Inzwischen wandern Jahr für Jahr knapp 10 000 Deutschtürken mehr aus als nach Deutschland übersiedeln. Schneider hat ein Interesse, dass die Zahl der sogenannten „Deutschländer“ in der Türkei wieder sinkt. Aber auch die Türkei weiß um deren hohes Potenzial. Mit einer „Blue Card“ können Deutschtürken mit deutschem Pass heute am Bosporus arbeiten. Die Türkei boomt und erwirtschaftet acht Prozent Wachstum. Schneider glaubt nicht, dass nur wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend sind für die massenhafte Auswanderung. „Warum geben wir den Leuten nicht die doppelte Staatsbürgerschaft?“ NRW arbeitet an einer neuen Initiative.
Mehr als 800 000 Türkeistämmige leben in NRW. Während aber ein Drittel der 25- bis 35-jährigen Deutschtürken über keinen Berufsabschluss verfügen, verlassen oft die Besten der dritten Generation mit dem Hochschulabschluss das Land – auch weil sie sich trotz ihrer Qualifikation nicht selten als Bürger 2. Klasse fühlen.
Schneider räumt aber auch politische Versäumnisse in Deutschland ein. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse sei unzureichend, hochqualifizierte Deutschtürken hätten immer noch fünfmal geringere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt als Deutsche.
Die Türkei ist aktiv in der Konkurrenz um kluge Köpfe. Türkische Universitäten melden zu Beginn des Wintersemesters hohe Zuwachsraten von Studenten aus Deutschland.