Ist der Führerschein eigentlich noch zu bezahlen? Eine ADAC-Umfrage brachte jetzt erschreckende Zahlen ans Licht. Jetzt spricht ein Fahrlehrer aus Duisburg Klartext.
Lebensmittel, Strom, Miete: Gefühlt alles ist in den vergangenen Jahren teurer geworden. Und auch der Führerschein bleibt von der Teuerung nicht verschont. Der Weg zur Fahrerlaubnis, er wird immer teurer! Diese Beobachtung macht auch Norbert Nierth, Inhaber der „Fahrschule Nierth“, in Duisburg-Süd.
„Der Führerschein ist schweineteuer geworden“
Von denjenigen, die vor sechs Monaten oder weniger die Fahrerlaubnis erwarben, zahlte mit 22 Prozent gut ein Fünftel zwischen 3.500 und 4.500 Euro! Das teilte der ADAC mit. Bei fast der Hälfte aller Fahrschüler lagen die Kosten bei 2.500 und 3.500 Euro. Nur 21 Prozent blieben unter 2.500 Euro.
Ähnliche Zahlen kann Nierth nur bestätigen. „Der Führerschein ist schweineteuer geworden“, wird er deutlich. „Und das hat verschiedene Gründe“. Das Dilemma begann laut des Fahrlehrers 2020 mit dem ersten Lockdown. Plötzlich war alles dicht. Natürlich betraf das auch die Fahrschulen. „Einige haben dann den Zahn der Zeit einfach nicht erkannt.“
Der Boom mit den Fahrschülern
Vier Wochen nach Beginn des Lockdowns habe Nierth angefangen seinen Schülern Online-Theorieunterricht anzubieten. „Das lag an meinen technikaffinen Söhnen. Als zweite Fahrschule in Duisburg habe ich dann die Genehmigung zum Online-Theorieunterricht bekommen.“ Seinen Schülern bot er während des Lockdown an fünf Tagen die Woche zwei Mal täglich Theorie-Stunden an. Als die Corona-Maßnahmen gelockert wurden, konnte er somit seine Schüler direkt zur Theorie-Prüfung anmelden und mit den praktischen Fahrstunden – natürlich unter den damals gültigen Auflagen – wieder beginnen.
Und deswegen habe Nierth in der Corona-Zeit laut eigenen Aussagen kaum Verluste eingefahren – im Gegensatz zu anderen Fahrschulen. „Die mussten dann natürlich die Preise anheben – so wie fast die gesamte Wirtschaft. Dann kam der Boom mit den Fahrschülern, weil während Corona ja nicht viele ausgebildet werden durften. Die Fahrschulen waren proppenvoll. Was haben die Fahrschul-Besitzer gemacht? Sie haben Fahrlehrer eingestellt und mehr Filialen aufgemacht. Und um das zu bezahlen, musst du natürlich mehr Geld für die Fahrstunden nehmen.“ Nierth selbst hat seit 2010 keine Fahrlehrer mehr angestellt, sondern betreibt die Fahrschule – zusammen mit einer Bürokraft – alleine.
Nach Corona kamen die gestiegenen Spritpreise
Insgesamt wurde der Führerschein in den vergangenen Jahren teurer. Bei den Fahranfängern, die vor drei bis vier Jahren den Führerschein machten, blieb noch fast die Hälfte unter der 2.500-Euro-Grenze. Die inzwischen gestiegenen Kosten führt der ADAC unter anderem auf höhere Ausgaben für Sprit, Personal und die Anschaffung von Fahrzeugen zurück.
Laut Nierth machen sich natürlich die gestiegenen Spritpreise bemerkbar – aber auch für Miete, Strom und Co. zahlt er inzwischen mehr. Früher habe er für eine Fahrstunde 42 Euro genommen. Heute sind es 55 Euro. „Mir ist bewusst, dass der kleine Mann, der Malocher, nicht mehr Geld kriegt, aber seiner Tochter trotzdem den Führerschein bezahlen muss. Das tut mir dann auch als Fahrlehrer weh.“ Doch ihm bleibe – so wie vielen anderen Fahrschulen – kaum eine andere Möglichkeit. „Wir müssen die gestiegenen Kosten über den Fahrstundenpreis irgendwo auffangen.“
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Führerschein noch möglich?
Können sich die Menschen heutzutage aus Sicht von Nierth überhaupt noch einen Führerschein leisten? „Für Familien, in denen nur der Mann verdient, mit mehreren Kindern, könnte das echt bedeuten: Zwei Jahre keinen Sommerurlaub. Das könnte ich mir tatsächlich so vorstellen.“