Die Beschäftigten des Bochumer Opel-Werks haben den Sanierungsplan für den angeschlagenen Autobauer mit klarer Mehrheit abgelehnt. Das teilte die IG Metall am Donnerstagabend mit. Damit droht die Fertigung am Standort bereits im kommenden Jahr auszulaufen. Das hatte das Management für den Fall eines Neins angekündigt
Bochum.
Die Bochumer Opelaner verweigern dem Sanierungsplan des Managements ihre Zustimmung. Die Belegschaft des von der Schließung bedrohten Werks stimmte nach Angaben der IG Metall am Donnerstag auf zwei Betriebsversammlungen mehrheitlich gegen den von der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifvertrag. Damit könnte Opel den Standort im Ruhrgebiet bereits Ende nächsten Jahres dichtmachen. Der Kompromiss hatte vorgesehen, die Fahrzeugfertigung erst Ende 2016 zu schließen und 1200 der mehr als 3000 Arbeitsplätze im Lager und einer Komponentenfertigung zu erhalten. Der Betriebsrat bemängelte jedoch, dass es dafür keine verbindlichen Zusagen gebe. Nachverhandlungen lehnte der Vorstand zuletzt ab.
Bereits ab dem zweiten Quartal soll die Fahrzeugproduktion vom Drei- auf Zweischichtbetrieb umgestellt werden. Dadurch fallen 700 Arbeitsplätze weg. Eine Transfergesellschaft soll eingerichtet werden, um ehemaligen Opelanern in der strukturschwachen Ruhrgebietsstadt eine Perspektive zu bieten.
Drei Standorte hatten bereits zugesagt
Bei einer Wahlbeteiligung von 69,3 Prozent stimmten 76,1 Prozent der abstimmenden Opelaner in Bochum gegen den Tarifvertrag. Im Gegensatz zu ihren Bochumer Kollegen hatten die Metaller bei Opel in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Dudenhofen der Vereinbarung zugestimmt. Sie akzeptieren damit, dass Tariferhöhungen erst mit Verzögerung gezahlt werden. Im Gegenzug sichert Opel ihnen eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Ende 2016 zu. Den Kürzungen stehen Milliardeninvestitionen gegenüber, durch die Opel ab der Mitte des Jahrzehnts schwarze Zahlen schreiben will. Im Opel-Werk in Eisenach sollen die Gewerkschaftsmitglieder am Dienstag über den Sanierungsplan abstimmen.
GM hatte zugesagt, den Familienwagen Zafira bis Ende 2016 in Bochum vom Band laufen zu lassen. Für die anderen Standorte wurde die Produktion neuer Fahrzeuge vereinbart, die die Auslastung der Fabriken in den nächsten Jahren sichern sollen.
Die Konzernmutter hatte im vergangenen Jahr mit den beiden Marken Opel und Vauxhall einen Betriebsverlust von 1,8 Milliarden Dollar aufgetürmt, fast drei Mal so viel wie im Jahr davor. Ähnlich wie der französische Partner Peugeot setzte General Motors den Wert seiner Fabriken und Maschinen in Europa niedriger an – und zwar um 5,2 Milliarden Dollar. Opel und Peugeot wollen in den nächsten Jahren gemeinsam Autos entwickeln, um die Kosten zu senken. Sie haben zudem eine Zusammenarbeit bei Einkauf und Logistik vereinbart.
Betriebsrat und Gewerkschaft uneins
Betriebsrat und IG Metall sind sich bei der Beurteilung der Vereinbarung nicht einig. Betriebsratschef Rainer Einenkel lehnt den Tarifvertrag ab. Ihm reichen die Zusagen für die Ersatzarbeitsplätze nicht. Außerdem drohten schon vor 2016 Entlassungen, warnt er. Die Gewerkschaft betont, mehr sei in den Verhandlungen nicht herauszuholen gewesen.
Bei einem Nein wird Bochum nach Angaben der Gewerkschaft aus dem Vertrag, der bereits an drei anderen Opel-Standorten gebilligt wurde, herausgenommen. Für diesen Fall hat Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky angekündigt, die Fertigung in Bochum zum 1. Januar 2015 komplett einzustellen.