Düsseldorf.
NRW will künftig allen Schülern ab Klasse 8 mit gezielten Praktika in Betrieben bei der Suche nach dem „richtigen“ Beruf helfen. In diesem Schuljahr werden bereits mehr als 70 000 Achtklässler an Berufe oder Studiengänge herangeführt. Bis 2018 sollen dann bis zu 170 000 Jugendliche pro Jahrgang eine Berufsorientierung erhalten. „Unser Ziel lautet: Kein Abschluss ohne Anschluss“, sagte Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) in Düsseldorf.
Ende des Jahres sollen alle 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW in das neue Übergangssystem eingebunden werden. Schneider appellierte an die Wirtschaft, neben ausreichend Lehrstellen auch zusätzliche Plätze für Schülerpraktika zur Verfügung zu stellen. Durch eine gezielte Berufs- und Studienorientierung könnten später unnötige Warteschleifen beim Übergang von der Schule in den Beruf vermindert werden. Während Lehrstellen in „Notstandsgebieten“ wie dem mittleren Ruhrgebiet fehlten, suchten Betriebe in Siegen-Wittgenstein händeringend Auszubildende. „Man muss von einem 19-Jährigen erwarten, dass er einen Ausbildungsplatz annimmt, wenn er vorhanden ist“, verlangte Schneider Mobilität.
Jugendliche erhalten nach einer Analyse ihrer Neigungen und Fähigkeiten eine „Übergangsempfehlung“, die Schülern des neunten und zehnten Jahrgangs später separat zum Zeugnis ausgehändigt wird. Auch an den Gymnasien, die anfangs zurückhaltend waren, werden nach einem Jahr fast 80 Prozent der Schüler von der „Talent-Analyse“ erreicht. Bis zum Ende der Schulzeit wird mit den Schülern eine individuelle Anschlussvereinbarung erarbeitet. Alle Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen wollen, erhalten ein Ausbildungsangebot – vorrangig in Betrieben, ansonsten an Berufskollegs.
Auch an Berufskollegs
Im Bergischen Kreis, der gemeinsam mit Kommunen und Kammern Vorreiter beim Übergangssystem war, zeichnen sich nach einem Jahr erste Erfolge ab. Während die Zahl der Lehrstellen landesweit leicht rückläufig war, wurden in der Region 8,4 Prozent mehr Lehrstellen angeboten. Schneider mahnte, dass bis 2020 fast 100 000 junge Menschen weniger die Schulen verlassen werden. Schon heute gebe es in Regionen wie Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster oft nicht genug geeignete Auszubildende für offene Lehrstellen.
Das Modell wird von Berlin und Brüssel gefördert. Das Schulministerium stellt 140 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung. Durch frühzeitige Berufs- und Studienorientierung sollen Jugendliche ihre Stärken und Schwächen erkennen, um später im Angebotswirrwarr der 340 Berufe den Überblick zu behalten. Praktika sollen als Qualifizierungsbausteine auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Schülern, die die Fach- oder allgemeine Hochschulreife anstreben, werden Perspektiven für die Aufnahme eines Studiums aufgezeigt.