Viele Kirchengemeinden überlegen, ihre Kindergärten abzugeben. Auch Wohlfahrtsverbände und Elterninitiativen klagen über Unterfinanzierung.
Düsseldorf.
Mindestens 3600 Kindertagesstätten in NRW befinden sich offenbar in einer finanziellen Schieflage. Darauf hat die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände am Donnerstag bei einer Expertenanhörung im Landtag hingewiesen. Deutlich mehr als 50 Prozent aller nicht-kommunalen Betreuungseinrichtungen seien nicht mehr auskömmlich finanziert, so Geschäftsführerin Marita Haude.
1,5 Prozent – die Kosten steigen schneller
Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Elterninitiativen betreiben etwa 7200 der insgesamt 9600 Kindertagesstätten in NRW. Die freien Träger fordern eine deutliche Anhebung der seit 2008 ausgezahlten Kindpauschalen des Landes. Die gesetzlich festgelegte automatische Steigerung von 1,5 Prozent pro Jahr könne die wachsenden Personal- und Betriebskosten nicht abdecken und sorge für eine inzwischen dramatische Unterfinanzierung des gesamten Kita-Systems in NRW.
„Die Kirchen sind finanziell an der Kante“, sagte Thomas Weckelmann vom evangelischen Büro. Sehr viele Gemeinden überlegten, „ihre Kitas abzugeben“. Auch Antonius Hamers vom katholischen Büro schlug Alarm: „Unser Engagement in diesem Bereich ist akut gefährdet.“ Eigentlich hätte bereits 2011 überprüft werden müssen, ob die Höhe der Pauschalen noch auskömmlich ist.
Gibt der Träger auf, springt die Kommune ein
Die kommunalen Spitzenverbände begrüßten, dass Grünen-Landtagsfraktionschef Mostofizadeh noch in diesem Jahr ein Rettungspaket für die freien Träger schnüren will. Die Städte wehren sich jedoch entschieden dagegen, dass das Land sie an einer Erhöhung der Pauschalen anteilig beteiligen will. Sie schulterten schon heute mehr als 50 Prozent aller Kita-Lasten.
Wenn freie Träger aus dem Kita-Betrieb aussteigen, muss die Kommune das Betreuungsangebot aufrechterhalten. Neben Elternbeiträgen und einer Grundfinanzierung durch Land und Kommunen müssen freie Träger einen Eigenanteil der Kosten tragen, der bei Kirchen (12 Prozent), Wohlfahrtsverbänden (9 Prozent) und Elterninitiativen (4 Prozent) unterschiedlich hoch ist.