Bottrop/Essen.
Der gerade im Ruhrgebiet hart umkämpfte Möbelmarkt richtet sich auf eine Großoffensive des Marktführers ein: Ikea plant drei neue, großformatige Möbelhäuser in Bottrop, der Region Bochum/Herne und in Castrop-Rauxel. Gleichzeitig baut Ikea in Essen neu – durch den Umzug aus der Innenstadt auf eine benachbarte Krupp-Industriebrache soll die Verkaufsfläche auf 23 000 Quadratmeter fast verdoppelt werden.
Der schwedische Möbelriese, der bundesweit stark expandiert, nimmt dafür allein im Ruhrgebiet 250 Millionen Euro in die Hand, wie Ikea-Expansionschef Johannes Ferber gestern mitteilte. An den neuen Standorten sollen 500 neue Arbeitsplätze entstehen. „Beschäftigt werden am Ende aber deutlich mehr Mitarbeiter“, betonte Projektentwickler Hans-Joachim Bruschke bei der Vorstellung der Pläne für Bottrop. „Denn wir arbeiten im Schichtbetrieb, und der erfordert Teilzeitarbeitsplätze.“
Für den Standort Bottrop ist die Investitionsentscheidung gerade gefallen, Ende 2018 will Ikea sein Haus „Am Kraneburger Feld“ öffnen. Diese Nachricht vom Montag sorgte in den Nachbarstädten, die sich als Standort-Konkurrenten für Bottrop gesehen hatten, zunächst für Ernüchterung. Gestern betonte Ikea jedoch überraschend verbindlich, auch im Raum Bochum/Herne und Castrop-Rauxel neue Häuser zu bauen. Dies geschieht allerdings zeitlich versetzt – für Bochum/Herne spricht Ikea von „mittelfristiger“, für Castrop-Rauxel von „langfristiger“ Planung.
Das Unternehmen verdichtet damit sein Netz an Niederlassungen im Ruhrgebiet enorm. „Wir wissen natürlich, dass jedes Haus zugleich eines anderen Feind ist“, sagte Bruschke. Doch das sei eingepreist. Man kenne die Kundenströme im Ruhrgebiet und den angrenzenden Regionen genau und habe klare Bedarfsberechnungen angestellt. „Deshalb wissen wir auch, an welcher Stelle eine Niederlassung erfolgversprechend ist.“ Bundesweit betreibt Ikea zurzeit 48 Häuser, geplant seien 65 bis 70 Niederlassungen in Deutschland.
Damit gewinnt das Elefantenrennen um die besten Standorte im Revier weiter an Tempo. Während Ikea neue Häuser hochzieht, wächst der österreichische Konkurrent XXXL vor allem durch Zukäufe. Vor einem Jahr hatte sich die Kette die Traditionshäuser Kröger in Essen und Möbel Rück in Oberhausen einverleibt, im Januar stieg er nun auch beim westfälischen Familienbetrieb Zurbrüggen ein. Die deutsche Möbelindustrie fürchtet diese Konzentration im Handel, weil die Giganten mit ihrer Marktmacht die Preise der Hersteller leichter drücken können. Kunden dürften sich darüber eher freuen.
„Die Konzentration führt auch zu einer Preisbereinigung, das ist für die Kunden positiv. Gleichzeitig gibt es natürlich eine gewisse Standardisierung der Sortimente. Bei Möbeln ist die Vielfalt des Angebots im Vergleich zu anderen Handelsbereichen aber nach wie vor sehr groß“, sagte Markus Wittmann, Möbelhandelsexperte des Marktforschungsunternehmens GfK, dieser Zeitung.
Bei der Marktverdichtung ziehe der Möbelhandel gegenüber anderen Branchen eher noch nach, sie werde wie bei den Baumärkten zu einer Fokussierung auf wenige große Ketten führen. Dass dabei nicht nur Familienbetriebe, sondern auch größere Ketten vom Markt verschwinden können, hätten die Beispiele Praktiker und Schlecker bei den Baumärkten und den Drogerien gezeigt, so Wittmann.
Dass sich die Filialen der Möbelriesen immer näher kommen – in Essen steht XXXL Kröger in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ikea, sei deren Geschäften nicht abträglich, meint der Handelsexperte. „In vielen Gewerbegebieten finden Sie auch mehrere Baumärkte nebeneinander – diese Nähe sorgt für eine größere Kundenfrequenz. Sie befruchten sich gegenseitig.“