89 Mitarbeiter sollen aus dem Opel-Werk Bochum nach Hessen wechseln – ansonsten sind sie den Job los. Was die Konzernleitung als gutes Angebot für die Betroffenen sieht, gleicht nach Ansicht des Betriebsrats „Zwangsversetzungen“.
Bochum.
Der Streit über den Personalabbau im Bochumer Opel-Werk eskaliert. Im Konflikt mit der Firmenleitung hat Betriebsratschef Rainer Einenkel die Tonlage deutlich verschärft. Seiner Ansicht nach setzt die Opel-Spitze den Ruf des Unternehmens aufs Spiel. Hintergrund ist die geplante Streichung von 1800 der ursprünglich rund 5000 Stellen im Bochumer Autowerk.
Wie Einenkel mitteilte, hat die Firmenleitung am Freitag beim Betriebsrat einen Antrag auf 89 betriebsbedingte Kündigungen eingereicht. Das Unternehmen habe diesen Mitarbeitern zwar eine neue Stelle im Opel-Werk Rüsselsheim angeboten. Doch die Beschäftigten seien ihren Job los, sollte für sie ein Wechsel nach Hessen nicht infrage kommen.
„Nicht plausibel, willkürlich und fehlerhaft“
Mit scharfen Worten kritisierte Einenkel die Auswahl der Mitarbeiter. „Bei dieser dauerhaften Zwangsversetzung nach Rüsselsheim sind viele ältere, langjährige, und verdiente Opelaner dabei.“ Betroffen seien auch 50-jährige Mitarbeiter, die seit 30 Jahren im Bochumer Opel-Werk arbeiten und im Ruhrgebiet ihre Familien, berufstätige Lebenspartner, schulpflichtige Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige haben. „Die Sozialauswahl für die Kündigungen ist nicht plausibel, willkürlich und fehlerhaft“, sagte Einenkel.
Ein Opel-Sprecher betonte, das Unternehmen biete allen 89 Mitarbeitern eine vergleichbare Stelle in Rüsselsheim an. In Abstimmung mit dem Opel-Betriebsrat in Rüsselsheim werde gewährleistet, dass die entsprechenden Arbeitsplätze für die Bochumer Beschäftigten zur Verfügung stehen. Ein Wechsel nach Hessen werde vom Unternehmen finanziell unterstützt. Damit hätten alle 89 Mitarbeiter „die Möglichkeit eines Arbeitsplatzes mit gesichertem Einkommen für sich und ihre Familien“, erklärte das Unternehmen.
Betriebsrat kündigt Widersprüche an
Einenkel erwägt juristische Schritte gegen die Pläne. „Wir werden jeder einzelnen dieser betriebsbedingten Kündigungen widersprechen“, sagte er. Der Betriebsrat könne sich dabei „auf die volle Unterstützung“ der IG Metall verlassen. Einenkel warnte: „Durch die jetzt vorliegenden Kündigungen bei Opel droht ein gewaltiger Imageschaden, denn Opel wäre der einzige Autobauer in Europa, der betriebsbedingt kündigt.“
Nach Einschätzung von Einenkel hätten die Beschäftigten des Bochumer Werks bereits jetzt „ihre große Bereitschaft zur Flexibilität bewiesen“. Seinen Angaben zufolge haben seit Beginn des Jahres rund 1400 Opelaner ihren Austritt oder ihre Eigenkündigung aus dem Bochumer Opel-Werk erklärt. Davon seien 150 Beschäftigte nach Rüsselsheim gewechselt.