An Rhein und Ruhr.
Kurz vor dem Start in die Sommerferien erhalten die Bildungspolitiker ein ernüchterndes Abschlusszeugnis: Trotz aller politischen Reformbemühungen, Strukturdebatten und Fördermaßnahmen sind die Schülerleistungen 2013 im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal leicht abgesackt. In den Kernfächern Mathematik, Englisch und Deutsch hat die Zahl der Schüler in den beiden obersten Kompetenzgruppen spürbar abgenommen. Das geht aus den landesweiten Lernstandserhebungen hervor, die der NRZ vorliegen.
Nur noch 20% der getesteten Schüler erreichen in Mathematik die obersten Niveaustufen 5 und 5plus, im vergangenen Jahr waren es noch 24%. In Englisch waren es 34% im Vergleich zu 44% in 2012. In Deutsch konnten nur 29% ein vertieftes Leseverständnis nachweisen, im vergangenen Jahr waren es noch 41%.
Ruhrgebiet liegtunterm Landesschnitt
Bei den Lernstandserhebungen werden seit 2008 landesweit rund 200 000 Achtklässler getestet. Die Teilnahme an den Tests, die auch in allen übrigen Bundesländern durchgeführt werden, ist für alle Kinder Pflicht. Trotz vieler Fördermaßnahmen zeigt sich bei der Auswertung 2013 erneut, dass Schüler aus sozial schwierigen Regionen wie großen Teilen des Ruhrgebiets in ihren Leistungen hinter dem Landesschnitt zurückbleiben.
So erreichen im Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (RVR) 32% aller Schüler in Mathematik lediglich Kompetenzlevel zwei, was einfache Standardverfahren umfasst. Im Landesschnitt fallen in diesen unteren Leistungsbereich lediglich 25%. In Deutsch sind 48% der Schüler im RVR-Bereich gerade einmal zum einfachen Verstehen der wesentlichen Gedanken eines Textes in der Lage. Im NRW-Schnitt sind es nur 41%. Das gleiche Bild im Fach Englisch: Bei 37% der RVR-Schüler erschöpft sich die Kompetenz im „einfachen Verstehen“, im Landesschnitt sind es 32%. Rund 10% der Achtklässler im Ruhrgebiet weisen in allen drei Fächern sogar keine oder nur sehr geringe Fähigkeiten auf.
FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel forderte vom Land besondere Anstrengungen zur Verbesserung der Schülerleistungen im Ruhrgebiet: „Das Abschneiden insbesondere an Haupt- und Gesamtschulen im RVR kann uns nicht zufriedenstellen.“ Im Schulformenvergleich schneiden Realschüler besser ab als Gesamtschüler, die später in die Oberstufe wechseln.
Eltern und Schüler erhalten zwar von ihrer jeweiligen Schule eine Rückmeldung über die Ergebnisse der Lernstandserhebung. Für den Außenstehenden ist jedoch oft nicht ersichtlich, wie die Resultate schulscharf ausgefallen sind. Nur besonders erfolgreiche Schulen veröffentlichen in der Regel ihre Einzelergebnisse und werben damit offensiv. Das Schulministerium macht hier keine Vorgaben.