An Rhein und Ruhr.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Nordrhein-Westfalen steigt entgegen dem Bundestrend weiter. Betroffen sind davon insbesondere Menschen über 50 Jahre. Darauf weisen die freien Wohlfahrtsverbände hin, die gestern ihren „Arbeitslosenreport“ vorstellten. Ältere Langzeitarbeitslose werden demnach seltener arbeitsmarktpolitisch gefördert. Zudem werfen die Wohlfahrtsverbände der Arbeitsagentur vor, die Arbeitslosenstatistik zu schönen, indem sie ältere Erwerbslose nicht als arbeitslos zählten.
Die steigende Zahl von Langzeitarbeitslosen in NRW bestätigt auch die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Im August galten hier etwa 334 000 Menschen als langzeitarbeitslos und damit etwa 4000 mehr als ein Jahr zuvor. Bundesweit stagnieren hingegen die Zahlen. Regionaldirektionssprecher Werner Marquis führt das auf den anhaltenden Strukturwandel in NRW zurück: „Es gibt immer weniger Stellenangebote für ungelernte Kräfte.“ Über die Hälfte der Langzeitarbeitslosen suchten aber Jobs, für die sie keine Qualifikationen brauchen. Besonders betroffen ist das Ruhrgebiet. Hier ist mittlerweile nahezu jeder zweite Jobsuchende langzeitarbeitslos.
Zugleich sei ein höheres Alter noch immer ein weiteres Vermittlungshemmnis, so Marquis. Den Vorwurf, die Arbeitslosenstatistik zu schönen, nennt der Agentur-Sprecher aber haltlos: Rund 50 000 Arbeitslose über 58 Jahre hätten erklärt, dass sie nicht mehr auf den Arbeitsmarkt zurückkehren wollten. Lediglich dies sei der Grund, weswegen sie nicht mehr als arbeitssuchend gelten.
Richtig sei allerdings, dass die „Aktivierungsquote“ bei Älteren geringer sei als bei Jüngeren, sie also nicht so häufig in Fördermaßnahmen seien, so Marquis. Ludger Jutkeit, der Vorsitzende der freien Wohlfahrtspflege in NRW, bezeichnet diesen Zustand als „nicht hinnehmbar“ und fordert eine „wahrnehmbare Intensivierung der arbeitsmarktpolitischen Förderungen auch für Menschen über 50“.
Landesarbeitsminister Guntram Schneider (SPD) wiederum verweist auf das Programm „Öffentlich geförderte Beschäftigung“, das die Landesregierung im vergangenen Jahr aufgelegt hat. Auf dem sogenannten „sozialen Arbeitsmarkt“ sind derzeit 1100 Menschen in NRW beschäftigt. Dies sei „eine Chance für Langzeitarbeitslose und ihre Familien, sich langfristig von staatlichen Hilfen freizumachen“, so Schneider. Der Bund plant jetzt ein ähnliches Programm. „Regionen wie das Ruhrgebiet sollten bei der Verteilung der Mittel besonders berücksichtigt werden“, fordert Schneider.