An Rhein und Ruhr.
Die psychiatrischen Kliniken an Rhein und Ruhr rechnen mit erheblichen finanziellen Einschnitten durch ein neues Entgeltsystem, das ab Anfang 2015 greifen soll. Patienten müssen dann unter Umständen zu früh entlassen werden, zudem droht Personalabbau. Davor hat jetzt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) gewarnt.
Die Therapie einer psychischen Erkrankung wird wie die Behandlung beispielsweise einer Blinddarmentzündung von den Krankenkassen bezahlt. Bislang galt: Pro Behandlungstag bekommen die psychiatrischen Kliniken im Schnitt 230 Euro. Das sei kostendeckend, sagt Stefan Thewes, der zuständige Fachbereichsleiter beim LVR. Ende vergangenen Jahres beschloss das Bundesgesundheitsministerium aber eine Änderung: Demnach schmilzt die Vergütung ab, je länger ein Patient im Krankenhaus verweilt. So sollen ab dem 21. Behandlungstag nur noch 175 Euro gezahlt werden.
Keine Hilfe für die Kommunen
Das Problem: Anders als bei körperlichen Gebrechen lässt sich die Behandlungsdauer bei psychischen Erkrankungen schwer einschätzen. „Depressionen können in vier Tagen behandelt sein – oder in sechs Wochen“, sagt Thewes. Konkret bedeute die Änderung der Vergütung, dass Patienten aus dem Krankenhaus eventuell entlassen werden müssten, bevor sie vollständig geheilt seien.
Andernfalls müssten die Kliniken mit teils enormen finanziellen Einbußen rechnen – die Klinik in Bedburg-Hau beispielsweise mit einem Minus von bis drei Millionen Euro, was sechs bis sieben Prozent des gesamten Jahresbudgets entspreche. Die unausweichliche Folge: Personalabbau. Zudem, kritisiert Thewes, verlange der Gesetzgeber zwar die bessere Verzahnung von stationären und ambulanten Hilfsangeboten; eine entsprechende finanzielle Hilfe für die Städte und Gemeinden habe er aber nicht vorgesehen.