. Eine Online-Petition zur Prüfung eines AfD-Verbots vom Fake-News-Blog „Volksverpetzer“ haben bereits über 678.000 Menschen unterzeichnet (Stand: 16. Januar). Die schweigende Masse, sie wird immer lauter. (mit dpa)