Düsseldorf.
Frauen sollen künftig besser über Nutzen und Risiken der freiwilligen Röntgen-Untersuchungen auf Brustkrebs informiert werden. Vor der Mammografie haben Frauen dann das Recht auf eine kostenlose mündliche Aufklärung durch den Arzt. Fast jede zweite der bundesweit 4,9 Millionen eingeladenen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren hat bisher ein „Brustkrebs-Screening“ zur Früherkennung abgelehnt, weil sie mögliche Risiken der Untersuchung fürchtete oder sich nicht informiert fühlte.
Ab Mitte des Jahres sollen überarbeitete Einladungsschreiben der Krankenkassen falsche Vorstellungen ausräumen helfen. „Am Screening teilzunehmen, bietet keinen kompletten Schutz vor Brustkrebs“, sagte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) dieser Zeitung. Auch Frauen, die regelmäßig am Screening teilnehmen, könnten während der Untersuchungsintervalle an Brustkrebs erkranken. Deshalb muss aus Sicht von Steffens klar vermittelt werden, dass die Mammografie „nur ein Teil der Früherkennung sein und regelmäßiges Tasten nicht ersetzen kann“. Jedes Jahr sterben bundesweit 17 500 Frauen an Brustkrebs.
Kritiker der Mammografie warnen, dass jährlich Tausende Frauen durch Fehlbefunde in Panik versetzt würden. Die Hälfte dieser falsch-positiven Befunde stelle sich nach weiteren Untersuchungen als harmlos heraus. Oft würden Patientinnen auch übertherapiert mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie, obwohl sehr langsam wachsende Tumore ohne Behandlung lebenslang keine Probleme gemacht hätten.
Bei ein bis fünf Prozent der Frauen wird bei der alle zwei Jahre stattfinden Früherkennung ein Tumor entdeckt – fast 40 Prozent sind kleiner als ein Zentimeter. „Nur wer gut informiert ist, kann selbstbestimmt darüber entscheiden, welche Formen des Gesundheitsschutzes für einen selbst die richtigen sind“, erklärte Steffens. Viele Frauen seien nach einem Mammografie-Screening sehr stark emotional belastet, wenn sie unklare Befunde erhielten. Auch wenn eine Studie der Uni Münster über die Auswirkung des Screening auf die Sterblichkeit durch Brustkrebs erst 2019 Ergebnisse bringen soll, schätzen die meisten Experten den Nutzen der Mammografie höher ein als deren Risiken.
Die Krankenkassen taxieren die Kosten der Mammografie auf bundesweit 220 Millionen Euro im Jahr.