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„Tatort“ auf dem „Traumschiff“? Miroslav Nemec wäre nicht abgeneigt

Am 26. Dezember zeigt die ARD den neuen Tatort aus München: Mord unter Misteln. Wir haben mit Batic-Darsteller Miroslav Nemec gesprochen.

Tatort
© BR/Bavaria Fiction GmbH/Hendrik Heiden

Tatort: Das sind die bekanntesten Ermittler-Teams

Die Krimiserie Tatort begeistert schon seit Jahrzehnten die deutschen TV-Zuschauer. Sonntags um 20.15 Uhr lösen unterschiedliche Kommissaren-Teams Mordfälle in der ARD. Aktuell ermitteln 22 Ermittler-Teams in 20 deutschen Städten, sowie in Wien und Zürich. Wir stellen euch die bekanntesten aktuellen Besetzungen vor.

Ein altes Schloss, Menschen in Gewändern aus längst vergangenen Zeiten und ein Kriminalfall, der das ganze Geschick des Kommissaren-Gespannes erfordert. Einen „Tatort“ wie den, den die ARD am 26. Dezember zeigt, gab es so noch nie. Spielen die „normalen“ ARD-Kriminalfälle doch meist in der Gegenwart, springen die Münchner Ermittler Batic und Leitmayr in „Mord unter Misteln“ zwischen den Zeiten.

Wir haben mit dem Darsteller des Ivo Batic, Miroslav Nemec über den neuen Weihnachts-„Tatort“ und das „Traumschiff“ gesprochen.

Lieber Herr Nemec, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das erste Mal das Drehbuch zu „Mord unter Misteln“ gelesen haben?

Wir hatten bereits Monate vorher von der Idee gehört, damals hatte ich das eigentliche Drehbuch noch gar nicht gelesen. Uns wurde nur gesagt, es gehe um ein Krimi-Dinner, das werde im Winter sein und es soll in einem englischen Schloss spielen. Das klang schonmal interessant.

Als ich das Buch dann das erste Mal gelesen habe, fand ich die Idee sofort ansprechend. Es hatte einen tollen Plot, war ein besonderes Drehbuch. Da wusste ich: Das wird ein Spaß.

Haben Sie sich auf diesen Tatort anders vorbereitet als auf andere?

Udo und ich waren ja die einzigen, die innerhalb der historischen Rolle wieder zurück in ihre private Batic/Leitmayr-Dynamik fallen und ein Spiel im Spiel machen durften. In dem Krimi-Dinner geht es zurück ins Jahr 1922 auf ein englisches Schloss, dort gibt es einen Detective Constable und einen Detective Chief Inspector, das erinnert direkt an Sherlock Holmes. Wir haben uns dann angeschaut, wie die Kostüme in der Zeit waren, die Frisuren, die Bärte.

Dazu kam beim Spielen noch, dass Sprachduktus, Wortwahl und Satzbau unterschiedlich waren. Die besondere Vorbereitung bestand auch darin, diese beiden Sprachen, also die historische und die gegenwärtige, auseinanderzuhalten. Man erkennt übrigens auch auf Originalfotos aus dieser Zeit eine körperliche Haltung, die die Detectives ausgestrahlt haben, das gehört sicher auch zur Vorbereitung. Ansonsten ist es aber eine schauspielerische Freude, so etwas spielen zu dürfen.

Was bereitet Ihnen mehr Freude: Ein Tatort im Hier und Jetzt, oder ein Fall in früherer Vergangenheit?

Wenn man im Hier und Jetzt, also in der Gegenwart spielt, ist es natürlich ein Stück weit authentischer. Insofern fühlt man sich bei solchen Fällen etwas betroffener.

Wenn ein Fall in der Vergangenheit spielt, wird man eher zum Beobachter. Man fiebert und kombiniert zwar mit, betrachtet die Sache jedoch mehr von außen, spielerischer, weil wir uns in einer anderen Zeit befinden und damit automatisch mehr Zusehende sind.

Sie sprachen gerade schon die Anleihen bei Sherlock Holmes an. Wäre die Rolle des weltberühmten Detektivs eine, die sie reizen würde?

Ich habe früher viel von Arthur Conan Doyle gelesen. Humor, Witz, schnelles Denken, ein Schachspieler im Kopf – das hat mich immer fasziniert. Dazu kommt noch die Raffinesse der Fälle und die Kombinationsgabe, das hat uns damals alle beeindruckt. Ich wollte aber zu diesem Zeitpunkt kein Polizist oder Detektiv sein. Ich komme aus einer Zeit, in der die Polizei nicht so gut angesehen war. Ich hatte lange Haare und war eher ein Hippie.

Hat sich das denn mittlerweile geändert?

(lacht). Das hat sich schon geändert, zumal ich keine langen Haare mehr habe. Aber manchmal trägt man ja innerlich immer noch die langen Haare. Sie standen für den Widerstand gegen die Konventionen. Die sind zwar notwendig, ich bin aber bis heute kein Freund von Konventionen.

Ivo Batic hat in „Mord unter Misteln“ gesagt, dass er bis auf Tatort und Polizeiruf keine Krimis schaue. Wie ist das bei Ihnen? Sehen Sie sich ihre eigenen Filme an?

Ich gucke mir immer meine Filme an, weil ich sehen möchte, was ich gemacht habe. Ich muss meine Leistung und mein Schauspiel kritisch überprüfen und gucken, wo ich etwas besser oder anders machen kann. Manchmal freue ich mich, wenn etwas gelungen ist, manchmal denke ich mir aber auch, das hätte ich noch besser machen können.

Sie sitzen aber nicht an Weihnachten mit Ihren Liebsten zusammen und schauen sich selbst im Tatort?

Nein, ich werde am 26. auf der Bühne stehen. Udo Wachtveitl und ich können ja nicht voneinander lassen und werden am 26. und 27. Dezember jeweils eine Doppelvorstellung der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens in der Isarphilharmonie in München spielen, übrigens mit einem wunderbaren Kammerorchester. Außerdem habe ich den Film ja schon sehen können.

Wie fanden Sie sich?

Wir waren alle gut (lacht). Wir waren zuletzt bei den Biberacher Filmfestspielen eingeladen, dort haben wir den Film auf der großen Leinwand gesehen. Und dann waren wir auch noch bei der Fürstin und dem Fürsten im Schloss Oettingen eingeladen, wo wir den Tatort gedreht haben und ihn dann mit ihnen und den Mitarbeitern im Kaminzimmer gemeinsam angesehen haben. Ihnen hat es gefallen, uns hat es gefallen. Eine gelungene und für den Tatort unübliche Fassung.

In „Mord und Misteln“ wird auch der Ruhestand von Batic thematisiert. Sie wollen aber nicht Schluss machen?

Das war eine Finte vom Autor, damit Batic und Leitmayr eine glaubwürdige Auseinandersetzung haben können. Es läuft weiter.

Also müssen sich die Zuschauer keine Sorgen machen?

Nein, die Diskussion spielt nur in „Mord unter Misteln“ eine Rolle, aber danach haben wir schon drei weitere Filme gedreht, die nächstes Jahr ausgestrahlt werden. Und auch für nächstes Jahr stehen wieder drei Drehs an. Man kann ein Zahlenspiel anstellen. „Mord unter Misteln“ ist unser 90. Tatort, wir haben aber schon 93 gedreht und drehen drei pro Jahr. 99 wäre eine tolle Zahl, man kann aber auch 111 machen, oder 222 oder 333 oder 999. Das wären dann 300 Jahre.

Das ist aber optimistisch gedacht …

(lacht). Nein, realistisch, die 300 Jahre werden wir alle nicht überleben. Wir haben nie Verträge gemacht mit dem BR und wollten uns nie festlegen, dadurch ist das Ende auch offen.

Zuletzt wurde zunehmend Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk laut. Tom Buhrow schlug eine Zusammenlegung von ARD und ZDF vor. Würden Sie eine solche Überlegung befürworten?

Gegenfrage: Wenn es Kritik an einer Frau und Kritik an einem Mann gibt und die heiraten dann… Glauben Sie, dass es an dem Ehepaar weniger Kritik gibt?

Vermutlich nicht, aber was für Auswirkungen hätte das auf den Tatort?

Wahrscheinlich muss es dann noch mehr Tatorte geben. Das ZDF möchte sicher auch einen Sendeplatz haben und seine Städte unterbringen.


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Oder Sie drehen den Tatort auf dem Traumschiff.

Das müssten Sie mit der Kostenstelle besprechen (lacht). Das kann man aber nur einmal machen. Natürlich wäre das ein lustiger Moment. Wir könnten den Tatort auch mal in Kroatien drehen, das wünsche ich mir schon lange, aber das ist auch eine Kostenfrage.

Aber wo finden dann die Morde statt? Auf dem Schiff? Oder in den Städten, in denen man anlegt? Und kommen die Kommissare dann erst an Bord oder fahren die schon die ganze Zeit mit? Möglich wäre auch, wenn Udo und ich in Rente gehen und dann das ganze Jahr auf dem Traumschiff unterwegs sind. Aber dann kriegen wir Ärger mit den Klimaaktivisten. Ich weiß nicht, ob das eine gute Lösung ist.