Die Ausstellung „Erstarrte Wirklichkeiten“ der kolumbianischen Künstlerin Catalina Pabón wird am 6. Juni um 17 Uhr im Kunstmuseum Bochum eröffnet.
Bochum.
Nach der eindringlichen Charlotte-Salomon-Schau zeigt das Kunstmuseum mit „Erstarrte Wirklichkeiten/Worlds apart“ eine weitere nicht weniger bemerkenswerte Ausstellung. Allerdings stehen diesmal nicht Menschenbilder und -befindlichkeiten im Fokus, sondern Landschaften. Die in Berlin lebende kolumbianische Künstlerin Catalina Pabón hat sie gemalt und gezeichnet: mächtige, weite, finstere, karge Panoramen. Sie stehen vordergründig für sich selbst, und verweisen doch immer unmittelbar auf das menschliche Sein.
Pabón (*1975) arbeitet in Grenzbereichen sowohl im Medium, zwischen Malerei und Zeichnung, als auch in der Darstellung, die zwischen realer und fiktiver Welt changiert. Mit weichen, feinen Strichen führt die Künstlerin Pastellkreiden über Leinwände oder dunkle Papiere und schraffiert energisch mit Filzschreibern auf dem Malgrund, auf dem erstaunlich harte und kalte „Szenen“ entstehen. Diese Landschaftsaus- und aufrisse sind quasi imaginär, man sieht sie, scheint zu erkennen, und findet doch keine exakte Zuordnung zur Wirklichkeit.
Ausblicke ins Nirgendwo
„Mich interessieren Struktur und Ausdruckswert, nicht eine bestimmte Örtlichkeit“, sagt die Künstlerin. Ihre Motive findet sie anhand von Fotografien, die dann am Computer verfremdet werden, gekippte Perspektiven, auf den Kopf gestellte Blickwinkel, Zerfaserung der Form. Die Computerskizzen setzt Pabón malerisch um, und zwar auf eine ausgesprochen künstlerische, detailverliebte, ja: überrumpelnde Art. Die oft großformatigen Arbeiten zeigen eine unwirtliche und unwirkliche Welt, in der Leben kaum vorstellbar ist.
Zur Eröffnung der Ausstellung „Erstarrte Wirklichkeiten“ wird am Samstag (6.6.) um 17 Uhr ins Museum, Kortumstr. 147, eingeladen. Die Schau ist bis zum 8. August zu sehen.
Grußworte zur Vernissage sprechen Museumsdirektor Hans Günter Golinski und Prof. Karen van den Berg (Uni Friedrichshafen).
Es ist die Welt der Steine, ohne Menschen. Aber es sind auch „Kissenwelten“, Faltenwürfe auf Decken oder Laken, die ähnlich organisch schwingen wie jene Szenerien, die sich vielleicht in der Wüste, vielleicht im Hochgebirge, vielleicht nirgendwo finden lassen. Diese Ortlosigkeit ist für Pabón Kennzeichen und Statement zugleich. Ihre Gegenden, die sich zu verweigern scheinen, werden zu Geisteslandschaften. Oder zu Geisterlandschaften, je nach dem, wie der Betrachter sie deuten mag.
Die Bilder vermittelten durchaus ein Gefühl von (meditativer) Einsamkeit. Unbehaust steht der Mensch/Betrachter vor den schroffen Panoramen – und auch vor der Größe – einer Natur, die von einem eigenen Willen beseelt ist, ohne das menschliche Maß zu achten. Es sind starke Malereien, in denen Albert Camus’ Satz von der „zärtlichen Gleichgültigkeit der Welt“ greifbar zu werden scheint. Eine Erkenntnis, mit der uns Catalina Pabón zutiefst beeindruckt.