Der Krieg in der Ukraine hat auch hier in Deutschland spürbare Folgen. Unter anderem explodieren die Preise immer weiter. Die Inflation ist mit einem Wert von 10,4 Prozent so hoch wie seit den Nachkriegsjahren nicht mehr. Vor allem der Lebensmittel- und Energiebereich sind Preistreiber.
Die Bundesregierung unterstützt mit mehreren Entlastungspaketen. Auch Rentner können durch das dritte Entlastungspaket mit der Energiepauschale in Höhe von 300 Euro rechnen. Und auch im nächsten Jahr gibt es Grund zur Freude: Rund 21 Millionen Rentner dürfen voraussichtlich mit einer Erhöhung ihrer Rentenbezüge rechnen. Doch auch trotz dieser guten Nachricht gibt es Kritik.
Renten sollen 2023 „spürbar“ steigen
Rentenbeziehende sollen im kommenden Jahr voraussichtlich mehr Geld erhalten. Wie aus einem Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2022 hervorgeht, sollen die Renten in Westdeutschland im Juli um rund 3,5 Prozent steigen und in Ostdeutschland um gut 4,2 Prozent.
Dadurch erhält man beispielweise bei einer Rente von 1000 Euro ein Plus von rund 35 Euro im Westen und 42 Euro im Osten. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nannte die prognostizierte Erhöhung in der „Bild am Sonntag“ „spürbar“. Bereits im Juli 2022 gab es eine Erhöhung der Rente, Schätzungen zufolge liegt die künftige Erhöhung allerdings unter dem Niveau von 2022. Im Westen stiegen diese um 5,35 Prozent, im Osten um 6,12 Prozent.
Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, sollen die Renten bis zum Jahr 2036 um insgesamt knapp 43 Prozent steigen. Heil sprach in der „Bild am Sonntag“ über eine weitere Rentenreform: „Als nächstes kümmern wir uns darum, das Rentenniveau dauerhaft stabil zu halten, deutlich über 2026 hinaus.“
Renten-Erhöhung: „weniger in der Tasche als vorher“
Dass die voraussichtliche Rentenerhöhung für 2023 nicht ausreiche, meint der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Stracke. Die deutliche Erhöhung spiegle zwar die gegenwärtige gute Entwicklung von Löhnen und Gehältern wider, sagte der CSU-Politiker am Sonntag. Aber: „Durch die massive Inflation mit deutlich gestiegenen Energie- und Verbraucherpreisen wird die Rentenerhöhung allerdings komplett aufgezehrt.“ Rentner hätten damit weniger in der Tasche als vorher.
Laut Strack tue die Ampel hier zu wenig. Die Ampel-Entlastungspolitik bestehe weitestgehend aus Stückwerk und vielen Ankündigungen. Nach Meinung des CSU-Sozialpolitikers brauche es stattdessen eine Inflationsbremse mit wirksamen und schnellen Entlastungen aus einem Guss.
Renten-Erhöhung: weitere Kritik und Forderungen kommen von Verbänden
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die Erhöhung als „zu spät“, vor allem angesichts der steigenden Inflation. „Die Renten folgen den Löhnen immer mehr als ein Jahr verzögert; deshalb reicht es bei plötzlichen Preisanstiegen und folgenden stärkeren Lohnerhöhungen eben nicht, wenn die Renten zum Juli 2023 oder gar erst 2024 deutlich steigen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel.
Kritik übt auch der Sozialverband Deutschland (SoVD). Michaela Engelmeier, SoVD-Vorstandsvorsitzende betonte: „Der Anstieg der Inflation muss sich auch bei der Anpassung Rente niederschlagen.“ Die jetzt geplante Anpassung sei deshalb viel zu niedrig angesetzt und reiche nicht aus.
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Am 30. November soll nach aktuellem Stand der Rentenversicherungsbericht 2022 im Kabinett beschlossen werden. Anschließend müssen sich noch Bundestag und Bundesrat mit den Daten befassen. Was feststeht: Die Prozentsätze für das kommende Jahr sind vorläufig. Klarheit soll es erst im Frühjahr geben.