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Türkis kehrt zurück – „Ruhr.2010“-Volunteers gründen Verein

Türkis kehrt zurück – „Ruhr.2010“-Volunteers gründen Verein

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. 

Im Kulturhauptstadtjahr waren sie im Ruhrgebiet als freiwillige Helfer in Türkis unterwegs. Nun wollen die ehemaligen Volunteers der Ruhr.2010 ihr Engagement fortsetzen: Sie gründen den Verein „Ruhrvolunteers“ mit Sitz in Essen.

Ohne die Kulturhauptstadt „Ruhr.2010“ wäre das Leben für Martina David sicher gänzlich anders verlaufen: Die gebürtige Aachenerin hätte wohl kaum das Ruhrgebiet kennengelernt, seine einmaligen Industriedenkmäler und Kult(ur)stätten, wäre nicht fasziniert beim „Still-Leben“ über die A 40 getapert und würde heute sicher nicht wissen, dass ein „Schachtzeichen“ ein riesiger gelber Ballon ist, der Menschen verbindet.

Das „Wir-Gefühl“ nicht verblassen lassen

Doch was noch viel wichtiger ist: Die 45-Jährige hätte ihren Ehemann kaum kennengelernt, ein Volunteer – einer von gut 1200 freiwilligen Helfern, die dafür gesorgt haben, dass aus dem schnöden Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ ein Gefühl wurde, das bei vielen Menschen noch heute Freude auslöst, wenn sie nur daran denken.

Anderthalb Jahre ist das Großevent nun her und David, die es über Heiligenhaus nach Hamm gezogen hat, kribbelt’s wieder in den auf- und abbauerprobten Fingern. Denn sie will weitermachen, dafür sorgen, dass das „Wir-Gefühl“ nicht einfach verblasst. Zusammen mit Michael Gnessner aus Duisburg, auch ein Volunteer der ersten Stunde, und 50 Weggefährten gründet sie dieses Wochenende den Verein „Ruhrvolunteers“.

Kulturelle Vielfalt hat alle verbunden

Angefangen hat alles schon 2009, als die noch junge „Ruhr.2010 GmbH“ via Internet die ersten Volunteers gesucht hat. Gnessner war damals dabei und erinnert sich noch gut: „Durch unsere ersten Einsätze und die neuen Kontakte ist ziemlich früh ein Eigenleben entstanden. Von Aktion zu Aktion wurde die Gruppe der Aktiven immer größer.“ Mit monatlichen Stammtischen im Essener Unperfekthaus und „Stammtische on Tour“ in den umliegenden Städten habe sich das „Wir-Gefühl“ schnell gefestigt. Die Kulturhauptstadt tat ihren Rest. „Wir haben uns über die unterschiedlichen Projekte in der Region ausgetauscht, denn nicht jeder hat überall mitgewirkt. So hat sich das Team immer mehr kennengelernt“, sagt Martina David.

Und natürlich hat man auch über Nothaushalte gesprochen, über Streichlisten und den kulturellen Kahlschlag. Denn bei aller Geselligkeit – die kulturelle Vielfalt im Ruhrgebiet hat alle verbunden, was daraus gemacht wird, neu entsteht, sich entwickelt und womöglich rasch wieder verschwindet. Das ist bis heute so geblieben und ist mitunter der Grund, warum die Freiwilligen von einst ihr Engagement für die Kultur im Revier fortsetzen wollen.

Gemeinsam gefroren und geschwitzt

Wiedergetroffen haben sich viele Volunteers nach „Ruhr.2010“ bei der Frauen-Fußball-WM und der Tischtennis-WM in Dortmund. Dort wurde ihnen bewusst: „Wenn wir weitermachen wollen, benötigen wir ein Fundament, einen Verein – um Spenden anzunehmen und um unsere Mitglieder zu versichern, falls ihnen bei einem Einsatz mal etwas zustößt“, so David. „Wir haben gemeinsam geschwitzt, gefroren und sind gemeinsam nass geworden“, erinnert sich Gnessner noch gut.

Mit dem Verein wollen sie an diese Erlebnisse anknüpfen. Die Idee weiterzumachen, kam zum Ende der Kulturhauptstadt aus. Von den rund 1200 Helfern haben 700 Interesse dafür bekundet; 170 haben sich bis dato im Internet auf www.ruhrvolunteers.de angemeldet; 50 wollen zur Gründungsversammlung kommen. Sitz des Vereins ist Essen, die Keimzelle der europäischen Kulturhauptstadt 2010.

Veranstaltungen möglich machen

„Zweck des Vereins ist es, kleine wie große Kulturanbieter in der Region mit Ehrenamtlichen aus unseren Reihen zu unterstützen – für Veranstaltungen, die sonst vielleicht gar nicht möglich wären“, betont Gnessner. Er denkt dabei etwa an das kleine Theater oder Museum, dass kein Budget hat, für ein Festival zusätzliches Personal einzustellen und an Vereine oder Organisationen, die kulturell viel zu bieten haben, ihre Ideen aber nicht ohne personelle Hilfe umsetzen können.

„Türkis kehrt zurück. Hier kommen wir ins Spiel, hier packen wir mit an“, sagt der 40-Jährige und spielt damit aufs farbliche Erkennungszeichen der Ruhr.2010-Volunteers an, ihre Helfer-Tracht im schicken Türkis.

Vereinsgründung und Stammtisch

Am Sonntag, 10. Juni, wird der Verein „Ruhrvolunteers“ ab 16 Uhr im Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert-Straße 18 gegründet. Jeder, der mitmachen will, ist willkommen. Im Rahmen der Gründungsversammlung wird zunächst die Satzung beraten und verabschiedet, dann der Vorstand gewählt. Im Anschluss wollen sich die Volunteers thematisch dem „Kulturpfadfest“ widmen, das am 15. Juli unter dem Motto „Spuren in Blau“ in Essen stattfindet.

Es ist ihr erster großer Einsatz mit dem neuen Verein. Weil an diesem Tag viele Mitglieder unterwegs sind, fällt der reguläre Volunteer-Stammtisch, der üblicherweise an jedem dritten Freitag im Monat ab 18.30 Uhr im Unperfekthaus stattfindet, aus. Wer mitmachen möchte, kann zum August-Termin kommen oder sich im Internet auf www.ruhrvolunteers.de im Forum anmelden.