Im Bergbaumuseum in Bochum lag am Wochenende das Kondolenzbuch aus. In der alten Bergbaustadt ist die Erinnerung an das Kohlenzeitalter noch sehr lebendig. Gleichzeitig gedenken viele Besucher an das Unglück in Soma und zeigen ihr Mitgefühl. Ein Fest soll am Wochenende an sie erinnern.
Bochum.
Nein, lange Schlangen sind es nicht, die sich am Wochenende vor dem Kondolenzbuch im Bergbaumuseum bilden. Doch die Betroffenheit bei denen, die einen Moment Zeit finden, um inne zu halten, ist groß. Dass in Bochum, dass im Ruhrgebiet der Bergbau in den Gedanken der Menschen noch lebendig ist, zeigen Kommentare wie dieser: „Unser tiefes Mitgefühl, als Bewohner des Kohlengebietes Wanne-Eickel“, schreibt eine Familie aus Wanne.
Ganz unmittelbar angerührt und auch ärgerlich über die Situation in den türkischen Bergwerken sind viele junge Männer und Frauen einer 50-köpfigen Gruppe des „Bundes türkischer Jugendlicher“, die ohnehin an diesem Wochenende das Bergbaumuseum besuchen wollte. Sie sind Studierende von verschiedenen deutschen Hochschulen. Can Burak Naz trägt sich stellvertretend für die ganze Gruppe ein: „Dieses Unglück in Soma bewegt uns alle sehr“, sagte er.
Geplantes Fest in Oberhausen
Ganz spontan hat sich die Vereinigung entschlossen, ein ohnehin am kommenden Wochenende in Oberhausen geplantes Fest anlässlich des türkischen Nationalfeiertags umzuwidmen. Der Erlös der Veranstaltung soll einem Bildungsfonds in der Türkei zugute kommen, mit dem auch die Kinder der Hinterbliebenen der mehr als 300 Opfer des Grubenunglück unterstützt werden sollen.
Wie berichtet, hatte das Deutsche Bergbaumuseum sich auf Wunsch der Stadt sofort bereit erklärt am Samstag ein Kondolenzbuch auszulegen. Wie eine Sprecherin des Museums am Sonntag auf Anfrage erklärte, soll in den nächsten Tagen geprüft werden, ob es Sinn machen könnte, mit weiteren Veranstaltungen auf die Tragödie von Soma zu reagieren.
Europäische Bergarbeiter-Metropole
Die türkische Studentin Anil Kilinc, die ebenfalls mit der Jugendgruppe am Samstag das Museum besuchte, äußerte sich verständnislos über die Reaktionen der türkischen Regierung zu dem Unglück.
Die Zechenstadt Bochum galt im Jahre 1929 mit über 70 kleinen und großen Zechen innerhalb ihrer Stadtgrenzen als europäische Bergarbeiter-Metropole. Wie lebendig diese Erinnerung ist, zeigt die alljährlich zum Barbara-Tag veranstaltete große Bergparade.