Galeria Kaufhof steht in Dortmund längst mit dem Rücken zur Wand. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern sucht zum zweiten Mal in zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Damit soll die endgültige Insolvenz verhindert und Arbeitsplätze gerettet werden.
Galeria-Chef Miguel Müllenbach will dennoch mindestens jede dritte Filiale dicht machen. Der Konzern betreibt mit 17.000 Mitarbeitern noch 131 Warenhäuser in 97 Städten. Gehört die Filiale in Dortmund am Westenhellweg dazu? Müssen dort die Mitarbeiter bangen?
Dortmund: Macht hier Galeria Kaufhof für immer dicht?
Axel Faix (60) ist Wirtschaftsexperte an der Fachhochschule Dortmund, kennt die Warenhaus-Branche wie kaum ein anderer. Er sieht für den Konzern schwarz, sagt im Gespräch mit DER WESTEN: „Die Warenhaus-Situation in Deutschland wird immer prekärer, die ganze Branche ist im Endspiel. In spätestens 30 Jahren wird es Warenkaufhäuser nicht mehr geben. Auch wenn Galeria insgesamt als letzter Großer noch einige Jahre vor sich hat, ist eine Konzentration der Kräfte auf den wirklichen Kern der Filialen mit klarer Zukunftsperspektive unvermeidbar.
Und weiter: „Kunden halten sich zurück, kaufen bewusster ein. Galeria hat die Hausaufgaben nicht gemacht, jetzt gerät man wegen der aktuellen Krisen in Zeitnot.“ Das Management hätte sich schon vor Jahren angucken müssen, welche Filialen noch attraktiv sind und welche nicht.
Experte: „Kein Ort, für den ich 30 Kilometer fahre“
Wirtschafsprofessor Faix: „Jeder Standort muss individuell geprüft werden. Ein Warenhaus allein als Ort des Warenverkaufs zu verstehen, reicht heute nicht mehr aus, man muss zusehen, dass man sich als Kunde dort auch wohlfühlt, Annehmlichkeiten schafft, eventuell Flächen verkleinert. Außerdem muss das Warensortiment ständig überprüft und mit dem Online-Angebot abgestimmt werden.“ Das alles hätte Galeria verpasst.
Könnte Dortmund für immer geschlossen werden? Faix: „Die Filiale gehört nicht zu den ganz großen, ist vor rund fünf Jahren renoviert worden. Sie ist aber kein Ort, für den ich 30 Kilometer nach Dortmund fahre. Die Zielgruppe ist bereits zahlenmäßig kleiner als vor zwei Jahren. Es gibt zwar noch keine offiziellen Verlautbarungen, aber ich gehe davon aus, dass der Standort Dortmund definitiv auf der Kippe steht.“
Filiale in Dortmund ein Wackelkandidat
Zwar sei das Fachpersonal in Dortmund „hochkompetent“, wie der Experte attestiert. Aber: „Wenn man mit Mitarbeitern spricht, ist auch schnell Frustration erkennbar. Es sind Bemühungen auf allen Ebenen zu sehen, letztlich hat Galeria in Dortmund aber keinen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Online-Handel. Dessen Stärken aufzuholen, ist schwierig, denn man hat keine jahrelange Erfahrung wie Amazon, Zalando und andere.“
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Sein Fazit: „Dortmund dürfte zu den Filialen gehören, die möglicherweise geschlossen werden. Der Standort wackelt gehörig.“ Es bleibt abzuwarten, ob es letztlich wirklich so kommt – oder die Mitarbeiter noch hoffen können…