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Schalke 04 verbietet Hogesa-Symbole im Stadion

Schalke 04 verbietet Hogesa-Symbole im Stadion

Nach den Krawallen bei der Demonstration in Köln ist die Hooligan-Bewegung mit einem Mal wieder Gesprächsthema. In den Fankurven der meisten Fußball-Vereine spielt sie aber kaum noch eine Rolle. Das wird auch so bleiben, glauben die Klubs. Schalke 04 hat nun trotzdem alle Hogesa-Symbole verboten.

Essen. 

Schalke 04 hat alle Symbole der Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) in der Veltins-Arena verboten. Das Verbot ist schon zur kommenden Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr) wirksam. Es sei deutlich geworden, dass es sich bei der „Hogesa“ um „eine gewaltverherrlichende Vereinigung mit ausländerfeindlichen Tendenzen handelt“. Die Stadionordnung ermögliche deshalb ein „entsprechendes Verbot derartiger Abzeichen“.

Zuvor hatte bereits Fortuna Düsseldorf alle „Hogesa“-Symbole aus dem Stadion verbannt. Bei einer Kundgebung von Hogesa wurden am Sonntag in Köln über 40 Polizisten verletzt. Fast 5000 Menschen nahmen an der Demonstration teil. Viel mehr, als Beobachter im Vorfeld erwartet hatten.

Denn die Hooligan-Szene galt seit Jahren als angeschlagen. Die Ultra-Bewegung hatte das Kommando in den Fankurven der Republik übernommen. Sind die Ausschreitungen in Köln also ein neuer Wendepunkt in der Fanszene? Beobachter der Szene, wie Robert Claus von der Universität Hannover, glauben jedenfalls, dass die Hooligans derartige Kundgebungen nutzen könnten, um neue Mitglieder zu rekrutieren.

Hooligans stehen in den meisten Fankurven

Wirklich verschwunden sind die Hooligans allerdings nie. Denn bei fast jedem größeren Verein stehen Menschen in den Fankurven die sich selbst der Hooligan-Bewegung zurechnen. Doch diese Leute blieben in den letzten Jahren, mit wenigen Ausnahmen, friedlich. Man gehe auch nicht davon aus, dass sich das in naher Zukunft ändern werde, heißt es vom FC Schalke.

Die Ereignisse vom Sonntag seien aber auch in der Schalker Fanszene ein Thema gewesen. Alle größeren Fangruppen hätten klar gemacht, dass sie mit „Hogesa“ nichts zu tun haben wollen. Dafür spricht auch, dass die „Königsblaue Hilfe“ allen Schalker Hogesa-Aktivisten die Unterstützung verweigert.

Schalker Fans distanzieren sich von „Hogesa“

Die „Königsblaue Hilfe“ unterstützt Schalke-Fans die Probleme mit der Justiz bekommen, wie etwa nach den Krawallen beim Revierderby gegen den BVB im vergangenen Jahr. „Wer Schalker Ideale lebt, kann sich dieser Gruppe nur gedanklich in den Weg stellen“, distanziert sich die Gruppe in einer Stellungnahme. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stelle man sich „selbstverständlich“ in den Weg. Gleiches gelte für religiösen Fundamentalismus.

Auch andere Revier-Vereine fürchten sich nicht vor einer Rückkehr aggressiver Hooligans in die Fankurven. „Dass bei uns in der Kurve auch Hooligans sind, wissen wir“, sagt Dirk Michalowski, Fanbeauftragter beim VfL Bochum. Allerdings habe es mit ihnen in der Vergangenheit keine Probleme gegeben. Wenn der VfL am Sonntag gegen 1860 München spielt, werde sich daran nicht ändern, glaubt Michalowski.

Auch der VfL Bochum denkt über „Hogesa“-Verbot nach

„Die Ultras geben bei uns den Ton an. Sie machen die Stimmung.“ Trotzdem prüfe der Verein derzeit ein Verbot von Hogesa-Symbolen. Da das Rewirpower-Stadion allerdings der Stadt gehört, könnte sich der Prozess in die Länge ziehen. „Die Stadt muss jeder Änderung der Stadionordnung zustimmen“, erklärt Michalowski.

Auch der MSV Duisburg prüft ein Verbot. Sprecher Martin Haltermann glaubt allerdings, dass man auch immer auch bedenken müsse, was ein solches Verbot bringt: „Politische Plakate sind bei uns ohnehin verboten. Egal welcher Art.“ Ohnehin würden sich die Probleme mit Hooligans heutzutage eher außerhalb des Stadions abspielen: „Durch moderne Videotechnik in der Arena können wir Krawallmacher auch im Nachhinein meistens identifizieren.“

Hooligan-Szene sollte nicht überschätzt werden

Außerhalb der Stadionmauern fällt diese Kontrolle schwerer. Das bekam der MSV erst im vergangen Jahr zu spüren. Damals gingen rechtsgerichtete Duisburger Hooligans nach einem Spiel auf eine Gruppe von MSV-Ultras los.

Neben Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf haben laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ auch der SC Paderborn und der 1. FC Nürnberg alle Symbole und Kleidungsstücke mit dem Schriftzug „Hogesa“ verboten.

Wie stark ist die Hooligan-Szene wirklich?

Fraglich ist allerdings, wie viele Teilnehmer der Kölner Hogesa-Demonstration wirklich der aktiven Hooligan-Szene angehören. „Das sind Gewalttouristen, die keinerlei Bezug zum Fußball haben, sagt Fan-Forscher Gunter Pilz von der Universität Hannover. Wer glaubt, die Demonstranten von Köln seien ausnahmslos Hooligans gewesen, der überschätze die Szene.

Von Borussia Dortmund bekamen wir auf Anfrage keine umfassende Reaktion zur Hooligan-Problematik. Der Verein beantwortete unsere Anfrage nur mit dem Hinweis, dass man die „Thematik intern bereits diskutiert“. (mit dpa)