Wer aktuell in Berlin eine Wohnung sucht, muss ordentlich blechen: Pro Quadratmeter sind abhängig von der Wohnungsgröße locker über 13,40 Euro fällig. Ist man also Mieter in einer durchschnittlichen 70-Quadratmeter-Wohnung, sind schon über 930 Euro an Kaltmiete zu zahlen. In Essen dagegen ist die Miete vergleichsweise günstig, zahlt man hier im Schnitt etwa 8,30 pro Quadratmeter.
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Doch wie lange noch? Wie lange bleibt die Miete in Essen auch für Menschen mit Durchschnittseinkommen zu stemmen? Drohen in Essen und anderswo im Ruhrgebiet womöglich bald Zustände wie in Berlin? Denn mit der Mähren AG wird jetzt ein Berliner Immobilien-Bestandhalter im Pott aktiv!
Miete in Essen: Zustände bald wie in Berlin? Investor im Ruhrgebiet aktiv
Die Mähren AG wurde 2003 in Berlin von Jakob Mähren gegründet, investiert seitdem in der Hauptstadt in Mehrfamilienhäuser und Wohnanlagen. Ältere, sanierungsbedürftige Gebäude werden erworben, entsprechend renoviert und Leerstand wieder vermietet. Tobias Förster (40), Prokurist der Mähren AG, zu DER WESTEN: „Wir wollen die Häuser zwischen fünf und 15 Jahren halten, planen also mittel- und langfristig.“
Vorwürfe, dass die Immobilienfirma mit Wohnungen spekuliert und nur auf Rendite schielt, weist Förster zurück: „Wir suchen quasi das ‚hässliche Entlein‘, das wir aufpolieren und dem Wohnungsmarkt wieder zuführen können. Wir sprechen hier nicht von Luxus-Niveau, sondern von normalen Wohnhäusern, die sich der Feuerwehrmann und die Krankenschwester leisten können. Also von Preisen pro Quadratmeter zwischen sechs und acht Euro.“
Berliner Unternehmen verweist auf großen Leerstand in Essen
Zwar sei der Kernmarkt noch immer Berlin. Doch vor zehn Jahren ist das Familienunternehmen bereits nach Mitteldeutschland in die Uni-Städte wie Leipzig expandiert. Jetzt will man auch im Ruhrgebiet angreifen, speziell in Essen, Dortmund, Oberhausen, Gelsenkirchen und Bochum, aber auch in Duisburg und Herne. Förster zu DER WESTEN über die Unterschiede zwischen Berlin und dem Pott: „Wir haben im Ruhrgebiet mehr Leerstand an Wohnungen. Den wollen wir beseitigen. Viele Verkäufer hier sind noch privat, wollen Geld machen und sich nicht mehr um die ganze Bewirtschaftung der Wohnungen kümmern. Sie sind froh, wenn sie die Wohnungen loswerden.“
Gerade in Essen hätte man ein Auge auf den nördlichen Teil der Stadt, den viele gefühlt weniger attraktiv als den Norden wahrnehmen. Förster verweist auf die gute Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Stadt: „Wir haben hier den politischen Willen und die Unterstützung, dass man die Stadt attraktiv halten will. Wir wollen helfen, Wohnraum zu schaffen. Natürlich erhöhen wir nach einer Sanierung moderat die Miete, weil der Wert der Immobilie dadurch steigt. Doch wir wollen nichts leer stehen lassen, dazu ist der Bedarf an Wohnungen zu groß.“
„Berliner und Ruhrpottler verstehen sich“
Förster kritisiert die Berliner Wohnpolitik, die zu einer Verknappung von Wohneigentum führe: „Der Senat macht vieles falsch. Dort wird viel zu viel zu kompliziert reglementiert. Der Einbau eines modernen Fahrstuhls beispielsweise ist so streng reglementiert, dass sich eine Investition nicht mehr lohnt. Weiterhin führen bürokratische Hürden zum Beispiel beim Ausbau eines Daches dazu, dass es nicht mehr wirtschaftlich ist. So ist ein gesunder Handel einfach nicht fair, Eigentümer werden im Stich gelassen.“
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Im Ruhrgebiet wolle man langfristig investieren, auch Gelsenkirchen sei attraktiv. „Der Berliner und der Ruhrpottler verstehen sich. Ich denke, dass wir hier für alle Seiten gute Lösungen finden. Auch Duisburg könnte in den nächsten Jahren boomen. Für uns ist aber immer klar: Wohnungen müssen für Normalos bezahlbar sein. Wir bedienen nicht das Luxus-Segment und haben das auch nicht vor.“