Das Schauspielhaus bringt im November „Kabale und Liebe“ heraus, also eben jenen Schiller-Klassiker, den auch das Prinz Regent Theater im Spielplan hat. Es ist nach „Othello“ die zweite Doppelung eines bestimmten Stücks zur gleichen Zeit am großen Schauspielhaus und am kleinen PRT. Dort ist man nicht amüsiert.
Bochum.
„Ich bin sehr verärgert!“ – Sibylle Broll-Pape, Leiterin des Prinz Regent Theaters, ist sauer. Die Laune verhagelt hat ihr ein Artikel ausgerechnet in der WAZ, in dem über die Premiere von „Kabale und Liebe“ im Schauspielhaus berichtet wurde. Also genau jenem Schiller-Klassiker, den auch das PRT im Spielplan hat. Es ist nach „Othello“ die zweite Doppelung eines bestimmten Stücks zur gleichen Zeit am großen Schauspielhaus und am kleinen Prinz Regent Theater. „Das ist, für die Stadt gedacht, ganz und gar nicht förderlich“, so Broll-Pape in Richtung Anselm Weber.
Der Intendant wird „Kabale“ am 22. November wegen eine Programm-Umstellung herausbringen, da das zunächst vorgesehene Stück „Hans im Glück“ von Reto Finger nicht fertig wird. Damit zieht das Stadttheater nach, denn „Kabale und Liebe“ läuft und lief in über 30 ausverkauften Vorstellungen an der Prinz-Regent-Straße. „Wir nehmen mehr oder weniger amüsiert wahr, dass unser Spielplan zum zweiten Mal eine Quelle der Inspiration für die Kollegen in der Königsallee darstellt“, ätzt Broll-Pape.
„Ein ständiger finanzieller Kampf“
Schützenhilfe bekommt sie von Stephan Ullrich, ein Schauspieler, der an der Königsallee, aber eben auch immer wieder im PRT auf der Bühne steht: „Der Intendant nimmt wiederholt bewusst in Kauf, ein um seine finanzielle Existenz ständig kämpfendes privates Theater wie das Prinz Regent Theater durch seine Spielplanentscheidungen zu gefährden“, so Ullrich. Befürchtet wird Zuschauerschwund infolge des Doppel-Angebots.
Abi-Stoff auf der Theaterbühne
Im Schauspielhaus versteht man die Aufgeregtheit nicht wirklich. (Anm.: Anselm Weber ist auf Dienstreise, war für die WAZ nicht erreichbar). Zwar sei bekannt gewesen, dass das PRT „Kabale und Liebe“ zeige, so Olaf Kröck, leitender Dramaturg, auf WAZ-Anfrage, „aber das tun andere Theater auch.“ Bei Schillers Drama handelt es sich um Abitur-Prüfungsstoff, sehr viele Bühnen würden es zeigen, um so auch eher theaterfremde Jugendliche anzulocken. Tatsächlich habe das Schauspielhaus vermehrt Anfrage von Schulen, ob nicht mehr Abi-Stoffe auf die Bühne gebracht werden könnten.
„Es handelt sich also um keinen Marketingcoup, sondern das Schauspielhaus folgt damit auch dem Bildungsauftrag des Stadttheaters“, so Olaf Kröck.