Versteckte Kostenfalle auf Hiddensee: Verschweigt Reederei Gratis-Fahrten? Die idyllische Ostsee-Insel vor Mecklenburg-Vorpommern lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Um auf das autofreie Eiland zu gelangen, nehmen die meisten die Fähre von Schaprode auf Rügen – für 15 Euro pro Fahrt.
Doch vielen ist nicht bewusst, dass seit der Einführung des Deutschlandtickets die Überfahrt für Inhaber dieses Tickets kostenlos ist. Wer also demnächst einen Urlaub an der Ostsee plant, sollte ganz besonders aufmerksam sein.
Mit Deutschlandticket Fähre fahren
Als „Bild“ im Mai auf Hiddensee waren, gab es keinerlei Hinweise auf die Möglichkeit, das Deutschlandticket für eine kostenfreie Fahrt zu nutzen. Erst nachdem die Einheimischen die Reporter darauf aufmerksam machten, stellte die Mitarbeiterin am Schalter im Hafen von Kloster einen entsprechenden Hinweis aus. Doch warum wird den Kunden diese Option nicht aktiv angeboten? Warum gibt es keine deutlichen Hinweisschilder? Auf die Frage nach den Gründen verwies die Mitarbeiterin auf die Reederei.
Auf der Website der Reederei „Weiße Flotte“ gibt es zwar einen Hinweiskasten zur Nutzung des Deutschlandtickets, der ist jedoch beim schnellen Online-Ticketkauf leicht zu übersehen. Und wer direkt „Weiße Flotte Hiddensee“ googelt, gelangt auf eine Ticketseite, auf der kein Hinweis mehr zu finden ist.
Urlaub an der Ostsee: „Macht es kompliziert“
In Schaprode findet sich lediglich ein kleines Hinweisschild an einer der beiden Kassen. Allerdings war dort bei einem Ticketkauf eines „Bild“-Reporters kein Hinweis zu sehen. Es scheint also, dass die Reederei nur wenig Interesse daran hat, die kostenlosen Fahrten, die von der Bundesregierung beschlossen wurden, zu bewerben. Der Bund wird ab 2023 jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Kompensation der Verluste bereitstellen, und die Länder haben zugesagt, in gleicher Höhe beizutragen. Aber reicht das aus?
„Bild“ hat bei der Reederei „Weiße Flotte“ nachgefragt. Pressesprecher Martin Breitkreutz erklärte: „Wir haben den Hinweis auf unserer Website. Wenn ich in den Bus steige, steht das ja auch nicht drauf. Wir waren verpflichtet, dies umzusetzen, da wir im Nahverkehrsplan des Landkreises abgebildet sind. Wie viel Geld wir pro 0-Euro-Ticket als Ausgleich erhalten, wissen wir nicht. Ob es finanzielle Einbußen gibt, wird sich zeigen. Die genaue Regelung obliegt den Ländern, und das macht die Sache kompliziert.“
Urlauber sollten genauer hinsehen
Das Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern erklärte dazu gegenüber „Bild“: „Etwaige Hinweise vor Ort obliegen dem jeweiligen Verkehrsunternehmen, im Falle der Fährverbindung Schaprode-Hiddensee der Weißen Flotte GmbH.“ Die Vergütung der Reederei sei „gemäß der Richtlinie Deutschlandticket-Billigkeitsleistungen ÖPNV M-V 2023“ geregelt.
Dort steht:
„Es besteht kein Rechtsanspruch auf Gewährung der Leistung. Die Bewilligungsbehörde entscheidet aufgrund ihres pflichtgemäßen Ermessens diskriminierungsfrei im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel.“
Deutschlandticket-Billigkeitsleistungen ÖPNV M-V 2023, Rechtsgrundlage
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Das bedeutet also, dass unklar ist, ob und wie viel Geld die Reederei letztendlich als Ausgleich für die kostenlosen Tickets erhält. Fazit: Wer in Deutschland mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, sollte vor dem Ticketkauf aktiv nachfragen, ob das Deutschlandticket gültig ist, um Geld zu sparen. Es scheint, dass einige Verkehrsunternehmen nicht daran interessiert sind, ihre Kunden über diese Möglichkeit zu informieren und diese versteckte Kostenfalle geschickt nutzen.