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Manchmal mehr Personal als Besucher im Dortmunder U-Turm

Manchmal mehr Personal als Besucher im U-Turm

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Foto: WR RALF ROTTMANN

Dortmund. 

20 bis 80 Prozent – so hoch soll die Krankenquote bei „Service- und Bewachung“ im U-Turm laut Quartalsbericht sein. „Arbeitsverweigerung“ vermutete Dr. Jürgen Eigenbrod (CDU) im Kulturausschuss – und bringt den städtischen Personalrat auf den Baum. Der zeichnet ein ganz anderes Bild: Eines von angeblich falschen Zahlen, explodierenden Kosten und erschreckend niedrigem Besucherinteresse.

„Da wird genau auf die draufgehauen, die eigentlich den Karren seit über einem Jahr aus dem Dreck ziehen und von denen es noch vor kurzem hieß, man sei froh über ihr Engagement“, sagt Jörg Markau vom Personalrat. Schließlich hätten gerade die Servicekräfte „bis zum Anschlag gearbeitet“. Dass der Krankenstand hoch sei, wundert ihn nicht – das U sei ja lange zugige Baustelle gewesen. Aber: Die Quote von 20 bis 80 Prozent sei falsch. „Der Krankenstand ist zwar höher, als in der restlichen Verwaltung. Aber er liegt nicht höher als maximal 15 Prozent.“

Auch Kulturdezernent Jörg Stüdemann hatte sich jüngst unzufrieden mit der angegebenen Quote gezeigt: Es gebe einen Dauerkranken, die 80 Prozent seien irreführend. Jörg Markaus Vorwürfe aber gehen tiefer – und richten sich generell gegen die Personalpolitik im U: Mehrfach habe der Kämmerer den Turm an Tagen geöffnet, an denen sowohl Personalrat als auch Verwaltung das Besucherinteresse anzweifelten. „Aber er hat sich einfach darüber hinweggesetzt. Weil es von der künstlerischen Seite so gewünscht wurde“, so Markau. Die Zweifler aber hätten Recht behalten: Am Tag der Deutschen Einheit etwa seien elf Besucher gekommen – die den mindestens 15 Service- und Bewachungskräften gegenüberstanden, die es brauche, um den Turm zum Leben zu erwecken. „Natürlich gibt das dann ein Defizit“, so Markau. Trotzdem werde eine Öffnung an den Weihnachtstagen erwogen werde.

Auch die verlängerten Öffnungszeiten am Donnerstag und Freitag nicht nur bis 18, sondern bis 20 Uhr, hätten sich nicht bewährt: „In diesen zusätzlichen zwei Stunden kamen durchschnittlich sieben bis zwölf Menschen“, so Markau. Entsprechend sei eigentlich geplant gewesen, die verlängerten Zeiten ab 2012 nicht mehr anzubieten. „Aber jetzt heißt es plötzlich, dass es künstlerische Einwände gegen die Verkürzung gibt“, so der Personalrat fassungslos.

Markau räumt ein, dass im U Arbeitswelten aufeinander prallen: Die der Künstler und die der tariflich angestellten Stadtmitarbeiter. „Künstlerisch kann ich verstehen, dass man sich wünscht, dass Kino im U bis 3 Uhr nachts zu öffnen. Aber die gleichen Mitarbeiter können dann nicht am nächsten Tag um 9 Uhr wieder auf der Matte stehen.“

Auch die hohen Personalkosten bei Service und Bewachung durch Einsatz von externen Kräften bereiten Markau Bauchschmerzen: „Die Zahlen werden deutlich über der Prognose liegen“, sagt er und fürchtet, dass „eine unausweichliche Erhöhung der Betriebskosten insgesamt dadurch vertuscht werden soll.“

Seine These: „Ich habe die Sorge, dass die städtischen Angestellten im U als zu teuer, unflexibel und krank dargestellt werden soll. Als Vorbereitung, um eine Privatisierung des Personals zu rechtfertigen.“