Kreuztal.
Reimund Spies ist erster Vorsitzender der Siegerländer Kunstturn-Vereinigung (SKV) und hat daher mit Handball und dem TuS Ferndorf „nur“ als interessierter Beobachter etwas zu tun. Und die beiden Vereine müssen sich in diesen Wochen für ihre Heimveranstaltungen die Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal gerecht aufteilen: So wurde am Samstag auf Zweitliga-Niveau geturnt, am Sonntag in der 2. Bundesliga gegen Erlangen Handball gespielt.
Doch in schlechten Zeiten ist geteiltes Leid halbes Leid. Vor dem SKV-Wettkampf gegen KTT Oberhausen wünschte Spies im Namen des SKV-Vorstandes an dem am Abend zuvor beim Spiel in Hamm schwer verletzten Ferndorfer Spielmacher Alexander Koke beste Genesung. Der prasselnde Applaus der Zuschauer folgte prompt.
Das verbale SKV-Mitgefühl galt zwar speziell Koke, doch dürfte Spies in seine Wünsche auch die anderen Ferndorfer Langzeitverletzten einbeziehen. Koke ist nach Niklas Reuter, Patrick Bettig und Julian Schneider der vierte Spieler im TuS-Kader, den es mit einer schweren Verletzung erwischt hat – nicht zu vergessen Tim Kolb, der erst seit zwei Wochen wieder gesund ist.
Co-Trainer Koke, unverzichtbar für alle Bereiche des Ferndorfer Spiels, wurde am Samstag in einer Dortmunder Spezialklinik am nach innen und oberhalb der Schneidezähne gebrochenen Kiefer operiert. Es wurden zwei Plättchen und Schrauben eingepflanzt. „Er hat die OP gut überstanden“, berichtete Mirza Sijaric, Sportlicher Leiter des TuS Ferndorf, aus dem medizinischen Bulletin. Der 36-Jährige wird auch die drei beim Zusammenprall mit Kevin John in Mitleidenschaft gezogenen Zähne behalten können.
Comeback vielleicht erst im Februar
Von Glück im Unglück kann trotzdem keine Rede sein, denn der beste Torschütze der 2. Liga fällt „vier bis sechs Wochen“ aus, befürchtet Sijaric, „das sagen zumindest die Ärzte.“ Der Sportliche Leiter geht davon aus, dass Koke in diesem Jahr nicht mehr spielen kann. Damit müsste der Aufsteiger noch zehn Spiele auf seinen Leistungsträger verzichten. Da der gesamte Januar spielfrei ist, ist mit einer Rückkehr Kokes aufs Feld spätestens zum ersten Spiel 2016 am 6. Februar bei HF Springen zu rechnen.
Dann könnte es auch das Comeback von Patrick Bettig geben, dessen Schulterprobleme hartnäckiger als erhofft sind. Mit Reuter und vor allem Schneider ist nach deren Kreuzbandrissen dagegen noch lange nicht zu rechnen. Angesichts dieser unerwarteten Verletztenmisere kreisen bei den Ferndorfer Machern stärker denn je die Gedanken, wie kurzfristig und sinnvoll geholfen werden kann. Sijaric gab zu verstehen, dass der Verein bereits seit Schneiders Ausfall den Markt sondiert und Videos studiert – bislang ohne Ergebnis. „Die, die uns sofort helfen könnten, kosten viel Geld. Das haben wir aber nicht“, sieht sich Sijaric in einer Zwickmühle: „Es müssen Spieler sein, die finanzierbar sind, uns aber auch sportlich helfen.“ Eine Hilfe könnte in dieser Notlage der VfL Gummersbach sein, Kooperationspartner des TuS Ferndorf. „Wir haben natürlich Kontakt, und ein talentierter A-Jugendlicher vom VfL hat auch schon mittrainiert“, so Sijaric. Koke oder Schneider ersetzen könne der aber nicht.
Und so müssen Sijaric und Co. weiter die Augen und Ohren aufhalten, um diese personelle Krise ohne dramatische sportliche Auswirkungen zu meistern.
Das erste Doppelspiel-Wochenende jedenfalls beendete der gebeutelte TuS Ferndorf gegen starke Gegner mit null Punkten, wusste aber – wie immer – kämpferisch zu überzeugen. „Und genau diesen Kampfgeist brauchen wir jetzt dringender denn je“, heißt der Appell von Mirza Sijaric.