Mülheim.
Die Frau, die in Mülheim von einem Blitz getroffen wurde, erlag ihren Verletzungen am Montagmorgen nach einem Multiorganversagen. Wegen ihrer inneren und oberflächlichen Verbrennungen war sie zuvor in eine Spezialklinik nach Dortmund verlegt worden.
„Diese Verletzungen konnte man schlussendlich nicht überleben“, erklärt Dr. Theodor Burkart. Der Anästhesist ist Oberarzt der Schwerbrandverletzten-Station am Klinikum Dortmund. Dort starb am Montagmorgen gegen 7 Uhr die Frau, die am Sonntagmittag am Wasserbahnhof in Mülheim vom Blitz getroffen wurde.
Der Notarzt hatte die Frau aus Mülheim, Jahrgang 1966, nach dem tragischen Unglück am Sonntag wiederbeleben können. Zuvor hatte ihr bereits eine Besucherin erste Hilfe geleistet. Die Rettungskräfte brachten sie in das Universitätsklinikum Essen. Dort konnten die Ärzte die narkotisierte Patientin kurzzeitig stabilisieren und eine Computertomographie erstellen. Wegen der inneren und oberflächlichen Verbrennungen zweiten und dritten Grades wurde sie ins Zentrum für Schwerbrandverletzte in Dortmund gebracht. „Die Gefahr eines Herzstillstandes“, erklärt Dr. Theodor Burkart, „machte einen Transport mit Rettungshubschrauber unmöglich.“ Gegen 15 Uhr traf der Rettungswagen am Sonntag mit der Frau in Dortmund ein.
200 Millionen Volt zwischen Himmel und Erde
Nach einem Multiorganversagen am Montagmorgen konnten die Ärzte einen erneuten Herzstillstand jedoch nicht mehr verhindern. Weil mehrere lebenswichtige Organe schwer verletzt waren, vermutet Burkart, dass die Mülheimerin direkt vom Blitz getroffen wurde.
Wenn zwischen Wolken und Erde eine Spannung von bis zu 200 Millionen Volt entsteht, so der Mediziner, „können mehrere hunderttausend Ampere in den Körper einschlagen.“ Selbst diese hohe Elektrizität sei aber nicht in allen Fällen tödlich: „Manche Blitzschlag-Opfer kommen mit leichten Verbrennungen davon. Der Einschlag und seine Folgen werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst.“ Entsprechend groß sei die Bandbreite der Verletzungen. In Extremfällen würden innere Organe verkohlt.
Zunahme von Blitzschlag-Opfern beobachtet
Dr. Burkart, dessen Team vor allem Verätzungen, Arzneimittelreaktionen und im Sommer häufiger auch Verbrennungen durch Grillunfälle behandelt, nimmt eine Häufung von Verletzungen durch Blitzeinschlag wahr. In der Fachliteratur werde dafür die verstärkte Nutzung von Handys diskutiert. Andererseits, so sein Eindruck, „scheint in unserer Gesellschaft auch das Bewusstsein für bestimmte Gefahrensituationen verloren gegangen. Es ist doch unverständlich, dass Menschen bei Massenveranstaltungen ausgerechnet unter Bäumen Schutz vor Gewittern suchen.“
Das Todesopfer und ein ebenfalls getroffener Mann – der 1960 geborene Mülheimer wird schwer verletzt im Evangelischen Krankenhaus der Stadt behandelt – waren ebenfalls in der Nähe eines Baumes gefunden worden. Ob sie sich dort unterstellen wollten, ist allerdings unklar. Der Baum jedenfalls wurde offenbar nicht direkt getroffen. Und auch die Metalllaterne, die neben dem getroffenen Paar stand, wirkte nicht als Blitzableiter.