Nach dem Weihnachtsfest ist für Marcus Remark vor dem Weihnachtsfest. Die Phrase, die man normalerweise von Politikern zum Ende eines Wahlkampfes hört, bekommt aus dem Mund des Eventmanagers allerdings eine ganz neue Bedeutung. Denn: Marcus Remark ist im Einkaufszentrum Centro Oberhausen unter anderem für die Planung zum großen Weihnachtsmarkt und der festlichen Beleuchtung in der Mall verantwortlich. Und das Programm wird dabei generalstabsmäßig organisiert.
Während andere darüber klagen, dass in den Geschäften jedes Jahr früher die Weihnachtsdeko ausgepackt wird, beschäftigt sich Remark fast das ganze Jahr mit dem Thema. „Die Planung für das nächste Jahr beginnt schon am Eröffnungstag des Weihnachtsmarktes in diesem Jahr“, erklärt er.
Trotzdem sind die Wochen vor der Eröffnung besonders arbeitsintensiv. Da tauscht er Anzug und Krawatte auch schon mal gegen die warme Outdoor-Jacke, wenn auf dem Außengelände des Centro die Markierungen für die 150 Holzhütten eingezeichnet werden müssen, die den Weihnachtsmarkt jedes Jahr beleben. In den Häuschen steckt viel Liebe zum Detail. „Die meisten Hütten sind von uns, aber es gibt auch Spezialanfertigungen“, sagt Remark. Das sind meistens jene Hütten, in denen Gastronomie untergebracht ist, die spezielle Anforderungen haben. Aber alle Stände haben eins gemeinsam – sie bestehen aus echtem Holz.
Die Garnitur-Hütten, die das Centro derzeit nutzt, wurden 2012 angeschafft. Zehn Jahre sollen sie halten. „Ob der Plan aufgeht, das wird sich zeigen. Aber ich bin optimistisch.“ Das kann Marcus Remark auch sein. Die letzten Hütten waren für fünf Jahre ausgelegt, am Ende schafften sie es auf 15 Jahre.
Anders als beim Weihnachtsmarkt, wo die Besucher des Shopping-Centers beim Vorbeigehen sehen, wie es mit dem Holzhütten-Dorf vorangeht, geht im Inneren des Centros alles bei Nacht über die Bühne.
Die Industriekletterer, die zu Werke gehen, wenn längst alle Kunden die Mall verlassen haben, dekorieren derzeit das Centro mit über 350 000 LED-Lichtern. Hinzu kommen acht Kilometer lange Weihnachtsgirlanden, etwa 500 Tannenbäume und mehr als 70 000 Weihnachtskugeln. Sie müssen in der Nacht arbeiten, weil das Risiko zu groß ist, dass sich jemand von herunterfallenden Teilen verletzten könnte. Das ist die praktische Seite.
Der Wichteleffekt
Marcus Remark hat aber noch eine andere Erklärung parat: „Wir wollen natürlich den Wichteleffekt haben.“ Ein Schmunzeln kann er dabei nicht verbergen. Und recht hat er obendrein, wenn er von den nächtlichen Arbeiten erzählt. „In der ganzen Mall ist in der Nacht so eine eigenartige Stimmung, wenn alles leer ist.“ Die knapp 30 Arbeiter, die hier ausschwärmen, schluckt Europas größtes Shopping-Center mühelos. Und so haben die Helfer doch irgendwie etwas mit den Wichteln gemein. Auch sie sind in der Nacht ungesehen von der Welt unterwegs, um das Weichnachtsfest vorzubereiten.
Und nur durch sie kann dann am 14. November die Lichterzeremonie reibungslos über die Bühne gehen. Die Mall soll ja erstrahlen, wenn das Christkind auf den großen, roten Knopf drückt, der alle Lichter gleichzeitig einschaltet. Bei der Zeremonie treten übrigens auch die Künstler des Musicals „Vom Geist der Weihnacht“ auf.
Das vorweihnachtliche Spektakel im Centro geht dann bis zum 23. Dezember. Wenn die Hütten abgebaut und die Lichterketten wieder in den Lagerräumen verstaut sind, dann geht für Marcus Remark alles wieder von Neuem los. Denn der Eventmanager weiß – im 2015 kommt Weihnachten wieder.