Herbert Grönemeyer begeistert 30.000 Fans in „4630 Bochum“
Herbert Grönemeyer in Bochum: Im strömenden Regen feierten zehntausende Fans den Sänger beim ersten von zwei Jubiläumskonzerten fürs legendäre „4630 Bochum“-Album im Ruhrstadion.
Bochum.
Diese Nacht hat einen Namen: Bochum. Herbert Grönemeyer aus Bochum singt „Bochum“ in Bochum für Bochum, und 30.000, und kommen sie auch anderswo her, sind an diesem Abend – Bochum. „Oooh, Glück Auf, Bochum!“ Mit Bergmanns-Chor. Natürlich ist das Herbert Grönemeyers Text, aber es ist längst Bochums Lied geworden, Deutschlands angeblich beliebteste Stadthymne. Sie singen das hier auch ohne ihn, bei jedem Heimspiel des VfL, mindestens.
Und ehrlich, sie hätten ihn auch an diesem Abend nicht gebraucht. Nur: Mit Herbie is’ schöner. Mit rotem Licht um Viertel vor neun und später noch mal „Bochum, ich komm aus Dir“. Dieses Heimspiel ist seins. „Etwas emotional, auch für mich, aber ich tue so, als merk’ ich nichts.“
Grönemeyer hat 3500 Ex-Opelaner eingeladen
Er tut es vor besonderem Publikum: „Dreißig – Jahre – Bochum“- Shirt an, VfL-Schal um und 3500 Opelaner da, all jene also, die von der Werksschließung betroffen sind. Sie lud der Sänger ein, für sie gibt er dieses Konzert und ein zweites am Samstagabend obendrein. Für sie will er auch „Kadett“ singen, den Song über den Opel Namens Heinz. Eine „Geste der Solidarität“ nennt der Sänger das, die Opelaner freuten sich riesig, wie Betriebsratschef Rainer Einenkel sagt: Die Kollegen spürten, „da steht einer zu uns“, die Beziehung zu Herbert Grönemeyer, einem Bochumer, wie ihr Werk ein Bochumer war, sei von jeher „etwas ganz Besonderes“ gewesen.
Und nun ist er also da, der Mann, der kürzlich sagte, er habe zu „neuer Leichtigkeit gefunden“: schwarzer Anzug, weiße Turnschuhe und wie immer fit wie solche. „Ein intellektueller Typ, der immer denkt.“ Das klingt auch aus dem „Stück vom Himmel“ und aus den aktuellen Songs, mit denen er die Leute einstimmt. „Wir verlieren uns in Gleichgültigkeit“, aber nicht hier und heute, da ist die Menge schon begeistert, wenn Grönemeyer nur um die Bühnenecke singt.
Grönemeyers „4630 Bochum“-Album ist schon fast 31 Jahre alt
Schöner ist aber, wenn er nun wirklich die alte Platte auflegt. Das Album ist inzwischen schon bald 31, aber nachträgliche Feiern sind oft die besten. Am 14. August 1984 ist es erschienen, zu einer Zeit, als die Stadt noch mit einer vierstelligen Postleitzahl auskam. „4630 Bochum“.
Die Lieder, damals noch auf Vinyl gepresst, sind Kult: „Männer“, mit dem Grönemeyer, in ein Medley verpackt, an diesem Abend auch den letzten aus den Schalensitzen holt. „Alkohol“, „Flugzeuge im Bauch“ – all diese Stücke, auf die das Publikum bei jedem Konzert sehnlichst wartet und seien die neueren Werke Grönemeyers auch noch so poetisch und künstlerisch gar wertvoller. Das Musikmagazin „Rolling Stone“ zählte die Platte zu den „50 Ereignissen, die den Rock’n’Roll veränderten“, und sicher hat es Bochum verändert. Das jetzt singt: die neue Strophe für „Bochum“, geschrieben von Ursula Tharr. Die Zeilen „machen das Lied poetischer“, zärtlicher auch, hat Grönemeyer gesagt, der sie ausgesucht hat.
Aber natürlich kommen auch neue Stücke von „Dauernd jetzt“, „Regenzeit“ kommt darin vor, und Bochum kennt das schon. Grönemeyer kommt ins Stadion zum achten Mal übrigens, und es regnet. Es gießt, dass das Wasser aus den Schuhen wieder rauskommt. Na und? Wahren Fans macht das nichts, Grönemeyer auch nicht, nicht nur, weil er mal ein Lied hatte und an diesem Abend auch spielt, das hieß „Schiffsverkehr“. Wetter ist egal, sie sind wieder zusammen, sie singen „Bochum“.
Und Stunden später, kurz vor dem Ende um 23.20 Uhr, steht er da, Hand auf dem Herzen, und kämpft mit den Tränen: Bochum feiert ihn und sich selbst mit einem Feuerwerk. Und er wird wiederkommen, 2044, 60 Jahre „Bochum“, „nächste Woche beginnt der Vorverkauf“.